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Rollschuhe, Puppe oder Äpfel: Diese Weihnachtsgeschenke bleiben unvergessen
Besondere Weihnachtsschätze
Mit Weihnachtsgeschenken verbindet man oft auch besondere Momente. Wie vielfältig sie sein können, zeigen die Geschichten unserer Leser, die diese Erinnerungen teilen möchten.
Weihnachtsgeschenke erinnern viele Menschen an ganz besondere Momente. Es kann ein Erbstück wie ein besonderer Ring der Großmutter sein, ein aufregendes Spiel, das die gesamte Familie an Heiligabend begeistert hat, eine spezielle Puppe, die man sich sehnlichst gewünscht hat und vieles mehr.
Diese besonderen Erinnerungen, die - Achtung - zu Tränen rühren können, möchten einige Leser teilen und sind unserem Aufruf gefolgt, von ihrem persönlichen Weihnachtsschatz zu berichten. Beeindruckende Geschichten, wie die folgenden, sind daraus entstanden.
Manche Bürger geben für die Weihnachtsgeschenke heutzutage viel Geld aus. In der Konsumgesellschaft gilt für manchen, dass ein Präsent für die Liebsten nicht teuer genug sein kann. Eine liebevolle Geste, wie sie Renate Popper von ihrem jüngeren Bruder in der Nachkriegszeit erfahren hat, ist für die 90-Jährige bis heute unbezahlbar und unvergessen:
Weihnachten 1946, wir waren Flüchtlinge und hatten in einem alten Ladenlokal endlich ein „Zuhause“ gefunden. Mein neunjähriger Bruder durfte bei einer Bauernfamilie mit den kleinen Kindern spielen und bekam am Heiligen Abend zwei schrumpelige Äpfel geschenkt. Einen davon schenkte er dann mir, unter einem von ihm mit zerfaserten Lumpenfäden geschmückten Bäumchen. Es war das großherzigste und schönste Weihnachtsgeschenk meines Lebens. Danke, kleiner Bruder!

Ein Geschenk mit ganz großer Geste. Einen schrumpeligen Apfel wie diese hier bekam Renate Popper in den Nachkriegsjahren von ihrem kleineren Bruder geschenkt. „Es war das großherzigste und schönste Weihnachtsgeschenk meines Lebens“, sagt die heute 90-Jährige. © Corina Rainer/Unsplash
Der größte Wunsch, den sie in ihrer Kindheit hatte, wurde für Barbara Hoffmann aus Selm-Bork an Weihnachten Mitte der 50er-Jahre wahr: Sie war gerade eingeschult worden und wünschte sich nichts sehnlicher, als eine ganz besondere Puppe - mit Haaren. Allerdings gab es für das Weihnachtsgeschenk, das damals tatsächlich unter dem Tannenbaum lag, kein Happy End:
Ich wünsche Dir schöne Weihnachten und gaaaanz tolle Geschenke! Meinen tiefen Seufzer als Antwort höre ich heute noch so wie damals mit 6 Jahren. Ach, tolle Geschenke – ich hatte doch nur einen einzigen, den großen Weihnachtwunsch...
Vor einigen Wochen hatte ich im Schaufenster eines Spielzeugladens eine Puppe gesehen. Es war nicht so, dass ich keine Puppe besaß, nein, nein - aber DAS da war nicht irgendeine Puppe, es war DIE Puppe überhaupt. Sie trug richtige Haare auf dem Kopf, keine aufgemalten wie es damals noch die meisten Puppen hatten. In meinen Augen war das etwas ganz Besonderes.
Meine innige Bitte an das Christkind war nicht umsonst. Am Weihnachtsabend saß dann tatsächlich eine wunderschöne Puppe unter dem Tannenbaum. Ihr Körper war zwar aus Pappmaché, aber ihr Kopf mit dem hübschen Gesicht und den Schlafaugen (!!) war aus zartem Porzellan. Und das Tollste überhaupt: Sie trug wirklich richtige Haare auf dem Kopf, keine aufgemalten. Sie hatte lange Locken, von zwei Schleifen gehalten. Ein hübsches Kleid trug sie auch noch. Meine Mutter hatte es, das wusste ich damals natürlich noch nicht, abends heimlich auf ihrer alten Nähmaschine, einem Erbstück ihrer früh verstorbenen Schwester, genäht.
Einen Namen bekam sie natürlich auch. In der Schule, die ich seit April besuchte, hatte uns die Lehrerin eine kleine Geschichte vorgelesen, die mir so gut gefallen hatte. Die Heldin in dieser Geschichte hieß Dorle. So war ich ab sofort Puppenmutter von Dorle. Jahre später, als mich Puppen gar nicht mehr interessierten, lag Dorle dann, von meiner Mutter sorgfältig eingepackt, eine ganze Weile im Kleiderschrank. Und eines Tages saß sie dann auch wieder, erwacht zu neuem Leben, als Deko in unserem Haus, da wurde sie aber zu einer äußerst eleganten Puppendame, ihre mittlerweile verfilzten Locken tauschte sie gegen eine exklusive kunstvoll geflochtene Echthaarperücke, von einer Puppenmacherin gefertigt, die auch das feine neue Kleid nähte, das sie dann trug.
Im vergangenen Jahr stieß ich sie bei einer unglücklichen Bewegung mit meinem Ellenbogen von ihrem Platz im Regal. Es war nur ein ganz leises „pling“, was ich wahrnahm, aber umso entsetzter war ich über das, was da vor mir auf dem Boden lag. Dorles Pappkörper war heil geblieben, trug weiter sein elegantes Kleid, aber ihr edler Porzellankopf war in lauter winzig kleine Splitter zerbrochen. Ganz geblieben war nur das Gestell aus ihrem Kopf, an dem die Schlafaugen befestigt waren. Es war ein schrecklicher Anblick.
Eigentlich wollte ich mich, bevor dieses traurige Unglück Dorles Puppenleben beendete, längst darum gekümmert haben, dass sie wieder bekam, was eigentlich immer zu ihr gehört hatte: schöne lockige, sogenannte Affenschaukeln, so wie sie sie früher trug – und ein weniger elegantes, aber dafür der damaligen Zeit entsprechendes passendes Kleid. Aber ihr Platz im Regal ist leider jetzt leer. Nur ein altes Foto von jenem glücklichen Weihnachtsabend erinnert noch an sie. Tschüss, Dorle!
Ebenfalls an ein Geschenk in der Zeit Mitte der 50er-Jahre erinnert sich Ingeborg Bolinger. Bis heute hat sie ein Plüschtier, das sie damals an Heiligabend geschenkt bekommen hat, aufbewahrt:
Die kleine Steiff Katze bekam ich im Jahre 1955 von meinen Großeltern zu Weihnachten geschenkt. An diesem Heiligabend war sie für mich das schönste Geschenk. Sie hat mich mein ganzes Leben bis heute begleitet. Dafür, dass sie schon so viele Jahre auf dem Buckel hat, hat sie sich doch gut gehalten. Die Steiff Katze hat Ingeborg Bolinger in den 50er-Jahren zu Weihnachten geschenkt bekommen. Bis heute wird sie von dem Stofftier begleitet.
© Bolinger
Von einem Geschenk, das bis heute gut in Erinnerung bleibt und zusätzlich sichtbare Spuren hinterlassen hat, erzählt Renate Große Wiesmann. Die Leserin aus Lünen hat ihre persönliche Geschichte mit dem Titel „Mein (trotzdem) schönstes Weihnachten versehen:
Lange schon hatte ich mir eigene Rollschuhe gewünscht, aber meine Eltern hatten mich immer auf das nächste Jahr vertröstet. Nun war Weihnachten 1949 gekommen. Ich konnte es kaum erwarten, dass Großvater das Glöckchen nahm und mit den Worten „Kommt, es ist alles bereit!“ als Erster das Weihnachtszimmer betrat.
Noch während wir sangen, suchten meine Augen alles ab: Unter dem Baum, in den Sesseln, auf dem Tisch – kein größeres Paket war zu sehen. Dann durften wir Kinder uns endlich auf den Boden setzen und die kleinen Päckchen auspacken, die für uns bestimmt waren. Meine Enttäuschung wurde immer größer. „Nun setze dich mal in den großen Sessel und schau‘ dich noch einmal ganz genau um!“, sagte Mutti.
Traurig hüpfte ich auf das große Kissen – und sprang mit einem Schrei wieder hoch. Unter dem Kissen lag etwas Großes, Hartes. Das Weihnachtspapier flog in Fetzen in alle Richtungen. So schnell ich konnte, schnallte ich die schönsten Rollschuhe, die ich je gesehen hatte, an und rutschte ganz vorsichtig über den dicken Teppich durch den Flur auf die Küchentür zu. Die flog auf und ich stolperte zuerst langsam auf die gegenüberliegende Speisekammertür zu.
Wir hatten in Derne eine große Küche. Auf den glatten Fliesen ging es nun minutenlang immer Hin und Her – und immer besser. Aus der Kammer zur Küchentür, zurück in die Kammer. Nie vorher war ich glücklicher gewesen! Meine Eltern standen zuerst lachend im Flur, um mich zu beobachten. Dann gingen sie wieder ins Weihnachtszimmer zurück zu den Anderen. Plötzlich ein Schrei!
Ich war gestolpert, konnte mich nur schlecht abfangen und prallte mit dem Gesicht auf die Fliesen. Meine Nase blutete und meine Lippen schmerzten. Vati kam gerannt - schimpfte aber nicht. Er schaute mich nur sehr ernst an, sah in meinen Mund. „Zieh‘ dir einen Mantel an. Wir fahren los!“, sagte er. Rollschuhe hat sich Renate Große Wiesmann sehnlichst zu Weihnachten gewünscht. An Heiligabend 1949 lagen sie etwas versteckt unter einem großen Kissen. Danach wurden die Rollschuhe direkt ausgetestet, aber mit schmerzhaften Folgen...
© Caleb Russell/Unsplash
So kam es, dass ich am Heiligen Abend – meine Nase hatte aufgehört, zu bluten – im Zahnarztstuhl in Vatis Praxis saß. Er befürchtete, dass der Nerv am vorderen Schneidezahn gerissen war, weil ein Stückchen dieses Zahnes fehlte. Mit einem elektrischen Gerät prüfte er ihn. „Hebe die Hand, wenn du etwas spürst!“ Stufe 1 – nichts; Stufe 2 – nichts; Stufe 3 – auch nichts. Die Falte auf Vatis Stirn wurde tiefer. Stufe 4 –meine Hand flog hoch und ich brachte ein „Aua!“ hervor. Vati lächelte und meinte: „Du hast Glück gehabt!“ Nun nahm er eine Schleifmaschine, schliff und glättete meinen Zahn und meinte dann lachend: „Fröhliche Weihnachten, meen Deern!“
Wieder zu Hause angekommen, soll ich noch stundenlang im Sessel gesessen haben - mit meinen Rollschuhen fest umklammert im Arm! Noch viele Jahre danach waren diese Rollschuhe mein kostbarstes Gut und meine liebste Freizeitbeschäftigung. Noch heute zeugen kleine Narben mit schwarzen Strichen vom Kohlenstaub von Stürzen auf der Straße vor unserem Haus. Und auch die große eckige Flasche mit der roten Jodtinktur werde ich nie vergessen!
Ein Weihnachtsgeschenk, das wohl in den 80er- und 90er-Jahren für viele strahlende Gesichter vor allem bei Mädchen sorgte, waren Artikel aus Filmen oder Zeichentrickserien. Dazu gehörte für eine Facebook-Userin das Regina-Regenbogen-Pferd „Sternschnuppe“:
Dafür ist mein Papa damals bis zur holländischen Grenze gefahren. Denn hier gab es das nirgends mehr. Ein Spielzeug ähnlich wie dieses „My little Pony“ bekam eine Facebook-Userin zu Weihnachten geschenkt. Das Regina-Regenbogen-Pferd konnte man seinerzeit gar nicht so leicht kaufen.
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