Jahresrückblick 2014
Was gibt der Immobilienmarkt in Werne noch her?
Seniorenzentrum an der Freiherr-vom-Stein-Straße, Stadtvillen am Burgtor, Wohnbebauung an der Lünener Straße, Baugebiet am Windmühlenberg - nur einige Orte, an denen in Werne seit 2014 neue Häuser entstehen. Doch was gibt der Markt noch her? Wir haben mal bei dem Makler Thorsten Thiemann nachgefragt.
"Innenstadtnahe Wohnungen können eigentlich immer gut vermietet werden, solange sie bestimmte Kriterien - Aufzug, Aufteilung, barrierearm etc. - erfüllen. Angesichts niedriger Zinsen sind diese Wohnungen eine solide und wertbeständige Kapitalanlage. Viele meiner Kunden haben ihr aktives Berufsleben hinter sich gelassen und verfügen über einen entsprechenden monetären Hintergrund, um ihr Kapital dann in eine Eigentumswohnung zu investieren."
"Solange die Nachfrage ungebrochen ist, solange wird es ein Angebot geben. Jedoch sind wir bereits durch die hohe Anzahl an Neubauwohnungen an einem Punkt angelangt, an dem nicht mehr viel Luft nach oben ist. Allerdings werden sich auch der Mietmarkt und die Miethöhen von selbst regulieren. Im Umkehrschluss sind allerdings gute, gebrauchte Etagenwohnungen Mangelware. Die Besitzer geben sie derzeit verständlicherweise nur selten an den Markt."
"Überwiegend, aber es gibt auch viele junge Leute, die auf der Suche nach ,Starter-Eigentumswohnungen‘ sind. Angesichts hoher Mieten und niedriger Darlehenszinsen wollen sie lieber für etwas Eigenes bezahlen, was dann später auch als zusätzliche Altersvorsorge dienen kann."
"Das kommt immer auf den individuellen Einzelfall an. Hier ist es wichtig, dass in einer umfassenden Beratung die jeweilige Einkommenssituation und der Wohnbedarf analysiert wird. Nicht jedes Objekt passt zu jedem Interessenten. Es kam auch schon vor, dass man Leute auch vor sich selbst schützen musste, wenn sie sich zum Beispiel selbst nicht realistisch einschätzen. Nehmen wir nur das Beispiel Zinsbindung: Wenn die Zinsfestschreibung bei einem Kreditvertrag nach zehn Jahren ausläuft und das Zinsniveau sich im Laufe der Jahre deutlich erhöht hat, ist das Risiko hoch, dass die monatlichen Belastungen zum Problem werden können. Zwar gibt es im Finanzierungsbereich Instrumentarien, die dem entgegenwirken können, dennoch lassen sich viele von den historisch niedrigen Darlehenszinsen beeinflussen."
"Werne hat als mittlere Kleinstadt einige Vorteile zu bieten: Zum einen die gewachsene Innenstadt, zum anderen die günstige Verkehrslage, sowie ein breites Angebot an sportlichen und kulturellen Veranstaltungen, und nicht zuletzt die Schullandschaft. Ich habe sehr viele Anfragen aus dem Dortmunder Raum. Die Menschen dort wollen ihre Kinder nicht in der Innenstadt aufwachsen lassen – und den Dortmunder Süden kann sich auch nicht jeder leisten. Oder nehmen wir Münster: Der Markt dort ist regelrecht explodiert. Da bietet Werne eine echte Alternative auf dem Wohnungsmarkt."
"Das ist richtig. Und genau deshalb müssen wir weiterhin auch für junge Menschen etwas tun. Neue Baugebiete sind in Planung. Dies ist wichtig um im kommunalen Wettbewerb junge Familien zu halten und neue für Werne zu gewinnen. Auch die Förderung beim Kauf alter Bestandsimmobilien ist richtig, um Leerstände zu vermeiden und den Werterhalt der Altimmobilien zu sichern."
"Grundsätzlich schon, zumal viele ältere Menschen ja in die Innenstadt wollen und ihre Häuser deshalb verkaufen. Aber nicht immer schätzen sie deren Wert richtig ein – vor allem natürlich wegen der emotionalen Bindung. Früher wurden Häuser außerdem fürs ganze Leben gebaut. Das ist heute längst nicht mehr der Fall, die Menschen wissen, dass es eher ein temporäres Wohnobjekt ist, da sich auch die Lebensgewohnheiten der Menschen in den letzten 20 Jahren verändert haben. Viele ältere möchten reisen und sich nicht mehr ausschließlich um Haus und Garten kümmern. Die jüngeren Familien möchten hingegen genau das, nämlich den Kindern beim Spielen im eigenen Garten zusehen."
"Ich glaube nicht, dass wir tatsächlich mal auf 25.000 Einwohner zurückfallen werden. Ich könnte mir vorstellen, dass sich Zu- und Wegzüge sogar die Waage halten, wenn sich Werne die Standortvorteile gegenüber manch anderer Kommune erhält und weiter ausbaut. Ich denke, dass es für alte Häuser immer einen entsprechenden Markt geben wird und wir diese auch weiterhin gut vermarktet bekommen."