Viel Regen im Winter Getreidebauern aus Werne und Herbern ziehen erste Bilanz vor Ernte

Viel Regen im Winter: Getreidebauern ziehen erste Bilanz vor Ernte
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Mit den derzeitigen sommerlichen Temperaturen beginnt nun auch die Getreideernte in Werne. Wahrscheinlich in dieser Woche, so erklärt es Landwirt Robert Schulze Kalthoff, werde er die erste Wintergerste einfahren. So wie in Werne machen sich laut Westfälisch-Lippischem Landwirtschaftsverband aktuell viele Bauern im Kreis und im Ruhrgebiet bereit, ihr erstes Getreide zu ernten.

Insgesamt sei man damit im Zeitrahmen, sagt Schulze Kalthoff im Gespräch mit uns. Aber: „Den ganz großen Fortschritt machen wir hier noch nicht.“

Denn an vielen Stellen sei das Getreide noch grün, also noch nicht ganz reif. Für die Gerste war das Wetter der vergangenen Wochen gut, sagt der Landwirt. Denn durch zu starke Sonneneinstrahlung wäre das Getreide zu schnell reif geworden.

Besser sei eine längere Abreife, bei der das Korn mehr Nährstoffe und mehr Stärke aufnehme und dadurch gehaltvoller werde. Da habe der Regen kein Problem dargestellt. „Zu den Erträgen können wir noch nichts sagen, das dauert noch, weil noch nicht geerntet ist, aber insgesamt stehen die Kulturen gut da“, so Schulze Kalthoff.

Landwirt bittet um Verständnis

Anders habe das allerdings im vergangenen Winter ausgesehen, erklärt der Werner Landwirt. „So einen nassen Winter hatten wir in den letzten 30 bis 40 Jahren nicht mehr.“ Auch wenn es immer mal wieder vorkomme, regional und flächendeckend und auch durch den Klimawandel bedingt.

Die Konsequenz: Auf den Feldern kam es zu Staunässe, die Ernte ist regelrecht ertrunken. Damit waren die Aussaat verloren. Ganze zwei Hektar, so erklärt es Schulze Kalthoff, habe er komplett umpflügen und neu aussäen müssen. Pro Betrieb, so schätzt es der Landwirt, habe der vergangene Winter 10.000 bis 15.000 Euro Verlust durch das Wetter eingebracht. „Der eine hatte mehr, der andere weniger. Einige haben nur wenige Quadratmeter.“

Im Moment aber stehe man gut da, erklärt der Werner Landwirt. Für die Ernte sind die Bauern auf gutes Wetter angewiesen. Deshalb bittet der Landwirt die Bürger um Verständnis: „Wenn es jetzt in nächster Zeit später wird, wir abends oder nachts ernten, dass dafür Verständnis aufgebracht wird, dass wir dann auch mal die Abend- oder Nachtruhe stören.“

Gerste hat Nässe überstanden

Ähnliche Erfahrungen hat auch Gerhard Reimann aus Herbern gemacht. Der Landwirt hat Wintergerste, Weizen und Mais auf seinen Feldern stehen. „Wir warten noch darauf, dass das Wetter noch ein paar Tage gut bleibt, dass die Gerste vollständig abreift.“ Zum Ende der übernächsten Woche dann, so hofft er, könne die Ernte eingefahren werden.

Durch Zufall habe er im vergangenen Jahr mehr Gerste als Weizen gesät. Als dann der viele Regen einsetzte, war die Gerste schon aufgegangen und dafür nicht mehr so anfällig. Der Weizen hingegen sei zum Teil dem Regen zum Opfer gefallen. Etwa 15 bis 20 Prozent, so schätzt Reimann, haben Herberner Bauern durch den Regen an Ernteerträgen verloren. Während andere Bauern nachsäten, habe er sich nach Abwägung der Kosten und Nutzen gegen eine Nachsaat entschieden.

Auch die Düngung im Frühjahr habe sich schwierig gestaltet, weil die nassen Flächen nicht befahrbar waren. Reimann rechnet für den Weizen mit keiner guten Ernte. „Die Bestände sind schlecht durch den Winter gekommen“, sagt der Herberner Landwirt. Der Mais wiederum habe sich schwergetan, weil es lange zu kalt gewesen sei, erklärt er. Dass es nun heiß ist, sei für den Mais allerhöchste Zeit geworden. „Von der Entwicklung her verzögert sich das. Der wächst dadurch langsamer. Je langsamer, desto später wird er reif und desto später können wir ernten.“ Und je später könne der Weizen den Mais ablösen. Hier habe manchmal schon eine Woche Verzug entscheidende Auswirkungen.

Für den Mais aber liege man aktuell zeitlich im Rahmen, sagt der Herberner Landwirt. Voraussichtlich Anfang Oktober, so schätzt Reimann, werde man den Mais ernten.