Ein zehnjähriges Mädchen wird vor der Sekundarschule angefahren. Ein Radfahrer wird schwer verletzt, als er mit einem Motorrad zusammenstößt. In Stockum kracht es so heftig, dass Fahrzeugteile in den Gegenverkehr geschleudert werden. Das sind nur wenige Beispiele für die Verkehrsunfälle, die sich im vergangenen Jahr in Werne ereignet haben – und sie spiegeln eine Entwicklung wider, die auch die Kreispolizei Unna festgestellt hat.
Eine „insgesamt negative Verkehrsunfallentwicklung“, um genau zu sein. Die wird der Stadt an der Lippe in der Verkehrsunfallstatistik für das Jahr 2024 attestiert. Landrat Mario Löhr, der Abteilungsleiter der Polizei, Torsten Juds, und der stellvertretende Direktionsleiter für Verkehr, Thomas Röwekamp, haben sie bei einer Pressekonferenz am Montag (17. März) vorgestellt.
Unfälle mit mehreren Verletzten
Denn so wie in den meisten Kommunen im Kreisgebiet ist in Werne im vergangenen Jahr nicht nur die Gesamtzahl an Verkehrsunfällen gestiegen – 304 wurden hier gezählt, im Vorjahr gab es im Vergleich nur 263 Unfälle –, auch hat es mehr Verunglückte gegeben. Gleichzeitig wurden weniger der 105 Verkehrsunfälle mit Personenschaden aufgeklärt. Als solche werden die Vorfälle gezählt, bei denen mindestens eine Person verletzt wird. Meist sind es aber mehr, was erklärt, warum es 2024 insgesamt 124 Verunglückte gab – also Personen, die bei einem Verkehrsunfall auf irgendeine Weise verletzt wurden. Das bedeutet einen Anstieg um 26 Verletzte.
Die meisten dieser Menschen – nämlich 50 an der Zahl – nahmen in einem Pkw am Straßenverkehr teil. 37 von ihnen waren Erwachsene im Alter zwischen 25 und 65 Jahren. Auch ein Kind, das jünger als 15 Jahre ist, wurde in einem Unfall verletzt. Insgesamt gab es 19 Verletzte auf einem motorisierten Zweirad, 23 Verunglückte auf einem Fahrrad, 18 auf einem Pedelec und sechs Fußgänger, die bei Verkehrsunfällen zu Schaden kamen. Bei fast allen Fortbewegungsmitteln waren die meisten Verletzten Erwachsene – außer bei den Fußgängern, dort gab es drei Senioren über 65, die verletzt wurden. Außerdem zwei Erwachsene und ein Kind.
Insgesamt wurden auf den Straßen in Werne zehn Kinder bei Unfällen verletzt. Jugendliche Opfer gab es nach Angaben der Kreispolizeibehörde acht. Zudem wurden insgesamt 14 junge Erwachsene im Alter zwischen 18 und 25 Jahren bei Unfällen verletzt, während es bei den Erwachsenen insgesamt 76 gab. Bei den Senioren beläuft sich die Gesamtzahl an Verunglückten auf 16.
Kinder auf Fahrrädern gefährdet
Besonders auffällig: Gerade bei den Verunglückten, die mit dem Fahrrad unterwegs waren, gibt es viele betroffene Kinder: Sechs davon sind in der Statistik der Polizei vermerkt. Bei Pedelecs, also Zweirädern, die zwar durch einen Motor unterstützt, aber nicht hauptsächlich dadurch angetrieben werden, gab es vier Senioren, die verletzt wurden. Insgesamt beläuft sich die Zahl bei verunfallten Fahrradfahrern auf 23, bei Pedelecs auf 18.
In diesem Zusammenhang sieht die Polizei ein vermehrtes Risiko bei diesen Fahrzeugen. Vor allem, weil kreisweit 212 der insgesamt 381 Unfälle Alleinunfälle waren. Um solche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden, legt die Polizei Unna einen besonderen Fokus auf sie. Zu den Maßnahmen, die solchen Unfällen vorbeugen sollen, zählen zum Beispiel ein eigens konzipiertes Pedelec-Seminar und eine Radfahrausbildung in Grundschulen. Im Jahr 2024 wurden kreisweit nämlich 16 Prozent mehr Kinder verletzt als noch im Vorjahr.

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Die Zahl an Verkehrsunfällen, die durch Geschwindigkeitsüberschreitungen verursacht wurden, ist in Werne zurückgegangen. Zählte die Polizei dort 2023 noch 14 Fälle, waren es im Jahr darauf nur noch acht. Alkohol- und Drogenfahrten gab es aber genauso viele, nämlich sieben. Und auch wenn die Zahl an Verletzten angestiegen ist: 2024 gab es keine Verkehrstoten in Werne. Im Vorjahr waren zwei Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben gekommen.
Dafür ist die Aufklärungsquote bei Unfallfluchten gesunken: Von den 14 Fällen, zu denen es 2024 kam, wurden weniger als die Hälfte aufgeklärt. Die Quote lag bei knapp 43 Prozent. Im Vorjahr war sie deutlich höher: acht der 13 Fälle konnten von den Beamten aufgeklärt werden. Bei den Unfallfluchten mit Sachschaden blieb die Quote fast gleich, obwohl ihre absolute Anzahl von 154 auf 176 gewachsen ist. 2024 konnten knapp 36 Prozent der Fälle aufgeklärt werden, 2023 knapp 37 Prozent.
Es gibt auch bestimmte Orte, an denen es immer wieder kracht. In Werne werden zwei Unfallschwerpunkte besonders herausgestellt: der Kreisverkehr zwischen Capeller Straße/Bahnhofstraße/Ottostraße und die Kreuzung zwischen Lünener Straße/Berliner Straße und Südring. An beiden Orten hatte es innerhalb eines Jahres mindestens drei Verkehrsunfälle gegeben – deshalb hatte die Polizei sie 2023 als sogenannte Unfallhäufungsstellen identifiziert. Ob sich aus den Daten für das Jahr 2024 zusätzliche Schwerpunkte definieren lassen, soll in einer zukünftigen Sitzung erarbeitet werden.