Mehr Verkehrsunfälle im Kreis Unna Immer häufiger sind Pedelecs daran beteiligt

Mehr Verkehrsunfälle: Immer häufiger sind Pedelecs daran beteiligt
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„Weniger Verkehrstote, aber aus meiner Sicht immer noch viel zu viele“, eröffnete Landrat Mario Löhr in seiner Funktion als Leiter der Kreispolizeibehörde die Pressekonferenz zur Unfallstatistik 2022. Dass im vergangenen Jahr weniger Menschen auf den Straßen im Kreis Unna tödlich verunglückt sind, ist aber eine der wenigen positiven Zahlen, die die Kreispolizeibehörde zu verkünden hatte. Denn insgesamt sind die Unfallzahlen gestiegen und es gab 2022 auch wieder mehr schwer Verletzte als im Vorjahr.

Dass viele Zahlen im Vergleich zum Jahr 2021 deutlich höher ausfallen, ordnete der Erste Polizeihauptkommissar Thomas Röwekap zunächst vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ein. In den Corona-Jahren war es wesentlich leerer auf den Straßen. Im vergangenen Jahr sei die Rückkehr in die Normalität auch im Straßenverkehr zu spüren gewesen. Das spiegelt sich in den Zahlen wider. Aus diesem Grund vergleicht die Polizei die aktuelle Entwicklung auch mit 2019 – dem letzten Jahr vor Corona.

Mit 8083 Unfällen ist die Gesamtunfallzahl im Vergleich zum Vorjahr deutlich gestiegen. Blickt man auf das Jahr 2019 zurück ist die Gesamtunfallzahl zwar sogar leicht gesunken – aber die Zahl der schwereren Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, hat zugenommen.

Die Polizei spricht von 1097 im Straßenverkehr verletzten oder getöteten Menschen. „Das ist eine sehr hohe Zahl“, sagte Thomas Röwekamp. In ihrer Statistik unterscheidet die Polizei zwischen leicht Verletzten, die ambulant behandelt werden, und schwer Verletzten, die zu stationären Behandlung in einem Krankenhaus bleiben. Auch die Zahl von 165 schwer Verletzten sei „recht hoch“, so Röwekamp weiter.

Gestorben sind im vergangenen Jahr sechs Menschen bei vier Verkehrsunfällen. Besonders in Erinnerung geblieben ist vielen Unnaern mit Sicherheit der schwere Unfall auf der B1 (Werler Straße) vor rund einem Jahr, bei dem zwei Autos frontal zusammenstießen und alle drei Insassen der beiden Fahrzeuge, zwei Frauen und ein Mann, ihr Leben verloren. Bei der Unfallaufnahme halfen Spezialisten, da die Fahrzeuge Feuer fingen.

Ein besonders schwerer Unfall mit drei Toten hatte sich vor rund einem Jahr auf der B1 in Unna ereignet.
Ein besonders schwerer Unfall mit drei Toten hatte sich vor rund einem Jahr auf der B1 in Unna ereignet. © Archiv/Michael Neumann

Obwohl Autofahrer statistisch gesehen immer noch am häufigsten in Verkehrsunfälle verwickelt sind, bereite ein Blick auf die Verunfallten mit Fahrrädern und Pedelecs besonderen Anlass zur Sorge. Konnte die Polizei bereits in den vergangenen Jahren einen stetigen Anstieg der Verkehrsteilnehmenden mit diesen Fahrzeugen feststellen, so spiegelte sich dies auch in der Anzahl der Verkehrsunfälle wider. Die Zahl der schwer Verletzten Pedelec-Fahrenden ist deutlich gestiegen.

Mehr als die Hälfte der Verunfallten seien allerdings auch als Verursacher an dieser Unfällen beteiligt gewesen. Vor allem für Senioren sei das neue Fortbewegungsmittel eine Gefahr. Hier gelte es, nicht nur durch konsequente Verkehrsüberwachung, sondern auch im Bereich der Prävention tätig zu werden.

Weiter bekämpfen möchte die Polizei im Kreis Unna nicht nur Unfallursachen wie Alkohol und Drogen, sondern auch Unfallflucht. „Das ist einfach eine Unart, einen Verkehrsunfall zu verursachen und sich dann vom Unfallort zu entfernen“, ärgerte sich Thomas Röwekamp. 1800 Fälle, das seien im Schnitt drei Unfallfluchten am Tag. „Das ist gerade bei den Parkplatzremplern sehr ärgerlich.“ Die Aufklärungsquote sei gering. Sogar bei 77 Fällen mit Personenschaden sind Unfallverursacher im Kreis Unna vergangenes Jahr einfach geflohen.

In 2023 möchte die Kreispolizei vor allem die Anzahl der Unfälle, bei denen Menschen verletzt werden – und da insbesondere die der Verunglückten mit Rad- und Pedelec – verringern.