
© Andrea Wellerdiek
Kann man problemlos in Werne vegan leben? Veganer Stammtisch will den Beweis antreten
Veganismus in Werne
Kompletter Verzicht auf tierische Produkte - viele Menschen ernähren sich vegan. Doch wie geht das in Werne? Die Mitglieder des gegründeten veganen Stammtisches wollen diese Frage klären.
Veganer essen meinem Essen das Essen weg - solche oder andere schlechte Witzte hat sich Marco Leo schon häufiger anhören müssen. Der 33-Jährige lebt seit viereinhalb Jahren vegan.
Der komplette Verzicht auf tierische Produkte ist in Werne manchmal gar nicht so einfach. Die Supermärkte sind mittlerweile gut für Veganer ausgestattet, aber in der Gastronomie kann sich noch etwas ändern. Welches Restaurant bietet in Werne überhaupt vegane Gerichte an?
Extra-Karte mit veganen Gerichten
Diese Frage möchten die Mitglieder des nun neu gegründeten Stammtisches „Vegan in Werne“ in Werne klären. „Wir halten den Stammtisch aber auch für Nicht-Veganer offen. Es geht vor allem auch darum, sich gegenseitig auszutauschen und Informationen an Menschen zu geben, die vielleicht auch überlegen, sich künftig vegan zu ernähren“, erklärt Initiator Marco Leo.
Das erste Treffen fand bereits statt. 14 Interessenten waren im L‘Italiano dabei. Und sie aßen natürlich vegane Gerichte. „Ich war wirklich überrascht. Das war richtig toll, weil für uns eine Extra-Karte mit Gerichten zusammengestellt wurde“, erzählt Leo.
Gastronomie in Werne hat noch Nachholbedarf
Vegane Gerichte auf der Speisekarte - genau das wünscht sich der der Werner, der eine Fortbildung zum veganen Ernährungsberater absolviert hat. Es ist ihm ein besonderes Anliegen, für vegane Speisen in den Restaurants in Werne zu werben.
Denn da haben die Gastronomen in Werne noch Nachholbedarf, wie Leo sagt.
„Mittlerweile gibt es fast überall vegetarische Gerichte auf den Speisekarten. Vegane Gerichte sind in den Restaurants in größeren Städten gang und gäbe. In Werne ist das allerdings nicht so.“ Und das soll sich ändern.
Logistische Hürden in den Küchen
Bei den Stammtischen, die wechselnd in verschiedenen Restaurants stattfinden, möchten die Mitglieder gleich auch herausfinden, wer vegane Gerichte generell anbietet. Eben nicht nur, wenn sich der vegane Stammtisch aus Werne angekündigt hat. Jeden dritten Sonntag im Monat findet der Stammtisch statt.
Im Zuge der Treffen möchte Marco Leo mit den Gastronomen und Köchen ins Gespräch kommen. „Die Resonanz war bislang positiv. Allerdings gibt es oft logistische Hürden in den Küchen. Die veganen Gerichte sauber getrennt zuzubereiten, sorgt bei einigen für gewisse Ängste“, erklärt Leo.
Vision von einem veganen Stadtfest in Werne
Doch vegane Gerichte langfristig auf die Speisekarten der Werner Restaurants zu bekommen, ist nicht der einzige Wunsch von Marco Leo. Der Managementsystem-Beauftragte hat weitere Visionen, um Werne für Veganer attraktiver zu machen: von Food-Festivals mit veganen Gerichten bis hin zu einem veganen Stadtfest. Solche Veranstaltungen könnten für mehr Akzeptanz sorgen und gleichzeitig Leute nach Werne locken.
Drei Gründe für den Weg in den Veganismus
Marco Leo selbst ist aus drei Gründen zum Veganer geworden.
Erstens, ethische Gründe: „Um das Leid für die Tiere zu verhindern, muss man sich eigentlich vegan ernähren. Auch Eier und Milch kommen fast ausschließlich aus der Massentierhaltung.“
Zweitens, der ökologische Aspekt: „Der Umwelt zuliebe verzichte ich auf tierische Produkte und bin gegen die Massentierhaltung.“
Drittens, der berufliche Aspekt: „Ich habe mich für die Fortbildung zum veganen Ernährungsberater entschieden, damit ich in Themen rund um die Ernährung fit bin.“
Verzicht auf Ersatzprodukte
Seitdem er sich vegan ernährt, fühle er sich deutlich fitter, wacher und glücklicher, wie Marco Leo selbst beschreibt. Vor allem Käse habe er anfangs vermisst. „Diesen besonderen Eigengeschmack kann man nicht einfach durch Alternativen ersetzen“, sagt der 33-Jährige.
Und auf Ersatzprodukte mit Aromen sollte man generell verzichten. Marco Leo und seine Frau Jennifer setzen auf eine natürliche und bewusste vegane Ernährung. „Auch unserer eineinhalb jährigen Tochter hat das nicht geschadet“, sagt Marco Leo.
Gesellschaftliche Akzeptanz
Schwierig sei am Anfang auch die gesellschaftliche Umstellung gewesen, wie Leo erzählt. „Wenn man woanders zu Gast ist, muss man viel ablehnen. Schnell gehen auch die Diskussionen los. Ich hatte auch eine Phase, in der ich versucht habe, die Leute zu missionieren. Aber das stößt auf Gegenwehr. Damit lernt man, umzugehen“, sagt Marco Leo. Das gilt auch für Witze über Veganer. An das typische „Vegane Bullshit-Bingo“ habe er sich längst gewöhnt, so Leo.
Für ihn ist die vegane Ernährung eine Lebenseinstellung. „Ich bin derjenige, der weiß, dass er nicht mehr zurückkehren wird“, sagt Marco Leo. Er werde so lange auf den Verzehr von tierischen Produkten verzichten, wenn es gar keine Alternative gebe, also wenn er Tiere zum Überleben essen müsste.
Ganz so dramatisch ist die Situation in Werne natürlich nicht. Dennoch: Der Bedarf an mehr veganen Speisen in den Restaurants sei da. Dort etwas zu bewirken, das ist der Wunsch der Mitglieder des veganen Stammtisches Werne.