Der Einkauf von Stephan Seidel aus Werne dauert in diesem Monat etwas länger als üblich. Und das hat einen einfachen Grund: Er macht mit beim Veganuary. Dabei hat die gleichnamige, aus Großbritannien stammenden Organisation im Januar dazu aufgerufen, sich rein pflanzlich zu ernähren. Daher muss er nun häufiger die Zutatenliste der Lebensmittel lesen, um sicher zu sein, dass auch wirklich keine tierischen Zutaten verarbeitet sind.
„Ich wollte einfach mal etwas Neues ausprobieren, das hat mir auch in der Vergangenheit viel Spaß gemacht“, erklärt Seidel seine Entscheidung, die tierischen Produkte wie Fleisch, Käse oder Fisch von seinem Speiseplan zu streichen. Er habe sich schon länger mit dem Thema Ernährung beschäftigt, insbesondere nach seiner Schlauchmagen-Operation, denn damals musste er ganz genau schauen, was er in welchen Mengen essen kann. Schon damals machte er sich Gedanken um gesunde Ernährung. „An manchen Tagen fiel mir auf, dass ich mich vegan ernährt hatte, ohne es bewusst gemacht zu haben“, erzählt der 31-jährige Werner. Fleisch habe er schon lange ganz bewusst konsumiert, dabei stand aber weniger der gesundheitliche Aspekt, sondern Fragen des Tierwohls im Vordergrund. „Haltbare tierische Lebensmittel wie Frischkäse habe ich in eine Tüte gepackt, die liegt ganz hinten im Kühlschrank.“ Die will er erst im Februar wieder anrühren.

Neues ausprobieren
Seit einigen Tagen ernährt sich Seidel nun schon vegan. Und das funktioniere auch ganz gut. Tierische Produkte vermisse er noch nicht. „Es sind ja auch erst ein paar Tage“, lacht der Mann mit einem Lachen. Derzeit probiere er sich durch viele Ersatzprodukte. So sei der Umstieg einfacher und er muss auf Aufschnitt wie Mortadella nicht verzichten. „Bei einigen veganen Alternativen schmecke ich oft keinen Unterschied, auch das vegane Mett und die Leberwurst schmeckt mir sehr gut“, sagt der Mann aus Werne. Nur bei Käse habe er sich noch nicht so umfangreich durchprobiert. Aber aus der Erinnerung weiß er, vor einigen Jahren habe ihm der nicht so zugesagt. Davon will er sich aber nicht abhalten lassen, einen neuen Versuch zu wagen. „Ich will nicht von vornherein sagen, dass mir das nicht schmeckt.“
Bei den Discountern Aldi und Lidl, die sich mit einem erweiterten veganen Sortiment in ihren Filialen am Veganuary beteiligen, sind die pflanzlichen Ersatzprodukte nachgefragt. Beide Discounter bieten etliche vegane Produkte ihrer Eigenmarken an und imitieren nicht nur Steak, Aufschnitt, Käse und Salate, sondern auch Fisch-Produkte. Und auch die will Stephan Seidel probieren. „Ich habe im Kühlregal schon veganen Lachs gesehen, den will auch unbedingt testen“, sagt er.

Overmann verkauft mehr Gemüse
Einige neue Lebensmittel hat er schon ausprobiert, Fenchel beispielsweise. Die passenden Rezepte sucht er sich vor allem aus dem Internet. „Oft frage ich Google, wenn ich eine Idee habe, damit ich diese verfeinern kann“, erzählt Stephan Seidel. Aber auch im Austausch mit Freunden erhalte er immer wieder neue Ideen zum Kochen, die er dann umsetzt. „Ich habe mir vorgenommen, eine Mango-Kokos-Linsen-Suppe zu kochen“, sagt er.
Teurer sei sein veganer Einkauf aber nicht. „Fleisch und Käse habe ich vorher oft bei Overmann gekauft, das war ohnehin teurer als im Supermarkt. Ich würde sogar sagen, dass mein Einkauf jetzt ein wenig günstiger ist“, erklärt er. Im Lebensmittelgeschäft von Clemens Overmann in der Werner Innenstadt sind dieser Tage vegane Lebensmittel ebenfalls nachgefragt. Allerdings komme es nur vereinzelt vor, dass Kunden nach veganen Ersatzprodukten fragen. „Unser Sortiment ist dahingehend noch sehr klein“, sagt Overmann. Das liege vor allem an der kleinen Ladenfläche.
Aber er bemerkt, dass der Absatz von frischem Gemüse gestiegen ist. Auf den veganen Aktionsmonat schaue der Lebensmittelhändler mit einem „gebrochenen Herzen“. Immerhin ist er Mitgründer von Neuland-Fleisch. Ihm sei es vor allem ein Anliegen, dass sich die Menschen bewusst ernähren, nur jeweils einmal die Woche Fleisch und Fisch verzehren und an den anderen Tagen Gemüse servieren.