Überflutungen am Haferfeld in Werne Bei jeder Wetter-Warnung kommt die Angst wieder hoch

Haferfeld: Bei jeder Wetter-Warnung kommt die Angst wieder hoch
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Das Haus am Haferfeld 9 in Werne hat mehr als 100 Jahre auf dem Buckel. Es gehört Antonius Schulze Kersting (69) und seiner Frau. Sie leben dort seit 48 Jahren. 45 Jahre davon hatten sie nichts mit Hochwasser zu tun. Das änderte sich im Juli 2021. Im Mai 2023 war es wieder soweit. Antonius Schulze Kersting hat einen Verdacht, woran das liegen könnte.

Der 69-Jährige, der 43 Jahre in der Verwaltung der Uni Münster gearbeitet hat, öffnet einige Dateien auf seinem Computer. Er hat damals, vor zwei Jahren und vor knapp zwei Monaten, Videos und Fotos von den Fluten gemacht. „Ich habe die Garage aufgemacht, damit das Wasser durchlaufen konnte und nicht ins Haus kam“, erinnert er sich.

Kanalisation zu klein?

Der Werner hat einen Verdacht, eigentlich sogar zwei, warum es in den vergangenen zwei Jahren gleich zwei Mal zu Überflutungen auf seinem Grundstück kam. „Das hat bestimmt“, sagt er und deutet über den Garten Richtung Süden, „mit dem Abriss der Marien-Schule und dem anschließend Wohnungsbau zu tun.“ Seine Vermutung: Das Wohngebiet am Windmühlenberg ist dicht bebaut, „das Gelände ist abschüssig Richtung Ovelgönne.“

Bei starkem Regen liefe das Wasser auf die Ovelgönne, die dortige Kanalisation sei überlastet, die Flut ergieße sich in die angrenzenden Grundstücke von Ovelgönne Nordseite und weiter bis zu seinem Garten am Haferfeld. „Und hier“, das ist sein zweiter Verdacht, „hier schafft die Kanalisation das ebenfalls nicht“.

Überflutungen auch bei Nachbarn

Ein Beleg dafür sieht er in der Überschwemmung in seinem Keller vor zwei Jahren. „Das Wasser drückte nicht von unten hoch, es kam direkt aus der Wand.“ Rund 30 Zentimeter hoch stand der Regen in seinem Keller. „Knapp unterhalb des Stromkastens“, sagt er und ist erleichtert, dass damals nicht noch mehr passiert ist. Nachbarn hätten später von ähnlichen Umständen berichtet.

Bei der Stadt hält man den Verdacht von Schulze Kerstin für eher unwahrscheinlich. Frank Adamietz, Leiter des Kommunalbetriebs Werne (KBW), sagt auf Anfrage der Redaktion: „Uns ist in diesem Bereich von keiner Problemstellung etwas bekannt.“ Der Blick ins Kataster habe ebenfalls keine problematischen Situationen offenbart.

Das Wasser hinter ihm ist gewollt, die Fluten bei starken Regen nicht. Antonius Schulze Kersting hatte bis 2021 nie Probleme mit Überflutungen auf seinem Grundstück am Haferfeld.
Das Wasser hinter ihm ist gewollt, die Fluten bei starkem Regen nicht. Antonius Schulze Kersting hatte bis 2021 nie Probleme mit Überflutungen auf seinem Grundstück am Haferfeld. © Jörg Heckenkamp

Durchflusskapazität erhöht

Auf den Verdacht, die Wohnbebauung auf dem ehemaligen Schulgelände könnte ursächlich für mehr abfließendes Wasser sein, meint Adamietz. „Als die Schule noch stand, war dort ja auch viel Fläche versiegelt, zum Beispiel der Schulhof.“ Zudem habe man mit Beginn des Wohnbaugebietes „die Durchflusskapazität der Kanalisation an der Ovelgönne erhöht.“

Woran die Überflutungen am Haferfeld nun auch liegen mögen - Kersting sagt drastisch: „Wenn der Wetterbericht ein Unwetter voraussagt, geht uns hier der A.... auf Grundeis“.

Videos von den Überflutungen auf rn.de/werne

Beim Starkregen im Juli 2021 hatten die Schulze Kerstings mit Überschwemmungen zu kämpfen - zum ersten Mal in mehr als vier Jahrzehnten. Im Mai 2023 dann die nächste Überflutung.
Beim Starkregen im Juli 2021 hatten die Schulze Kerstings mit Überschwemmungen zu kämpfen - zum ersten Mal in mehr als vier Jahrzehnten. Im Mai 2023 dann die nächste Überflutung. © Schulze Kersting

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