Tim Bolesta leidet an Gehirntumor - trotz Chemo und Bestrahlung „Abends kommen die Gedanken“

Tim Bolesta leidet an einem Gehirntumor: „Abends kommen die Gedanken“
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Eine Familie sitzt in einem Wohnzimmer in Werne: Vater, Mutter, Oma. Gleich muss die bald 3-jährige Tochter von der Kita abgeholt werden. Alles soweit normal? Nicht ganz. Denn die schwere Krankheit von Tim Bolesta (39) prägt seit knapp drei Jahren das Familienleben.

Ein Rückblick ins Jahr 2021: Es ist kurz vor Weihnachten. Die Tochter von Tim Bolesta und Ana Veronica De Sousa Gomez ist gerade drei Monate alt. Nach einer schwierigen Geburt und Krankenhausaufenthalten der Tochter ist gerade mal wieder etwas Ruhe eingekehrt. Gemeinsam sitzt die Familie auf dem Sofa. Doch etwas stimmt nicht. Der damals 36-Jährige bekommt auf einmal einen epileptischen Anfall.

In der Folge konnte Tim Bolesta seine rechte Körperseite kaum bewegen, es folgten Untersuchungen. Die niederschmetternde Diagnose: ein Tumor im Gehirn. Bereits im Januar 2022 wurde Bolesta operiert, der Tumor wurde zu einem großen Teil entfernt. Die folgenden regelmäßigen MRT-Untersuchungen zeigten zunächst keine Auffälligkeiten mehr.

Im April 2024 dann der Schock: Ein neuer Tumor hatte sich ausgebreitet. „Er sitzt tiefer und ist inoperabel“, erklärt Bettina Bolesta, Tims Mutter. Es folgten eine Chemotherapie und insgesamt 18 Bestrahlungstermine. „Austherapiert“ heißt es nun von den Ärzten. Doch der Tumor ist immer noch da.

„Es ist schwer“

Behandlungen und Operation haben deutliche Spuren bei dem Mann hinterlassen, der mitten aus dem Leben gerissen wurde. „Es ist schwer“, erklärt er mit Blick auf seine Situation. „Ich habe eine kleine Tochter, natürlich macht man sich Gedanken, wie es weitergeht.“ Jede Sekunde könnte alles vorbei sein. Das ist die harte Realität.

Eine Belastung, nicht nur für ihn. „Er soll nicht alleine sein, wegen seiner epileptischen Anfälle“, erklärt Ehefrau Ana Veronica. Der letzte ist zwar nun schon länger her, auch wegen der zahlreichen Medikamente, die er wahrscheinlich sein Leben lang nehmen muss, aber die Gefahr bleibt. Und: „Jeder Anfall macht viel kaputt.“

Neben den Medikamenten geht Tim Bolesta regelmäßig zur Physio- und Ergotherapie. Immer an seiner Seite: seine Eltern und seine Frau. „Es ist natürlich nicht schön, so abhängig zu sein. Immer, wenn ich was möchte, muss ich fragen.“ Angst und Unruhe halten den 39-Jährigen nachts regelmäßig wach.

Umzug in eigene Wohnung

Für ihren Sohn sei es am schwersten, sagt Bettina Bolesta. Die beiden Frauen an seiner Seite wirken aufgeräumt. „Man muss funktionieren“, sagt Bettina Bolesta. Gemeinsam meistern sie den Alltag, tauschen sich untereinander aus, geben wichtige Informationen direkt untereinander weiter.

Wenn Ana Veronica wieder anfängt zu arbeiten, kann Tim Bolesta in einer eigenen kleinen Wohnung bei seinen Eltern unterkommen. Ansonsten versucht die Familie viel zu unternehmen, damit alle auf andere Gedanken und einfach mal rauskommen. Doch bei all der guten Organisation: Die Sorge bleibt. „Wenn man abends zur Ruhe kommt, dann kommen die Gedanken“, sagt Tim Bolesta.

Spendenaktion gestartet

Nun versuchen sie positiv zu denken. Und seit Kurzem haben sie auch einen neuen Grund dazu. Eine neuartige Therapie könnte Tim Bolesta helfen. Doch diese wird durch die Krankenkasse noch nicht übernommen. Woher also das Geld nehmen? Kurzerhand organisierten die Arbeitskollegen des Stockumers ein Crowdfunding. Innerhalb von nur drei Tagen war das Spendenziel erreicht. „Wir konnten es kaum glauben“, so Bettina Bolesta. Sogar jetzt trudeln noch Spenden ein. Geld, das die Familie gut gebrauchen kann. Die erste Rechnung ist bezahlt, aber: „Wir wissen nicht, was da sonst noch auf uns zukommt.“

Was bleibt, ist große Dankbarkeit. „Dass so viele gespendet haben und auch, was für Beträge sie gespendet haben.“ Viele anonym, einige aber auch mit Namen. „Wenn ich die treffe, spreche ich sie an und danke ihnen“, so Bettina Bolesta. Auf die Frage nach dem warum sei die häufigste Antwort: „Wir sind gesund und dankbar. Tim soll auch wieder gesund werden.“ Die Vorbereitungen für die Therapie laufen. Vielleicht der erste Schritt zurück in ein etwas unbeschwerteres Leben.

Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel erschien ursprünglich am 28. August 2024.