Thomas „Stan“ Overmann verabschiedet sich von der Verwaltung „Bei mir ist niemals richtig Ruhe“

Thomas „Stan“ Overmann verabschiedet sich: „Niemals richtig Ruhe“
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Leicht fällt ihm dieser Abschied nicht. „Ich habe immer gerne gearbeitet“, sagt Thomas Overmann, den alle nur unter dem Namen „Stan“ kennen. Er sitzt an seiner Abschiedsmail an die Kollegen, an die gesamte Verwaltung. Was genau er schreiben will, weiß er noch nicht. Aber eins ist klar: „Der Held der Arbeit verabschiedet sich“, wird auf jeden Fall in der Mail stehen.

„Der Held der Arbeit“, das stand sogar auf einer Tasse im Büro bei Stan Overmann. In der Wohngeldstelle arbeitete er seit 2009, hat dazu aber diverse weitere Aufgaben bei der Stadt bereits übernommen. „Ich habe da immer richtig Bock drauf gehabt.“

Mit dem Werner SC feierte Overmann im Sommer noch den Aufstieg in die Landesliga.
Mit dem Werner SC feierte Overmann im Sommer noch den Aufstieg in die Landesliga. © Patrick Schröer

Was ihm so besonders gut an seiner Arbeit bei der Stadt gefallen hat? Die Antwort auf diese Frage ist einfach. „Das war immer der Kontakt mit Menschen“, sagt Overmann. Das habe ihm in allen seinen Tätigkeiten - vom Standesamt über das Stadtmuseum und das Ordnungsamt bis zur Wohngeldstelle - immer besonders viel Spaß gemacht: „Dass du weißt, du hast Menschen geholfen - das kannst du mit Geld nicht bezahlen.“

Dass die Freude auf Gegenseitigkeit beruht, habe er erst kürzlich, nach seiner offiziellen Verabschiedung und den damit verbundenen Zeitungsartikeln, bemerkt. „Es waren so viele Bürger hier und haben gesagt, dass es schade ist, dass ich gehe“, sagt er und schiebt mit einem Lächeln hinterher: „Jemand hat gefragt: Sind Sie denn schon so alt? Ja, ich bin wirklich schon so alt.“

65 Jahre, um genau zu sein. Am 16. August wird Stan Overmann 66 Jahre alt. „Udo Jürgens hat mal gesungen: Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“, sagt er und lacht. Für ihn fängt nun zumindest ein neuer Lebensabschnitt an.

Keine Ruhe im Ruhestand

Doch was man im Gespräch schnell erfährt: Ruhig wird auch der Ruhestand bei Stan Overmann nicht. An erster Stelle soll nun natürlich die Familie stehen. Seine Frau Doris brachte drei Kinder mit in die Ehe, er selbst ebenfalls drei. Dazu kommen mittlerweile vier Enkel und Labradorhündin Kira.

Was er seinen Liebsten zu verdanken hat, weiß Stan Overmann ganz genau. „Eigentlich müsste man sich nicht bei mir bedanken, sondern bei meiner Frau, dass sie das alles mitgemacht hat“, sagt er und lächelt. „Und auch meine Kinder kennen das ja nur, dass Papa viel unterwegs ist.“

Geheiratet hat Stan Overmann seine Doris am 11.11.2001 um 11.11 Uhr - eine Hommage an seine Liebe zum Karneval. Seit vielen Jahren ist der 65-Jährige in der Interessengemeinschaft Werner Karneval (IWK) aktiv, mehr als 20 Jahre war er dort für die Pressearbeit aktiv.

Und auch eine Session als Karnevalsprinz 2002 durfte natürlich nicht fehlen. „Damals bin ich zum Bürgermeisterbüro gegangen und habe gesagt, ich muss den Chef sprechen. Da fragte die Sekretärin, wieso. Das durfte ich aber natürlich nicht sagen. Es durfte ja niemand wissen, wer Karnevalsprinz wird“, erinnert er sich und lacht.

Heute ist Overmann immer noch in der IWK aktiv, kümmert sich allerdings vorwiegend um die Organisation der Herrensitzung. Im Ruhestand bleibt nun auch Zeit für noch ein bisschen mehr Karneval.

2002 war Stan Overmann der Karnevalsprinz von Werne.
2002 war Stan Overmann der Karnevalsprinz von Werne. © Johanna Wiening

Doch das ist nicht das einzige Hobby, um das sich der 65-Jährige seit Jahrzehnten mit Herzblut kümmert. Vielen dürfte er vor allem durch den Werner SC bekannt sein. Den kann man durchaus als eine Art Lebenswerk von Stan Overmann bezeichnen. 45 Jahre lang war er dort in verschiedenen Funktionen in der Fußballabteilung aktiv.

Im April dieses Jahres gab er den Staffelstab weiter. Und auch da gab es einen großen Abschied, viele Größen des Werner Sports wie Kurtulus Öztürk, Marvin Pourié und ähnliche waren da. Eigentlich hatte sich Overmann vorgenommen, an diesem Tag nicht zu weinen. „Das hat aber nicht geklappt“, sagt er und lacht.

Viele der Spieler des Werner Landesligisten kennt er, seit sie kleine Kinder sind, hat Spieler wie Chris Thannheiser oder Marvin Stöver selbst trainiert und als Vorsitzender unterstützt. Auch die eine oder andere Party hat er schon mit ihnen gefeiert. „Denen habe ich immer gesagt: Ihr könnt mich jederzeit anrufen, wenn ihr etwas braucht.“

Obwohl er nun also aus allen Funktionen ausgeschieden ist, kann Overmann seinen Herzensverein aber nicht wirklich loslassen. Sehen konnte man das im Übrigen auch an Overmanns Arbeitsplatz. An einigen Ecken waren dort die WSC-Andenken zu sehen. Die hatte der 65-Jährige aber am Mittwoch, einen Tag vor seinem letzten Arbeitstag, bereits abgenommen. Nur der Kalender mit samt eines Mannschaftsfotos hing noch an der Wand.

Ein Herz für Werne

Seit 2009 war Overmann in der Wohngeldstelle der Stadt Werne aktiv. In der Verwaltung hatte er aber bereits diverse andere Posten inne. „Ich habe nie Nein gesagt“, erzählt der 65-Jährige rückblickend und muss selbst lächeln. Besonders gerne erinnert er sich an die Zeit in der Öffentlichkeitsarbeit des Stadtmuseums gemeinsam mit Heidelore Fertig-Möller.

Ein Grund für die Begeisterung für die Arbeit im Stadtmuseum war auch die große Liebe für seine Stadt - für Werne. Denn so sehr sein Herz für den Werner SC schlägt, so schlägt es auch für die Stadt als Ganzes. „Ich hatte bei der Arbeit und auch im Fußball immer die Möglichkeit, woanders hinzugehen. Das wollte ich aber nie“, sagt der 65-Jährige. „Egal ob Verwaltung, Karneval oder Sport: Ich habe immer gesagt, für mich gibt es nur Werne.“

Es sind nun viele Aufgaben in seiner Stadt, die Stan Overmann auch in seinem Ruhestand noch übernehmen möchte. Ruhe wird es so schnell keine geben. „Ich kann aber auch nicht ohne“, sagt er ehrlich. „Zu Hause sitzen und zweimal in der Woche zum Wochenmarkt fahren, das reicht mir persönlich nicht. Ich kann nicht so abhängen, ich muss eine Aufgabe haben.“

Und auch für seine Kollegen wird sich etwas ändern, wenn Overmann zum letzten Mal sein Büro verlässt. „Alle sagen, dass es ganz schön ruhig ohne mich wird“, erzählt der 65-Jährige. Schließlich hat er für jeden in seinem Umfeld immer einen lockeren und lustigen Spruch auf Lager.

Ein Thema fällt im Gespräch mit dieser Redaktion dann am Ende aber noch: „Wir haben jetzt so lange gesprochen und noch nicht über Schalke geredet. Wie kann das denn sein?“, sagt er und lacht. Der FC Schalke 04 ist neben dem Werner SC der zweite Herzensverein des 65-Jährigen.

Bemerkbar macht sich das auch an seinem Spitznamen „Stan“, abgeleitet von der Schalker Legende Stan Libuda. Seit vielen Jahren besitzt Overmann eine Dauerkarte in der Veltins Arena in Gelsenkirchen. Wenn er nicht beim Werner SC im Lindert ist, dann sitzt er eben bei Schalke 04. „Dafür habe ich jetzt mehr Zeit, denn die Dauerkarte werde ich definitiv niemals abgeben.“

Auch im Stadtmuseum war Stan Overmann über einige Jahre aktiv.
Auch im Stadtmuseum war Stan Overmann über einige Jahre aktiv. © Helga Felgenträger (A)

Über die Jahre hat Stan Overmann natürlich auch viele Kontakte geknüpft. Bekannt „wie ein bunter Hund“ ist er in Werne - auch über die Grenzen des Fußballs hinaus. Das bleibt bei einem Stadtbummel oder einem Essen mit seiner Frau auch nicht aus: „Ich treffe dann schon einige Menschen, die mich kennen“, sagt er.

Früher habe er einige gleich mehrmals getroffen. „Manche haben gesagt, dich sehe ich ja überall“, sagt der 65-Jährige lachend. „Erst morgens in der Verwaltung, dann beim Standesamt, beim Fußball und dann beim Karneval.“

Am 25. Juli ist nun wirklich Overmanns letzter Arbeitstag. Wenn er einen Blick zurück wirft, ist er zufrieden: „Ich habe nie ein dickes Auto gefahren oder Millionen verdient. Aber ich glaube, ich habe mich als Mensch ganz gut geschlagen“, sagt er über seine Laufbahn.

Mit seinen Kollegen wird es ein letztes gemeinsames Frühstück geben, es wird noch einmal geplauscht und gemeinsam gelacht. Dann verabschiedet sich der „Held der Arbeit“ endgültig und widmet sich anderen Aufgaben.