
Constanze Spellerberg vom Pflegedienst Jakubke appelliert an Menschen, die sich testen lassen wollen. © dpa / Pflegedienst / Püschner
Teststellen-Betreiberin aus Werne: Viele Bürger landen an der falschen Stelle
Corona in Werne
Ändern Bund und Land ihre Verordnungen rund um die Pandemie, sorgt das immer wieder für Verwirrung. Manchmal kann das schwere Folgen haben. Das zeigt sich im Testzentrum am Schwanenplatz.
Vor gut einem Monat wurde die „Coronateststrukturverordnung“ angepasst. Quasi zeitgleich mit der „Coronavirus-Testverordnung“. Seither sind Bürgertests nur noch in bestimmten Fällen kostenlos. Zum Beispiel, wenn man einen Angehörigen im Krankenhaus besuchen möchte. So weit, so gut. Doch das Schnelltestzentrum am Schwanenplatz, das vom Pflegedienst Jakubke betrieben wird, suchen inzwischen zunehmend Menschen auf, die hier an der völlig falschen Adresse sind. Im übertragenen wie auch im wörtlichen Sinne.
„Es kommen viele Menschen, die Symptome aufweisen. Aber die dürfen wir überhaupt nicht testen. Wenn wir das machen würden, verlieren wir unsere Zulassung“, sagt die Geschäftsführerin des Pflegedienstes im Gespräch mit unserer Redaktion.
Nur Personen ohne Symptome dürfen ins Schnelltestzentrum
Festgelegt ist diese Regelung tatsächlich in der „Anlage 1“ zur „Coronateststrukturverordnung“. Dort heißt es mit Bezug auf Teststellen beziehungsweise Testzentren, die Schnelltests anbieten: „Es werden nur asymptomatische Personen getestet.“ Kommt dennoch eine Person mit Symptomen zu einer Schnellteststelle, so müssen die Mitarbeiterinnen sie zum Hausarzt oder - etwa an Wochenenden - zum ärztlichen Notfalldienst beziehungswiese ins Krankenhaus schicken.
Dort ist man wiederum verpflichtet, Menschen mit Symptomen zu testen, wie der Kreis Unna auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt. „Das Problem ist, dass die Hausärzte die Patienten mit Symptomen lieber zu uns schicken, statt sie in ihrer Praxis zu testen. Das ist in 25 Prozent aller Fälle so“, erklärt Spellerberg. Etwa ein Viertel der Kunden des Testzentrums bewegt sich folglich sozusagen auf Irrwegen.
Quote der positiven Tests ist derzeit „unglaublich hoch“
Das könnte ein Mitgrund dafür sein, dass die Quote der positiven Testungen am Schwanenplatz aktuell „unglaublich hoch“ ist. Sie liege derzeit bei etwa 30 Prozent, sagt Spellerberg. Insgesamt teste man momentan 100 bis 150 Personen am Tag. Fällt ein Schnelltest positiv aus, verweise man die betroffene Person an das benachbarte Testzentrum am Solebad. Denn dort werden neben Schnelltests auch PCR-Tests durchgeführt.

Ingo Schnitger betreibt das Testzentrum am Solebad. © Schnitger
Auch beim Testzentrum am Solebad gilt jedoch die Regelung: Schnelltests nur bei asymptomatischen Personen. „Wenn eine Person mit Symptomen zu uns kommt, müssen wir sie erst zum Hausarzt schicken. Fällt ihr Schnelltest dort positiv aus, kann sie wieder zu uns kommen, um einen PCR-Test durchzuführen“, sagt Betreiber Ingo Schnitger.
Und wie sieht es mit Freitestungen aus? Die sind durchaus möglich. Und zwar fünf Tage nach einem positiven Testergebnis - und unter der Voraussetzung, dass der Betroffene zwei Tage symptomfrei ist, wenn er das Testzentrum aufsucht. Das würde laut Spellerberg auch die Mitarbeiterinnen der Teststellen entlasten. Denn seit der neuen Verordnung sei der Personalaufwand ohnehin deutlich gestiegen. Genauso wie das Laufpensum manch eines Bürgers.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
