Surfworld sorgt für Euphorie und Zweifel Beim Mammutprojekt prallen zwei Lager aufeinander

Zuspruch und Zweifel für den Surfpark - Zwei Lager prallen aufeinander
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Ein Hauch von „Industrie- und Gewerbegebiet“ weht am Donnerstagabend durch den Kolpingsaal an der Alten Münsterstraße. Bekanntlich hatte der geplante sogenannte Kooperationsstandort die Gemüter in der Lippestadt über einen langen Zeitraum erhitzt. Ein Bürgerentscheid sorgte schließlich dafür, dass die Planungen eingestellt werden mussten.

Mit dem Surfpark befindet sich jedoch längst das nächste Mammutprojekt in Arbeit. Und auch das scheint Werne stimmungsmäßig wieder in zwei Lager zu teilen. Nicht ganz so drastisch wie das Industriegebiet, gegen das Hunderte Menschen auf die Straße gingen, demonstrierten und lautstark ihren Unmut äußerten - aber dennoch spürbar.

Beim Informationsabend werden die konträren Positionen schnell klar - und zwar spätestens, als die Bürger nach der Vorstellung der verschiedenen Gutachten die Möglichkeit haben, sich selbst zu Wort zu melden. Da gibt es unter anderem diejenigen, die sich schon im Vorfeld der Veranstaltung umfassend informiert haben und die Verantwortlichen und Experten mit Daten von aus ihrer Sicht vergleichbaren Projekten konfrontieren. Die Blicke sind ernst, die Zweifel alles andere als leise. Wird das Projekt von denen da vorne etwa schöner geredet als es in Wahrheit ist?

Verkehr und Lärm bereiten Sorge

Wie groß die Skepsis ist, zeigt sich beispielsweise nach der Vorstellung des Artenschutzgutachtens. Er kenne sich mit derlei Kartierungen aus, die soeben vorgestellten Zahlen könnten nicht stimmen, sagt jemand aus dem Publikum. Der Appell an den Gutachter: „Das müssen Sie bitte noch einmal genauer prüfen.“

Sorgen gibt es freilich auch mit Blick auf die Verkehrsbelastung. Ein Anwohner des Ostenhellwegs in Rünthe schimpft, man leide schon jetzt unter dem Lärm und dem Abfall, den unverschämte Autofahrer einfach auf die Straße werfen.

„Wenn da bald noch mehr Leute von der Autobahn runterkommen, wird das noch viel schlimmer“, sagt der Mann. Als der Gutachter erklärt, die Beurteilung des Lärms beruhe nicht auf Messungen sondern auf Berechnungen, die wiederum auf der Verkehrsmenge basieren, bietet der Anwohner kurzerhand an, sich selbst mit einem Messgerät an die Straße zu stellen.

Viele Befürworter im Publikum

Für solche Aussagen gibt es an diesem Abend durchaus Applaus. Letzterer wird allerdings noch lauter, als sich zum Ende die Befürworter aus dem Publikum melden: „Ich halte das für ein fantastisches Projekt mit vielen Chancen. Die müssen wir nun auch nutzen“, sagt einer von ihnen. Konkret nennt er den in Aussicht gestellten Kreisverkehr, der für mehr Ordnung im Bereich Kamener Straße sorgen könnte: „Das wäre sensationell.“

Auch Surfer melden sich zu Wort: „Keine Sorge, wir sind gesellige Menschen und achten darauf, keinen Müll zu machen“, betont einer von ihnen. Die Surfworld werde nicht nur eine gewisse Strahlkraft für Werne haben, sondern auch die Portemonnaies der Surfer schonen: „Wir müssen sonst für viel Geld über 1000 Kilometer zum Surfen fahren und haben dann noch nicht einmal die Garantie, dass es dort Wellen gibt.“ Das wäre beim Surfpark freilich anders.

Eine „Wasserwohlfühlwelt“ in Werne

Von dem Tourismus soll auch die Werner Wirtschaft profitieren. Darum gelte es, eine gute Anbindung an die Innenstadt zu schaffen, heißt es. Wernes Bürgermeister lässt sich nicht zweimal bitten und nutzt die Gunst der Stunde für ein fast schon euphorisches Statement: „Wir wollen eine Wasserwohlfühlwelt vom Surfpark über das Solebad und das Gradierwerk bis hin zum Stadtsee schaffen und den Besuchern des Surfparks die bunte Vielfalt der Innenstadt zeigen.“

Bevor es so weit ist, müssten aber noch viele Fragen und Formalitäten geklärt werden. Und da hätten neben den Mitgliedern des Stadtrats, die letztlich eine Entscheidung für oder gegen den Bau der Anlage treffen, auch die Bürger noch ein Wörtchen mitzureden. Absehbar scheint aber schon jetzt: Es dürfte eine Diskussion mit ordentlich Seegang werden.

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