Nach dem Sturz von Assad in Syrien Mohammad Hachim aus Werne: „Es war unbeschreiblich“

Riesige Freude bei den Brüdern Hachim nach dem Umsturz im Syrien
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Ahmad (30) und Mohammad (26) Hachim betreiben in Werne-Stockum seit einigen Monaten einen eigenen Imbiss. Sie kommen aus Syrien, leben seit zehn Jahren in Deutschland. Die Hoffnung, in ein friedliches Syrien zurückkehren zu können, hatten sie fast aufgegeben. Umso begeisterter verfolgten sie die Entwicklungen in ihrem Heimatland, die zum Sturz von Diktator Assad geführt haben. Mohammad Hachim sagt: „Das war eine unbeschreibliche Freude.“

Mohammad Hachim sitzt an einem Nachmittag mit dem Reporter am Tisch von „Hachim Fastfood“. Seine Augen glänzen, als er von den denkwürdigen aktuellen Entwicklungen in Syrien spricht.

Mohammad (l.) und Ahmad Hachim haben im August den ehemaligen Imbiss von Onkel Mo in Stockum übernommen.
Mohammad (l.) und Ahmad Hachim haben im August den ehemaligen Imbiss von Onkel Mo in Stockum übernommen. © Johanna Wiening (A)

Familie stammt aus Damaskus

Er erklärt die Hintergründe: Die Familie Hachim lebte in der Hauptstadt Damaskus. „Wir sind keine arme Familie“, sagt Mohammad. Sein Vater sowie viele von dessen Brüdern bewohnten eine ganze Straße gemeinsam und verdienten ihr Geld mit Marmor- und Baustoffhandel. Sie hätten in Opposition zum Assad-Regime gestanden, „und das hätte jeden Tag unser Unglück bedeuten können“.

Bevor er und seine Brüder zum Dienst in der Armee eingezogen wurden („Mit 18 Jahren muss man in die Armee.“), wanderte seine Familie aus. Die Eltern leben mit einer Schwester in Brasilien. Mohammad und Ahmad, die Imbissbetreiber in Werne, eine Schwester und ein weiterer, jüngerer Bruder leben in Deutschland. „Deutschland hat uns gut aufgenommen, wir haben hier viele Möglichkeiten vorgefunden“, sagt der 26-Jährige. Er habe am Christophorus-Gymnasium die zehnte Klasse gemacht, sei aufs Berufskolleg gewechselt, habe auf dem Bau gearbeitet und danach eine Ausbildung zum Physiotherapeut gemacht. „Wir verdanken Deutschland viel.“ Und dennoch.

Rückkehr nach Syrien?

Nach dem Sturz des Diktators keimt auch bei Mohammad Hachim und seiner Familie die Hoffnung, in ein friedliches Syrien zurückkehren zu können. „Aber wir wollen erst einmal abwarten, wie sich die Lage entwickelt.“ Grundsätzliche Fragen seien zu klären. Wie ist es mit der Strom- oder Gasversorgung? Wie geht es politisch weiter? In einem ersten Schritt wollen die Eltern aus Brasilien in die alte Heimat Damaskus zurückkehren und schauen, in welchem Zustand die eigenen Immobilien sind. „Dann sehen wir weiter.“ Hals über Kopf werden sie ihre Zelte in Deutschland jedenfalls nicht abbrechen. Mohammad schaut durch den Imbiss: „Wir haben uns hier etwas aufgebaut.“

An den Sieg der Rebellen gegen Baschar al-Assad erinnert sich Mohammad Hachim ganz genau. „Nach dem Fall von Aleppo und Homs waren wir wie elektrisiert.“ Zwei Tage hätten sie „ohne Schlaf“ das Geschehen verfolgt, bis am 8. Dezember das berüchtigte Sednaya-Gefängnis von den Rebellen eingenommen und die gefolterten Gefangenen befreit wurden. „Wir wussten nicht, ob wir weinen oder lachen sollten. Es war einfach unbeschreiblich, so ein Gefühl hatte ich noch nie in meinem ganzen Leben gehabt.“