Unfertiges Zelt am Strobels im Solebad Werne ist bezeichnend für die Situation einer ganzen Branche: Eigentlich sollte das Zelt im November öffnen. Doch dann kam der Lockdown. Nun hoffen die Betreiber, die ums Überleben kämpfen müssen, auf eine baldige Reaktion der Politik für die Gastronomie.

© Jörg Heckenkamp (A)

Schwierige Vorbereitung auf Wiedereröffnung des Strobels im Solebad Werne

rnGastronomie im Lockdown

Die Verantwortlichen des Strobels‘ im Solebad Werne bereiten sich auf eine mögliche Wiedereröffnung nach dem Lockdown vor. Dabei schwingen große Ungewissheit und die Sorge vor dem Horrorszenario mit.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 02.03.2021, 16:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Hinter den Betreibern des Strobels‘ im Solebad Werne liegen schwierige Monate. Schon vor dem Beginn des Lockdowns im November 2020 mussten sie ihre Gastronomie zweimal zwangsweise schließen. Nachdem sich eine Mitarbeiterin mit dem Coronavirus infiziert hatte, blieb die Gastronomie erstmals Ende September eineinhalb Wochen dicht. Kurz darauf folgte die turnusmäßige Revision im Solebad, sodass auch die Gastronomiebetriebe Ende Oktober wieder zu blieben. Bis heute hat sich mit dem Lockdown nichts daran geändert.

Bezeichnend für die Situation steht das unfertige Zelt im Biergarten des Strobels‘ im Solebad. Eigentlich wollten die Betreiber mit der Konstruktion ihren Betrieb temporär erweitern, mehr Tische anbieten und mehr Gäste empfangen. Doch daraus wurde nichts. Nun aber keimt nach der schrittweisen Öffnung - etwa mit dem Betrieb von Friseur-Salons seit dem 1. März - bei den Betreibern des Strobels‘ wieder Hoffnung auf. Sie machen sich bereit für eine baldige Wiedereröffnung.

Vorbereitung für Wiedereröffnung des Strobels im Solebad

„Das Ganze ist schwer zu planen, weil es nicht absehbar ist, wann wir wieder öffnen dürfen. Aber wir wollen auf jeden Fall alles vorbereiten, was man vorbereiten kann“, sagt Björn Lepke, einer der beiden Betreiber des Strobels‘ im Solebad. Denn wie in der Vergangenheit könnte ein Re-Start mit Auflagen kurzfristig aus der Politik angekündigt werden.

Innerhalb von zwei Wochen etwa den gesamten Betrieb wieder hoch zu fahren, sei sowieso schon sportlich. Allein schon wegen des Kaufs der Zutaten der Gerichte und Getränke. So müsste man zunächst schauen, ob man überhaupt schnell mit Bier aus dem Fass beliefert werden könnte, weil die Brauereien literweise Bier, bei dem das Mindesthaltbarkeitsdatum abläuft, wegkippen mussten.

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Björn Lepke hofft, dass es nun eine Vorlaufzeit von einem Monat gibt. Denn er muss auch neues Personal suchen. Alle Mitarbeiter mussten die beiden Betreiber Lepke und Falko Husmann schon zu Beginn des Lockdowns im November 2020 in Kurzarbeit er schicken. Schon seinerzeit sagte Lepke, dass sich der eine oder andere Mitarbeiter eine Alternative suchen könnte. Seine Annahme bestätigte sich nun.

Einige Mitarbeiter haben gekündigt, haben sich anders orientiert und arbeiten mittlerweile etwa in Pflegeeinrichtungen, erzählt Lepke, der Verständnis dafür zeigt. „Es gab einen großen Einbruch in ihrem Festgehalt. Manche haben netto die Hälfte verdient. Den Mitarbeitern fehlen auch das Trinkgeld und Feiertagszuschläge. Das kann nicht gut gehen. Und wenn man auf lange Sicht dann in die private Insolvenz gehen muss, geht das natürlich auch nicht.“

Schwierige Suche nach Mitarbeitern

Zwei Köche und fünf Mini-Jobber fehlen mittlerweile im Betrieb. Festangestellte Mitarbeiter haben in der Vergangenheit ihre Stunden reduziert und andere Jobs angenommen, erzählt der Gastronom. Für die Wiedereröffnung nach dem Lockdown müssen sich die beiden Betreiber in jedem Fall neues Personal suchen. Und das stellt sich als echte Herausforderung dar.

Denn einen festen Einstellungstermin kann es noch nicht geben. „Wir können zum Beispiel drei optionale Termine im Vorfeld angeben. Aber es ist unfassbar schwierig, das zu definieren“, erklärt Björn Lepke. Der Arbeitsmarkt in der Gastronomie, so Lepke weiter, gibt aufgrund der Situation zwar viel Personal her. Es geht aber auch darum, passendes und qualifiziertes Fachpersonal, eben „wertvolle Mitarbeiter“, für das Strobels zu finden.

Die beiden Betreiber Björn Lepke (l.) und Falko Husmann hoffen, dass sie ihre Gastronomie im Solebad Werne bald wieder öffnen dürfen.

Die beiden Betreiber Björn Lepke (l.) und Falko Husmann hoffen, dass sie ihre Gastronomie im Solebad Werne bald wieder öffnen dürfen. © Andrea Wellerdiek (A)

So werden die Verantwortlichen deutlich mehr Bewerbungsgespräche führen mit potenziellen neuen Mitarbeitern. Denn die Ungewissheit, wann die Wiedereröffnung steigt und der Wunsch der neuen Mitarbeiter, sich doch wieder anders zu orientieren, müssen berücksichtigt werden.

Björn Lepke hofft, dass es bald eine Reaktion der Politik für die Gastronomie gibt. Nach einem Re-Start in der Branche sei das Wichtigste, dass es auch dabei bleibt. Lepkes größte Sorge ist, dass die Politik wieder zurückrudern könnte, wenn sich die Corona-Lage wieder verschärfen sollte. „Wenn wir wieder schließen müssten, dann wäre das das Horrorszenario. Dann wird es eng. Denn allein den Betrieb runter und hoch zu fahren kostet sehr viel Geld“, sagt Lepke.

„Wenn die Politik keine Hilfspakete geschnürt hätte, dann würde es uns wohl nicht mehr geben.“
Björn Lepke, betreiber des strobels’ im Solebad

Fast alle finanziellen Hilfsprogramme haben die Verantwortlichen für das Strobels beantragt und mittlerweile auch bekommen. Die Finanzspritzen sind essentiell. „Wenn die Politik keine Hilfspakete geschnürt hätte, dann würde es uns wohl nicht mehr geben. Dadurch wird der Kampf ums Überleben in die Länge gezogen“, erklärt der Gastronom.

Selbst wenn das Strobels wieder in Teilen und mit Auflagen geöffnet werden kann, könnte man nicht annähernd ein positives Betriebsergebnis einfahren. Das sei bereits sehr schwierig, wenn man sich im vollen Geschäftsbetrieb befindet, so Lepke weiter.

Um mehrere Kunden empfangen zu können, hatten die Verantwortlichen vor dem Beginn des Lockdowns im Spätsommer 2020 ein Zelt im Biergarten aufgebaut. Dies wurde nie bis zum Ende errichtet, weil das Strobels geschlossen werden musste. Das Zelt wird wieder abgebaut, sobald der Biergarten geöffnet werden darf.

Wenn es einen frühen Re-Start noch im Frühling geben sollte, dann könnte das Zelt aber auch eingerichtet werden, bevor es dann bei milden Temperaturen wieder weicht für die Plätze im Biergarten. Im Winter soll die Konstruktion in jedem Fall wieder zum Einsatz kommen, erklärt Björn Lepke. So war es auch ursprünglich angedacht, als man mit dem Zelt-Aufbau begonnen hatte.

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