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Striepens über Barrierefreiheit: „Man kommt nicht stolperfrei durch die Stadt“
Bürgermeister-Kandidaten im Video
Wie gut ist die ärztliche Versorgung in Werne? Und wie steht’s eigentlich um die Barrierefreiheit und das Thema Wohnen? Die Bürgermeister-Kandidaten liegen bei ihren Meinungen teils weit auseinander.
Mit Dominik Bulinski (CDU), Benedikt Striepens (Grüne) und Lothar Christ (parteilos) stellen sich am 13. September drei Kandidaten zur Wahl für das Amt des Bürgermeisters in Werne. Bei der Diskussionsveranstaltung „Werne vor der Wahl - der Bürgermeister“ traten die Kontrahenten in „Rededuellen“ gegeneinander an. Dabei ging es unter anderem um die Themen Gesundheit und Soziales - wozu neben der Ärzteversorgung auch die Wohnsituation in der Lippestadt gehört. Und da bestand Uneinigkeit bei den Kandidaten.
In Sachen Wohnen gilt Werne als eher teures Pflaster. Das ist keineswegs neu - und darüber sind sich eigentlich alle im Klaren. Auch die Bürgermeister-Kandidaten. Sozialer Wohnungsbau sei zwar wichtig, doch gehe es in diesem Punkt aktuell aufgrund der überschaubaren Zahl an Baugebieten eher langsam voran, erklärt Striepens. Christ hingegen betont: „Wir haben 200 Wohnungen in der Projektierung, wovon ein Drittel sozial geförderter Wohnungsbau sein wird.“ Und Bulinski? Dem ist das viel zu wenig.
„Wir brauchen nicht nur sozial geförderten, sondern auch mehr und bezahlbaren Wohnraum. Ich möchte diese Wohnbauflächen auch nicht über Kreditinstitute vermarkten lassen, sondern ein stadteigenes Unternehmen gründen, das über Erschließung läuft. Dadurch können wir die Grundstücke günstiger anbieten“, versichert der CDU-Mann.
Bulinski sieht auch die Möglichkeiten bei der ärztlichen Versorgung in der Lippestadt anders als seine Kontrahenten. Man müsse Anreize schaffen - auch finanzieller Art und eben durch Bauplätze -, um attraktiver für Ärzte zu werden. Er wolle zudem offensiv auf junge angehende Ärzte zugeben. Zum Beispiel auf Studenten, die kurz vor ihrem Abschluss stehen, um für die Lippestadt zu werben.
Christ sieht kein Problem bei ärztlicher Versorgung
Doch braucht Werne überhaupt mehr Ärzte? Nicht wirklich, meint der amtierende Bürgermeister. „Was die Ärzteversorgung anbelangt, geht es uns in Werne relativ gut. In der Nachbarschaft ist es viel kritischer“, sagt Christ. Zudem seien die Kompetenzen der Kommunen im Hinblick auf die Gesundheitsversorgung nicht besonders groß. Das sieht auch Striepens so: „Da hat die Kommunalpolitik wenig Möglichkeiten, weil da andere Mechanismen greifen.“
Doch während Christ noch die Meinung vertritt, dass Werne attraktiv genug für Ärzte ist, zeigt der Grünen-Kandidat - ähnlich wie Bulinski - zumindest Möglichkeiten auf. Man könne da nur mit „weichen Faktoren punkten“, so Striepens. Dazu gehöre, die Attraktivität der Stadt durch Wohngebiete, Schulen, Kitas und Infrastruktur so zu gestalten, dass sie attraktiv für Menschen von außerhalb ist. Auch für Ärzte, die sich dann gegebenenfalls hier ansiedeln würden.

Dominik Bulinski (CDU, l.) und Lothar Christ (parteilos) liegen mit ihren Meinungen oft auseinander. © Andrea Wellerdiek
Doch eigentlich ist Striepens ein anderer Punkt noch viel wichtiger: die Barrierefreiheit. „Man kommt nicht stolperfrei durch die Innenstadt. Nicht als Radfahrer und erst recht nicht mit dem Rollstuhl oder Rollator“, sagt er. Das müsse sich natürlich ändern. Und was das anbelangt, seien die Kompetenzen der Kommunen ja durchaus größer als in Sachen Ärzteversorgung.
Sein gegenüber Christ lässt das nicht kommentarlos so stehen. Man habe das Thema natürlich weiter auf dem Schirm, habe in der Vergangenheit allerdings durchaus bereits „sehr viele neue Gebäude geschaffen, die mit Unterstützung von Fachleuten barrierefrei gestaltet wurden. Für unser Solebad haben wir sogar eine Auszeichnung bekommen.“ Bis 2021/22 werde man zudem ein barrierefreies WC in der Innenstadt installieren, wahrscheinlich in der Konrad-Adenauer-Straße.
Geboren 1984 in Dortmund, studierte Soziologie und Germanistik in Bochum und ist seit 2018 Redakteur bei Lensing Media.
