Zum 400. Mal jährt sich am 13. Mai die Stadtprozession – ein besonderes Jubiläum. Ein Blick zurück zeigt eine lange und bewegte Historie. Aber auch die nächste Prozession steht bald an – wie gewohnt am zweiten Sonntag nach Fronleichnam, dem 18. Juni.
Ausgehend von den schrecklichen Ereignissen während des 30-jährigen Krieges, der Werne und das Ober- und Niederstift Münster in den Jahren 1622 und 1623 das erste Mal mit voller Wucht heimsuchte, bemühten sich die Ratsherren von Werne monatelang um eine Erlaubnis, jährlich eine Dankprozession abzuhalten. Diese Bitten beim Propst von Cappenberg, der auch gleichzeitig Pfarrer und höchster kirchlicher Würdenträger in Werne war, waren zunächst vergeblich.

Was war geschehen? Christian von Braunschweig-Wolfenbüttel überzog ein Jahr zuvor mit einer starken Söldnertruppe von Lippstadt ausgehend das Münsterland mit Feuer und Schwert. Die Ämter Stromberg und Wolbeck wurden zerstört – Telgte und Sendenhorst ergaben sich nach einigem Zögern. Werne hatte, wie ein Eintrag in den Ratsprotokollen vom 4. Mai 1622 besagt, zuvor eine Sauvegarde (Schutzbrief) durch den Werner Amtsdrosten von Christian von Braunschweig erhalten und wiegte sich daher in trügerischer Sicherheit.
Aber die Söldnertruppen hielten sich oft nicht daran und fielen trotzdem in die Städte und Ortschaften ein. Wie es im Buch des Historikers Albert Weskamp aus dem Jahre 1884 über den Dreißigjährigen Krieg dann weiter heißt, „verlangten die braunschweigischen Truppen nunmehr Quartier in Werne und fielen die Stadtmauern an, als solches verweigert wurde. Aber zufällig waren eine Stunde vor diesem Ansturme 40 Olfensche Reiter in die Stadt eingekehrt, und unter deren Beihilfe gelang es den Einwohnern, die Feinde unter Verlust von vier Mann zurückzuweisen.“

Als dann endlich ein Jahr später, am 13. Mai 1623, die Erlaubnis von Theodor Hane für eine Dankprozession kam, waren die Werner Bürger froh und dankbar.
Die Übersetzung des lateinischen Originaltextes lautet:
„Wir, Theodor Hane, durch göttliche Vorsehung Propst von Cappenberg, Archidiakon der Pfarrkirche in Werne, erbieten den geistlichen Rektoren ebendort unsern Gruß. Als der Magistrat der genannten Stadt Werne uns nachdrücklich bat, daß wir zur ewigen Erinnerung wegen der hinterhältigen Machenschaften der Soldaten Herzog Christians von Braunschweig, mit denen sie in dieselbe Stadt im Jahre 1622 am 6. Mai, einem Freitag unmittelbar nach Christi Himmelfahrt – wenn die Milde der göttlichen Macht sie nicht zunichte gemacht hätte - einzudringen versuchten, ihm die Erlaubnis erteilten, an demselben Tag eine feierliche Prozession mit dem verehrungswürdigen Sakrament einzurichten, konnten und durften wir eine so ehrenvolle und demütige Bitte nicht abschlagen. Deshalb gebieten wir euch, Vizekuraten, Altaristen, Priestern und anderen Dienern der genannten Kirche, öffentlich von der Kanzel zu verkünden, dass der genannte Freitag bis zum Mittag zur Ehre der göttlichen Majestät für die Abwehr einer derartigen Gefahr mit Ermahnung an das Volk und Messfeiern feierlich zu halten ist, und die Einwohner der selben Stadt zu den Gott dafür schuldigen Danksagungen sorgfältig zu ermahnen.
Gegeben zu Cappenberg, 13. Mai i.J. 1623, L,S. Theodor Hane, Propst“
Diese Urkunde wird noch heute im Werner Stadtarchiv aufbewahrt. Jahrhundertelang hielt sich die Legende, dass Werne durch göttliche Fügung in dichtem Nebel gehüllt worden wäre, gerade als die Söldnertruppen angreifen wollten und aus diesem Grunde Werne verschonten.
Zur Erinnerung an „400 Jahre Stadtprozession“ und an die Umstände wird in diesem Sommer, am 24. und 25. Juni 2023, ein historisches Stadtspiel auf dem Kirchhof aufgeführt, inszeniert vom Verkehrsverein Werne und dem Theater für Alle, mit über 100 Mitwirkenden.
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