
© Tobias Larisch
Stadt Werne möchte Ukrainern „unbürokratisch“ helfen und hat eine Bitte an Helfer
Ukraine-Konflikt
Bürgermeister Lothar Christ sichert ukrainischen Flüchtlingen in Werne seine Hilfe zu. Die Stadt rudert bei einer Aussage wieder zurück und hat eine Bitte an Bürger, die Ukrainer aufgenommen haben.
Eines ist für Wernes Bürgermeister Lothar Christ klar: „Wir müssen den Hilfs- und Schutzbedürftigen so unbürokratisch wie möglich helfen.“ In der Lippestadt bereit man sich auf die Ankunft weiterer Ukrainer vor und will den Flüchtlingen mit verschiedenen Maßnahmen helfen.
„Wir sind alle zutiefst betroffen von dem Angriff auf die Ukraine und müssen erst einmal begreifen, was da passiert ist“, erklärte Bürgermeister Christ bei einem Pressetermin am Montag (7. März).
Lothar Christ: „Danke an alle, die helfen“
Von der Hilfsbereitschaft in Werne ist Christ beeindruckt: „Es gibt eine große Hilfsbereitschaft, das ist anders als bei der Flüchtlingswelle 2015.“ Anders als vor sieben Jahren würden die Flüchtlingsströme diesmal auch nicht gelenkt werden. „In die eine Kommune kommen viele, in andere weniger. Die Leute zieht es vor allem in die großen Städte wie Berlin, Köln oder Dortmund.“
Aktuell geht der Bürgermeister davon aus, dass circa 40 bis 50 Ukrainer auch schon in Werne in privaten Unterkünften untergekommen seien. Margarita Lebedkina ist unter anderem für die Organisation der Ukraine-Hilfe in Werne verantwortlich.
„Ich habe mit Frau Lebedkina gesprochen und mich bei ihr bedankt. Danke auch an alle anderen, die helfen“, sagte Christ und bittet dafür zu sorgen, dass Ukrainer bestmöglich privat unterkommen.
Stadt Werne hat 60 freie Plätze für Flüchtlinge
Kordula Mertens, Ordnungs-Dezernentin der Stadt Werne, hatte in der Ausschuss-Sitzung am 2. März noch davor gewarnt, zur Grenze zu fahren und Flüchtlinge einfach nach Werne zu holen. Das sei der unklaren Rechtslage geschuldet gewesen.
Bei dem Pressetermin am Montag erklärte Mertens aber: „Jede Privat-Initiative ist gut. Es hilft, wenn sie privat unterkommen. Wenn sie nichts finden, können wir sie aufnehmen.“ Mit „wir“ meint Mertens die Stadt Werne und die hier vorhandenen Flüchtlingsunterkünfte.
In den elf Einrichtungen in der Stadt habe man 60 freie Plätze schaffen können, in denen Ukrainer - neben Flüchtlingen aus anderen Ländern - wohnen können. „Wir möchten so viele wie möglich unterbringen.“ Und damit es in Zukunft noch mehr werden könnten, sei man bereits auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten. Ein Auftrag sei erstellt, in dieser Woche gebe es bereits die ersten Gespräche.
Aktivierung der Massenzustrom-Richtlinie bringt Ukrainern Erleichterungen
Mittlerweile gestaltet sich die Rechtslage auch klarer. Am 3. März beschlossen die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, erstmals die 2001 erstellte Massenzustrom-Richtlinie zu aktivieren.
Christ erklärte, was das für die ukrainischen Flüchtlinge bedeutet: „Das heißt, dass sie kein Asylverfahren brauchen, einreisen dürfen, ein freies Reiserecht besitzen und hier arbeiten können.“
Der Bürgermeister sagte, dass es nicht empfohlen sei, einen Asylantrag zu erstellen. Für Ukrainer sei es in Werne möglich, analog zum Asylgesetz einen Antrag auf Sozialleistungen zu stellen. So könnten zum Beispiel Krankenscheine ausgestellt werden.
Werner mit Ukrainern sollen sich melden
Um einen Überblick über die Gesamtsituation in Werne zu bekommen, baten Christ und Mertens unisono, dass sich Familien, die Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben, bei der Stadt Werne melden. Das sei über zwei E-Mail-Adressen möglich: vl-asyl@werne.de und k.mertens@werne.de möglich.
Man werde sich anschließend mit den Ukrainern persönlich treffen wollen, um zu klären, auf was für Leistungen sie Anspruch haben und das weitere Vorgehen zu besprechen. „Wenn es Probleme gibt, sollen sie sich melden. Die wichtigste Botschaft ist: Wir kümmern uns um alle Belange“, machte Christ deutlich.
Dazu gehöre auch zu organisieren, dass Kinder in Werne in den Kindergarten oder die Schule gehen könnten. „Wir werden das immer individuell entscheiden. Es gibt keine Musterlösung.“
Hat im Mai 2020 in der für den Lokal-Journalismus aufregenden Corona-Zeit bei Lensing Media das Volontariat begonnen. Kommt aus Bochum und hatte nach drei Jahren Studium in Paderborn Heimweh nach dem Ruhrgebiet. Möchte seit dem 17. Lebensjahr Journalist werden.
