Dem Kunstverein Werne steht seit Corona der Ausstellungsraum im Stadthaus nicht mehr zur Verfügung. Ausweich-Quartiere haben sich als nicht praktikabel erwiesen. Daher drückte der Kunstverein am Samstag, 4. November, seinen Unmut in einer „Ist die Kunst bald weg in Werne?“-Aktion aus. Dabei verhüllten Vereinsmitglieder zeitweise Kunstwerke in der Stadt mit einem schwarzen Tuch. Die Aktion scheint Erfolg gehabt zu haben. Die Stadtverwaltung bietet einen Kompromiss an, von dem Vorsitzender Hubertus Waterhues sagt: „Damit können wir leben.“
„Seit den frühen 1980er-Jahren gibt es die Vereinbarung zwischen der Stadt Werne und dem Kunstverein, dass wir den großen Saal im Foyerbereich des Stadthauses für Ausstellungen nutzen können“, sagt Hubertus Waterhues im Gespräch mit der Redaktion. Doch als Corona kam, habe man den bisherigen Ausstellungsraum im Stadthaus nicht mehr zur Verfügung stellen können, sagt Verwaltungsdezernent Frank Gründken am Mittwochabend in Kulturausschuss. Dort stand das Thema ´Zukunft des Kunstvereins´ zur Debatte.
Zwei Räumen fallen weg
Nach Corona wollte die Verwaltung den Raum weiter für Sitzungen und Ähnliches nutzen. „Denn aus Sicherheitsgründen wegen eines fehlenden zweiten Fluchtweges stehen Caféteria im Stadthaus und Altes Rathaus für größere Versammlungen nicht mehr zur Verfügung“, führt Gründken weiter aus. Es habe Gespräche mit Hubertus Waterhues über alternative Räume, wie dem Stadtmuseum oder Flure im Alten Amtsgericht gegeben. Doch diese Angebote passten nicht richtig.
Marita Funhoff von der SPD zeigte sich in der Sitzung verärgert: „Wie kann es soweit kommen, dass der Eindruck entsteht, der Stadt Werne sei die Kunst gleichgültig? Das vermittelt ein denkbar schlechtes Bild nach außen. Wir von der SPD haben schon überlegt, was wir dem Kunstverein anbieten können.“

Viel Unterstützung für Kunstverein
Das Angebot bestätigt Hubertus Waterhues: „Tatsächlich haben wir nach unserer Verhüllungs-Aktion etliche Angebote für Ausstellungsmöglichkeiten und viel Zuspruch für unsere Sache bekommen.“ Das werte er als besonders positiven Nebeneffekt des Protestes.
Barbara Börste von den Bündnisgrünen meinte im Kulturausschuss: „Vielleicht müssten wir intensiveren Kontakt mit den Kunstvereinen pflegen, sie besser unterstützen.“ Und Vorsitzender Willi Jasperneite sagte: „Ich war total überrascht über die Klage des Kunstvereins und gebe Frau Börste recht, wir müssen uns besser kümmern. Vielleicht kann man hier im Saal nur die Wände nutzen und keine Ausstellungswände aufstellen, dann ginge sogar beides, Sitzungen und Ausstellungen.“
Kompromiss im Sitzungssaal
Genau darauf läuft der Kompromiss-Vorschlag hinaus. Frank Gründken sagt: „Wir wollen die Sitzungen zwar weiter in dem großen Saal stattfinden lassen. Im kleinen Sitzungsbereich nebenan ist es schon sehr eng, wenn noch Besucher kommen. Der jetzige Saal lässt eine gute Möglichkeit für die Öffentlichkeit zu. Aber wir wollen dem Kunstverein den Saal in sitzungsfreien Zeiten anbieten.“
Damit ist Waterhues einverstanden. „Die Stadt hat uns diese Lösung avisiert. Das ist jetzt erst einmal ein Gerippe, das mit Fleisch gefüllt werden muss. Ich bin mir sehr, sehr sicher, dass wir zu einer tragbaren Kompromiss-Lösung kommen werden.“ Waterhues hofft, dass der Kunstverein schon im kommenden Jahr wieder drei bis vier Ausstellungen im Foyer des Stadthauses organisieren kann.
Der ganze Unmut und der ganze Protest wären eigentlich überflüssig gewesen, glaubt man den selbstkritischen Worten von Dezernent Gründken: „Marita Funhoff hat recht, wir hätten eher auf die Idee kommen können.“
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