Was Andrea Garthe, Vorsitzende des Vereins Tiertafel Werne, in dieser Woche gefühlsmäßig durchlebte, passte zum Wetter: Von allem war etwas dabei. Erst Fassungslosigkeit, dann Angst um das Fortbestehen des Vereins, gepaart mit etwas Wut und schließlich die große Erleichterung. Und das alles innerhalb von 24 Stunden.
Am Mittwoch (29.3.) hatte sie erfahren, dass die Spendenbox der Tiertafel aus dem Kassenbereich des Rewe im Kaufpark verschwunden war. „Vor vier Wochen ist das schon einmal passiert“, erzählt die 54-Jährige. „Da haben wir die Box dann im Lager gefunden und wieder zurückgestellt.“ Bevor das aber ein drittes Mal passieren kann, haben die Vereinsaktiven die grüne Drahtbox lieber abgeholt. Bei einem Wert von 160 Euro wollte Garthe einen Verlust nicht riskieren. „Als ich dann den Filialleiter nach dem Warum gefragt habe, hat der mich sofort angemeckert“, erzählt die Tierfreundin. „Er hat gesagt, dass die Optik stört, dass die Box ein reiner Mülleimer ist und er seinen Laden in Ordnung halten muss. Außerdem möchte er nicht, dass gebettelt wird.“ All das macht Garthe fassungslos.
Die Box sei extrem gut genutzt worden. 90 Prozent dessen, was an die Tiere verteilt wird, generiere der Verein aus Spenden. Und gerade über die Box im Kaufpark sei sehr viel eingenommen worden.
Unansehnlich sei die Box gewesen, sagt der Rewe-Filialleiter, der seinen Namen lieber nicht nennen möchte, auf Anfrage. Ungepflegt, ein „Schandfleck“ für seinen Laden. „Das war optisch einfach nicht mehr tragbar“, antwortet er auf die Frage, warum er die Box entfernt hat. Als er vor etwa einem Jahr die Leitung der Filiale übernommen hat, sei er auch gar nicht wegen der Box gefragt worden, sondern musste sie mit übernehmen.
Tatsächlich haben die Ruhr Nachrichten bereits im Juni 2021 berichtet: „Bis auf Kondome und Spritzen haben wir alles darin gefunden“, lautete der Titel. Darin wird beschrieben, dass die Box offensichtlich häufig auch als Mülleimer genutzt wurde: Essensreste, Fischkartons, benutzte Taschentücher landeten darin und auch daneben. Andrea Garthe hatte gemeinsam mit ihrer Tochter noch über Facebook an die Werner appelliert, den ausgewiesenen Mülleimer am Aufzug zu nutzen.
Offensichtlich hatte es dem Filialleiter nun gereicht. „Dabei haben wir regelmäßig aufgeräumt“, versichert Garthe, „und der Leiter war auch überhaupt nicht gesprächsbereit, sondern hat mich direkt angemeckert.“

„Optisch nicht mehr tragbar“
Anfang 2018 hatte sich der Verein gegründet, um Tierbesitzer, die finanziell knapp sind, zu unterstützen. Seitdem stand auch die Spendenbox im Rewe. „Ich finde es gut, Tieren und Menschen helfen zu können“, erklärt Andrea Garthe, selbst Besitzerin von drei Katzen, ihre Beweggründe. Einmal im Monat werden Futter und Tierzubehör ausgegeben. „Regelmäßig kommen so 15 bis 20 Personen, die 30 bis 40 Tiere zu versorgen haben“, erzählt Garthe. „90 Prozent der Dinge für die Ausgaben sammeln wir in den beiden Spendenboxen, die zweite steht bei Rossmann. Dadurch und über die Beiträge unserer 60 Mitglieder finanzieren wir uns. Wenn jetzt die eine Box wegfallen würde, könnten wir vielleicht noch maximal ein Jahr überleben.“

Am Mittwoch (29.3.) hatte Andrea Garthe auf Facebook gepostet, dass die Box im Rewe-Kaufpark „weg muss“. Die User reagierten mit einer Welle der Solidarität. Mehr als 30 Nachrichten gingen über Nacht ein. Unter anderem eine von Daniel Rohn, Inhaber des „Walking Dog“, einem Laden für Hundebedarf Am Neutor.
„Ich habe das morgens auf Facebook gelesen und habe sofort gedacht: Da muss ich helfen.“ Gerade mal 48 Stunden war die Spendenbox also nur heimatlos. Am Freitagnachmittag wird sie in dem kleinen Ladenlokal aufgestellt. „Wir haben zwar nicht viel Platz, aber ein Eckchen wird sich schon finden. Es ist traurig, dass so etwas passiert. Weil es eben auch Hunde gibt, die Hilfe benötigen, ist es doch wichtig zu helfen.“
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