Dietmar Wurst und Toni Tuklan waren im September in Nigeria. Eigentlich wollten sie die unzähligen gespendeten Sportartikel der Aktion „Glücklich geht einfach“ verteilen. Eigentlich. Die afrikanische Bürokratie hat dies jedoch verhindert. © Dietmar Wurst

Spendenaktion für Afrika

Afrikanische Bürokratie stoppt Spendenaktion aus Werne: „Wir sind verärgert“

Eigentlich sollten Tausende gespendete Sportartikel längst an bedürftige Kinder und Jugendliche in Nigeria übergeben werden. Doch die Bürokratie stoppte die Initiatoren der Werner Aktion „Glücklich geht einfach“.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 06.10.2021 / Lesedauer: 3 min

Von deutscher Bürokratie konnten Dietmar Wurst und Toni Tuklan ein Lied singen. Nun aber wurden sie von der afrikanischen Bürokratie eingeholt. Die Aktion „Glücklich geht einfach“ liegt damit auf Eis - sehr zum Ärger der beiden Initiatoren aus Werne.

Eigentlich wollten die beiden Initiatoren der Spendenaktion im September Tausende gespendete Sportartikel - darunter allein 20.000 Trikots - in Nigeria an bedürftige Kinder und Jugendliche spenden. Eigentlich. Der Plan ging nicht auf. Unverrichteter Dinge ist das Duo schließlich Ende September wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Mit Ärger und Hoffnung im Gepäck.

Afrikanische Bürokratie stoppt Werner Spendenaktion

„Leider wurden wir von der Bürokratie eingeholt. Das haben wir so nicht geahnt“, erklärte Dietmar Wurst, Vorsitzender des SuS Rünthe 08, im Gespräch mit dieser Redaktion. Das Problem bildete der Hafenagent, der den Container, in dem sich alle Spenden befanden, nicht freigeben wollte. „Wir dachten, dass wir den Container problemlos aus dem Hafen bekommen würden. Wir haben dem Hafenagenten auch sämtliche Unterlagen geliefert, die er haben wollte“, erzählt Wurst.

Dietmar Wurst (4.v.l.) und Toni Tuklan (2.vl.) haben sich unter anderem mit den Verantwortlichen des Sportministeriums in Delta-State ausgetauscht. © Dietmar Wurst

Am Ende aber wurden die beiden Initiatoren, die sich mit aller Macht bemühten, den Container frei zu bekommen, von der Zeit eingeholt. „In Afrika mahlen die Mühlen langsam“, sagt Wurst. So blieb der Container mitsamt aller Spenden verschlossen und versiegelt im Hafen von Lagos stehen, anstatt dass er ins Landesinnere an einen zentralen Ort platziert wurde für die Verteilung der Spenden. „Es musste alles über das Ministerium von Delta-State gehen. Das ist vergleichbar mit NRW. Es wäre also so gewesen, als wenn wir in NRW Herrn Laschet hätten kontaktieren müssen“, verdeutlicht Dietmar Wurst.

Nachdem sich auch die Verschiffung des Containers in Deutschland verzögerte, mussten sich er und Toni Tuklan auch in Nigeria in Geduld üben. „Das ist die afrikanische Mentalität. Auch wenn Toni aus Nigeria kommt, haben wir das beide unterschätzt“, erzählt Dietmar Wurst mit einem Schmunzeln. Die Zeit vor Ort nutzten die beiden dann, um mit weiteren Verantwortlichen ins Gespräch zu kommen. Dazu zählte neben den Königen verschiedener Regionen auch der Sportminister von Delta-State.

Die Verantwortlichen bedankten sich für das Engagement der beiden und sicherten ihre Unterstützung zu. So ist die Kostenübernahme der Transporte und Gebühren vor Ort und weitere Unterstützung zugesagt, erklärte Wurst.

Ohne Schuhe Fußball spielen

Bei der Reise durch Nigeria erkannten Dietmar Wurst und Toni Tuklan einmal mehr, wie nötig die Spenden, die von unzähligen Vereinen in Deutschland eingegangen sind, hier sind. „Da sieht man vor einem Stadion auf einem Schotterplatz Menschen ohne Schuhe Fußball spielen“, erzählt Wurst. Es wären die Orte gewesen, an denen die Spenden eigentlich schon hätten verteilt werden sollen.

„Wir waren beide schon enttäuscht, dass es jetzt nicht geklappt hat - und das so kurz vor dem Ziel. Wir haben sehr viel Zeit, Kraft und Energie hinein gesteckt. Wir sind mit einem weinenden und einem lachenden Auge zurückgeflogen. Das, was wir eigentlich vorhatten, konnten wir nicht erleben. Bei allen Gesprächen aber haben wir volle Unterstützung zugesagt bekommen“, so Wurst.

Ein Mann spielt ohne Schuhe Fußball auf einem Schotterparkplatz: „Selbst bei einer Fußball-Akademie, die gute Fußballer weiter entwickelt und fördert, war es so, dass einige Spieler sich die Schuhe von Spielern anderer Mannschaften leihen mussten oder mit zwei verschiedenen Schuhen aufliefen“, erklärt Dietmar Wurst. © Dietmar Wurst

Er ist zuversichtlich, dass die Spendenübergabe bald klappt. Die beiden Initiatoren möchten im Dezember wieder nach Nigeria reisen und ihr Versprechen einlösen. Dazu hat Toni Tuklan mit einem bekannten Unternehmer nun vereinbart, dass der Container zwischenzeitlich bei ihm untergestellt werden kann.

Vorher haben die zuständigen Behörden versprochen, werde der Container freigegeben. Im Dezember sollen dann die ausrangierten und gespendeten Sportartikel endlich an die Kinder und Jugendlichen bei Sport- und Schulfesten verteilt werden.

Die Delta-State-Regierung engagiert sich im Bereich Sport. „So waren unter anderem viele gehandicapte Sportler auch bei den Paralympics in Tokio 2021 dabei. Das Team im Tischtennis gewann dort sogar die Bronzemedaille“, erklärt Wurst. © Dietmar Wurst

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