Ein Schild mit der Aufschrift “Beratung mit Termin“ hängt in einem der Schaufenster der Sparkassen in Werne-Stockum. Die Filiale ist derzeit lediglich dienstags und mittwochs geöffnet. Wer außerhalb dieser Zeiten kommt, kann seine Geschäfte nur am Automaten erledigen. Die Schalter mit fachkundigem Personal sind dann nämlich nicht besetzt.
Und das wird künftig die Regel sein. Denn die Sparkasse an der Lippe hat sich dazu entschieden, mehrere Filialen zu schließen. Dazu gehört auch die in Stockum, die 2024 in einen reinen SB-Standort umgewandelt werden soll. Das Unternehmen begründet diesen Schritt unter anderem mit einem „veränderten Kundenverhalten“. Die Filialen würden kaum noch in Anspruch genommen, einen Großteil ihrer Bankangelegenheiten würden Kunden inzwischen online erledigen, heißt es.
Aber ist das tatsächlich so? Als wir am Mittwoch (7. Juni) bei der Geschäftsstelle an der Werner Straße vorbeischauen, sieht die Lage anders aus. In einer knappen halben Stunde suchen gut 15 Kundinnen und Kunden die Filiale auf - und das in einem kleinen Ort wie Stockum, wohlgemerkt. Eine davon ist Anneliese Kümer. Und die ist ziemlich empört über die Sparkassen-Pläne.
Seit vielen Jahren Kundin
„Ich bin erbost! Wir haben doch nur diese eine Bank in Stockum. Wir sind schon so viele Jahre Kunden hier - und jetzt dreht man uns den Hahn ab und wir Alten müssen zusehen, wie wir zurecht kommen“, schimpft die 78-Jährige. Alle Bankgeschäfte künftig auf eigene Faust an einem SB-Standort oder gar online zu erledigen, kann sich Kümer nicht vorstellen: „Wir sind zu alt für solche Dinge.“ Hinzu komme noch, dass ihr Mann blind sei. Eine persönliche Beratung vor Ort sei da von Vorteil.
Dass die Sparkasse bald keine direkten Ansprechpartner in Stockum mehr hat, findet auch Veronika Gaide bedauerlich. Sie tätige in der Filiale an der Werner Straße immer ihre Überweisungen und hole Geld ab, berichtet die 78-Jährige. Und sie schätzt den persönlichen Kontakt zu den Sparkassen-Mitarbeitern.
Dass sie in Zukunft weitere Wege dafür in Anspruch nehmen muss, frustriert Gaide: „Ich bin ja nicht mehr so mobil, sondern auf meinen Rollator angewiesen. Da werde ich wohl bald immer meine Enkeltochter fragen müssen, ob sie mich zur Filiale am Markt fährt. Und da muss man auch erstmal einen Parkplatz finden.“
Helfried Rogge (71) ist im Vergleich zu Gaide deutlich mobiler - aber nicht weniger verärgert. „Das ist vor allem für ältere Leute schlecht. Ein direktes Gespräch am Schalter ist schon besser als alles am Automaten oder online erledigen zu müssen“, sagt Rogge. Und zieht er nun möglicherweise Konsequenzen aus der Entscheidung der Sparkasse? Rogge nickt: „Ich war immer wegen des persönlichen Services hier. Vielleicht werde ich aus Verärgerung zu einem anderem Geldinstitut wechseln, obwohl ich schon seit Jahrzehnten Kunde bin.“ Möglicherweise ist er damit nicht alleine.


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