Einblick in das Leben hinter Klostermauern: Pater Gisbert zeigt, wie er und seine Mitbrüder des Bettelordens eben. © Andrea Wellerdiek

Kapuzinerkloster

So bescheiden leben die vier Brüder im Kapuzinerkloster Werne

Das Kapuzinerkloster Werne prägt seit knapp 350 Jahren das Stadtbild. Die Brüder sind eng mit der Bevölkerung verbunden. Doch wie leben sie im Kloster? Pater Gisbert Schütte zeigt es.

von Andrea Wellerdiek

Werne

, 28.06.2018 / Lesedauer: 4 min

Jeder Tag im Kapuzinerkloster beginnt früh. Noch vor dem Frühstück beginnt die Eucharistiefeier um 7 Uhr. Der Tagesablauf bis zur abendlichen Vesper um 18 Uhr ist genau geregelt. „Unser Leben ist ein gemischtes Leben zwischen Arbeit und Gebet“, sagt Romuald Hülsken, Guardian des Kapuzinerklosters. Der Tag ist geprägt durch die gemeinsamen Gebete, die Gottesdienste und das Chorgebet. Dazwischen ist Zeit für die Arbeit außerhalb und innerhalb der Klostermauern.

Pater Gisbert Schütte etwa ist in der Gesprächsseelsorge tätig. Das hatte er 15 Jahre lang auch in Münster getan, bevor er im Dezember 2017 ins Kapuzinerkloster zog. Er will es jetzt etwas ruhiger angehen, wie der 78-Jährige erzählt. „Ich habe viel Zeit für mich. Das gefällt mir“, sagt er. Doch auch sein Tag ist, wie für die anderen drei Brüder, die hier leben, durchgetaktet.

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Den täglichen Beichtdienst haben die Brüder untereinander aufgeteilt. Auch Gottesdienste bereiten sie vor. Die Einkäufe müssen ebenso erledigt werden. Und da ist natürlich die Arbeit außer Haus – in der Seelsorge, in Exerzitien oder der Jugendarbeit.

„Unsere Lebensweise erfüllt und beglückt uns. So verschieden wir auch sind. Wir sind uns einig in unserer Entscheidung: Unterwegs als Kapuziner wollen wir einfach und engagiert das Evangelium leben.“ (Ordensregeln)

Der Kapuzinerorden ist ein Bettelorden. Die Patres verzichten auf Reichtümer oder große persönliche Besitztümer. Das zeigt auch das Zimmer oder Zelle, wie sie genannt wird, von Pater Gisbert. Der Privatbereich geht im Obergeschoss von dem langen Flur ab. Es ist ein schmaler Raum, in dem zwei Schränke, ein Regal und ein Bett stehen. Kein Schnickschnack, keine große Dekoration, es ist einfach schlicht. „Mehr braucht man nicht“, sagt der Pater, der seinen Bereich ordentlich hält.

Gegenüber auf dem Flur liegt seine Arbeitszelle – so nennt man sie. Hier sind viele Bücher und einige Bilder, etwa von seiner Mutter, im Regal zu sehen. Daneben steht ein aufgeräumter Schreibtisch, auf dem ein Computer steht. Hier verbringt Pater Gisbert viel Zeit. Hier bereitet er sich auf die Arbeit in der Seelsorge vor oder liest Bücher. Im Moment ist „Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Frey“ von Rachel Joyce seine Lektüre. Auf dem Tisch steht auch ein Telefon. „Hier blinkt das Lämpchen, wenn jemand unten am Beichtstuhl ist“, erklärt Pater Gisbert.

Pater Gisbert in seiner Arbeitszelle - so wird sie genannt. Hier bereitet sich der Bruder auf seine Arbeit in der Seelsorge vor. Gegenüber liegt sein Schlafzimmer. © Andrea Wellerdiek

In den beiden Räumen kann der 78-Jährige sich zurückziehen, Ruhe finden und einfach nur allein sein. Pater Gisbert tritt in den Flur und zieht die braune Holztür wieder hinter sich zu. Das ist alles. Dass die Brüder in voller Bescheidenheit hier leben, zeigt sich bei dieser kurzen Besichtigung. Pater Gisbert führt weiter über den langen, dunklen Flur. An zwei weiteren Türen stehen noch Namen. Hier schlafen die beiden Brüder Romuald und Tobias. Neben der Zelle von Pater Tobias hängt ein Bild. „Das hat er selbst gemalt“, erzählt Pater Gisbert. Hier oben teilen sich die Brüder ein Badezimmer.

In der Waschkammer wird die Wäsche in Körben sortiert. © Andrea Wellerdiek

Auch eine Waschkammer liegt schräg gegenüber. Jeder Bruder hat sowohl Schlaf- als auch Arbeitszimmer. Alle Zimmer sind gleich groß. Der vierte Patre, der 85-jährige Wolfgang, hat ein Appartement im Untergeschoss. Pater Gisbert führt im Obergeschoss weiter durch die Räume. Am Ende des langen Flures öffnet er eine weitere braune Holztür.

Beeindruckende Bibliothek

Oben angekommen, schweift der Blick nur so umher. Man weiß nicht, wo man zuerst hinschauen soll. So schlicht wie die privaten Zimmer der Brüder eingerichtet sind, so stattlich ist die Bibliothek. Und es riecht, wie es in solchen beeindruckenden Räumen immer riecht: nach altem Papier, nach noch älterer Geschichte. Mehr als 20.000 Bücher stehen in Regalen, die bis an die Decke ragen. Sie seien überwiegend elektronisch erfasst, erklärt Pater Gisbert. Es ist ein weiterer Rückzugsort im Kloster.

Während sich in der oberen Etage die privaten Zimmer und die Bibliothek befinden, schafft das Erdgeschoss den Raum für die Gemeinschaft.

Mehr als 20.000 Bücher stehen in der Bibliothek im Kapuzinerkloster. © Andrea Wellerdiek

„Der Lebensstil gleicht einer Pendelbewegung zwischen dem ICH und dem WIR, zwischen der Gefahr der Vereinsamung und der Vereinnahmung der Gemeinschaft.“ (Ordensregeln)

Ein Treffpunkt ist das Refektorium, der Speisesaal. Noch vor dem ersten Gottesdienst frühstücken die Patres hier gemeinsam an dem großen Tisch. Hier spielen die vier Brüder aber auch mal Doppelkopf in der Zeit zwischen den Gottesdiensten. Oder sie sitzen während der Rekreation, der gemeinschaftlichen Erholung, im Fernsehzimmer, in dem zum Beispiel Fußball läuft.

Eng verwurzelt

Die vier Brüder aus dem Kapuzinerkloster Werne sind eng verwurzelt in der Stadt. Die Verbundenheit mit der Bevölkerung beschreiben die Patres als sehr positiv. Das spiegelt sich auch in der ehrenamtlichen Hilfe der Bürger rund um das Kloster wider. So teilen sich etwa 9 bis 11 ehrenamtliche Mitarbeiter auf, um den Pfortendienst und die Arbeit, die im Klostergarten anfällt, zu bewerkstelligen. Auch bei der Sanierung des Klosters von 1978 bis 1981 packten Bürger wie selbstverständlich mit an.

Die Brüder bedanken sich mit ihrer offenen Gastfreundschaft. Die erfahren Besucher auch bei einer öffentlichen Führung, die an jedem ersten Samstag um 10 Uhr stattfindet. Einen exklusiven Einblick ins Klosterleben gibt es inklusive.

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