Dass sich auch die Preise auf Kirmessen erhöhen, liegt an steigenden und unterschiedlichen Kosten, die die Schausteller bezahlen müssen. Dennoch wollen sie volkstümliche Preise auf den Volksfesten anbieten, wie Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, sagt. © Sylvia vom Hofe/Montage Leonie Sauerland
Simjü 2019
Simjü: Deshalb sind die Preise auf der Kirmes so hoch
Bier, Bratwurst und Backfisch: Jedes Jahr können die Preise der Speisen und Getränke auf Simjü variieren. Denn die Kosten für die Schausteller werden von vielen Faktoren beeinflusst.
von Andrea Wellerdiek
Werne
, 28.10.2019 / Lesedauer: 3 minGeht der Besucher über die Kirmes, dann sieht er an vielen verschiedenen Buden dieselben Preise. Das Bier 0,2 Liter kostet an vielen Ausschankbetrieben gleich viel. Sprechen sich die Schausteller untereinander ab, damit keiner der Anbieter einen Vorteil hat?
Nein. Es gibt keine offiziellen Absprachen, erklärt Albert Ritter, Präsident der Europäischen Schausteller-Union und Präsident des Deutschen Schaustellerbundes. „Jeder Schausteller muss wie jeder andere Gewerbetreibende auch seine Kosten kalkulieren und daraus die Preise machen“, sagt Ritter.
Dass die Schausteller dennoch schauen, was die Anbieter am Stand nebenan nehmen, ist ganz üblich. Schließlich sind auch die Preise auf jeder Kirmes Marktpreise. Dabei haben die Schausteller aber ganz andere, vor allem höhere Kosten als ortsansässige Anbieter.
Arbeit in mehreren Schichten
Albert Ritter nennt ein Beispiel: „Der Wirt vor Ort muss nicht jede Woche seine ganze Kneipe in einen Möbelwagen packen. Das kostet viel mehr Geld, als wenn man nur den Schlüssel umdrehen muss, um die Gaststätte zu öffnen“, erklärt Ritter. Und es ist mit viel mehr Aufwand und damit auch Personalkosten verbunden.
Während seine Mitarbeiter bei der einen Kirmes noch mit dem Abbau beschäftigt sind, müssen sich andere Mitarbeiter schon um den Aufbau bei Simjü in Werne kümmern. Den Mitarbeitern steht eine Pause von zwölf Stunden zu.
Buden kosten sechstellige Beträge
Liegen zwei Veranstaltungen zeitlich nah beieinander, muss Ritter somit eine zweite Schicht an Mitarbeitern einsetzen. Auch das sind Kosten, die lokale Gastronomen nicht haben. Zusätzlich kommt das Equipment hinzu.
Buden, die in der Anschaffung einen mittleren sechsstelligen Betrag kosten oder Karussells in Millionenhöhe sind keine Seltenheit. Und auch die Versicherungen - etwa eine Haftpflichtversicherung für mobile Verkaufsstellen - sei im Gegensatz zu den ortsansässigen Anbietern um ein Vielfaches höher.
Der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes, Albert Ritter, erklärt, wie sich die Kosten der Schausteller und damit die Preise auf der Kirmes zusammensetzen. © Markus Scholz/dpa
Albert Ritter, der als Schausteller in der fünften Generation den Familienbetrieb leitet, weiß, wovon er spricht. Wenn der 66-Jährige für seinen Betrieb in Essen Strom bezahlt, ist er günstiger, als wenn er ihn als Schausteller mobil auf dem Weihnachtsmarkt bezieht - nur fünf Kilometer entfernt. „Dann ist es kein Gewerbestrom mehr, sondern Baustellenstrom, der deutlich teurer ist“, erklärt Ritter.
Unterschiedliche Standgelder entscheidend
Neben den Kosten für Strom, Personal und Versicherungen spielen die stets unterschiedlichen Standgelder auf den Kirmessen für die Preisbildung eine Rolle. So kostet das Bier auf dem Münchner Oktoberfest selbstredend mehr als auf Simjü in Werne.
Der Preis für ein kühles Blondes sei aber auch immer ein soziales Reglement, so der Schausteller weiter. „Wir wollen kein Bier für einen Euro anbieten. Es soll ja kein Ballermann werden, sondern eine Familienveranstaltung bleiben.“
Neue Fahrzeuge durch Diesel-Fahrverbote
Neben dem Verbot von mitgebrachten Getränken auf Simjü unterstützt der Präsident des Deutschen Schaustellerbundes auch die Einführung des Glaspfands. Die Schausteller hätten sich grundsätzlich schon auf die Bepfandung eingestellt.
Umplanen mussten manche von ihnen hingegen aufgrund von Diesel-Fahrverboten. „Das sind oft nur Rumsteherfahrzeuge. Man müsste aufgrund der Laufleistung entscheiden, ob ein Fahrzeug umweltschädlich ist“, sagt Albert Ritter. Einige Schausteller seien gezwungen, sich neue Fahrzeuge anzuschaffen.
Es sollen volkstümliche Preise sein
All das seien Faktoren, die auf den Preis der angebotenten Speisen und Getränke und Fahrgeschäfte eine Rolle spielten. Albert Ritter, der als mächtigster Schausteller Deutschlands gilt, sagt aber auch: „Wenn die Rahmenbedingungen stimmen, dann möchten wir Schausteller auf Volksfesten auch volkstümliche Preise anbieten.“
Für seinen Ausschank auf Simjü heißt das konkret: Der Bierpreis orientiert sich an dem Verhältnis 0,1 Liter für einen Euro.
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