Großveranstaltungen wie Sim-Jü sorgen bei den Besuchern in der Regel für strahlende Gesichter - manchmal aber auch für blutige Nasen. Kein Wunder, dass das Ordnungsamt in Kooperation mit Sicherheitsdienst und Polizei jedes Jahr ein spezielles Sicherheitskonzept aufstellt. Denn auch das Werner Volksfest ist in der Vergangenheit nicht von unerfreulichen Vorfällen verschont geblieben. Der letzte liegt noch gar nicht allzu lange zurück.
Im Jahr 2017 hatten Unbekannte eine Stinkbombe im Festzelt „gezündet“ und einen Großeinsatz ausgelöst. Mehr als 100 Einsatzkräfte rückten aus, da man zum Zeitpunkt der Alarmierung noch nicht sicher war, ob es sich um eine giftige Substanz handelte. In der Folge klagten mehrere Besucher über Übelkeit, zwei Personen mussten sogar im Krankenhaus behandelt werden.
Was im ersten Moment noch wie ein dummer Streich wirkte, avancierte sich zu einem Fall von mehrfacher Körperverletzung. Das Zelt musste geräumt werden, was wiederum einen erheblichen finanziellen Schaden für den Wirt bedeutete. Von einem Verlust in fünfstelliger Höhe war die Rede.
Körperverletzung und Diebstahl auf der Kirmes
Im Vergleich dazu verliefen die beiden jüngsten Sim-Jü-Auflagen deutlich ruhiger. Zwei Körperverletzungsdelikte, einen Fall von Widerstand gegen Polizeibeamte sowie jeweils zwei Diebstähle und Ingewahrsamnahmen verbuchten die Ordnungsbehörden im vergangenen Jahr über alle vier Kirmestage verteilt. Ein Jahr zuvor fiel die Bilanz ähnlich aus: Drei Fälle von Körperverletzung, vier Platzverweise sowie jeweils einen Fahrrad- und Geldbörsendiebstahl gab es 2021 auf der Kirmes.
Für ein Volksfest in dieser Größenordnung sei das eine unauffällige Statistik, hieß es daraufhin von Seiten der Werner Polizei.

Wer noch weiter in der Historie des „größten Volksfests an der Lippe“ zurückgeht, findet unter anderem Belege dafür, dass ein spezielles Sicherheitskonzept freilich keine neue Erfindung ist. Schon vor mehr als 150 Jahren sicherte sich die Stadt zu Sim-Jü polizeiliche Unterstützung aus den umliegenden Gemeinden, wie etwa aus einem Antrag des Magistrats an den Gemeinderat aus dem Jahr 1851 hervorgeht. Die Ordnungshüter sollten ein besonders wachsames Auge auf das „schlechte Gesindel, Taschendiebe, Spieler und Betrüger“ haben. Denn besagtes Klientel finde sich zur großen Kirmes regelmäßig in Werne ein.
Händlerin beklagt Unfall mit Pferdewagen
Überliefert sind allerdings auch Vorfälle ganz anderer Art. Zum Beispiel einer aus dem Jahr 1848: Eine Niederländerin, die ihren Warenstand an der Ecke Markt/Neutor aufgebaut hatte, berichtet in einem Polizeiprotokoll von einem Unfall mit einem Pferdewagen.
Dort heißt es: „Die Pferde schienen wütend und scheu zu sein, kamen auf meinen Stand gerade hinzugelaufen, ohne dass ich Zeit hatte, mich zu entfernen. Als die Pferde mit dem Wagen meinem Tische näherkamen, sprangen die Pferde mit ihren Vorderfüßen auf denselben, warfen ihn um und zertraten fast meinen ganzen Waren-Vorrat. Bei dieser Gelegenheit hatte ich nicht Zeit zu entlaufen, und wurde schon bevor ich mich entfernen konnte von den Pferden zu Boden getreten und erhielt, da ich ganz zwischen die beiden Pferde geriet, eine tüchtige Kopfwunde.“
Auch Geld sei dabei zu Boden gefallen und verloren gegangen. Ein schwacher Trost für die Geschädigte: Der Schuldige war schnell gefunden und musste den Schaden - zumindest teilweise - erstatten. Der Kirmes-Trubel sorgt eben doch nicht immer nur für strahlende Gesichter.

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