Sim-Jü 2022 Kirmes-Spaß rückt in den Hintergrund

Von Wolfgang Gumprich
Ernste Töne im Pfarrheim lassen Kirmes-Spaß in den Hintergrund rücken
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Während sich auf den zahlreichen Werner Plätzen die Karussells drehten, die Fahrgäste juchzten und lachten, tauchte im Pfarrheim St. Christophorus – im übertragenen Sinne – die hässliche Fratze des Krieges auf. „Ich habe Angst“, formulierte Wolfgang Zander stellvertretend den Gedanken vieler, die sich zum ICW-Frühschoppen eingefunden hatten.

Der ehemalige Vorsitzende des Kyritzer Internationalen Clubs wurde noch deutlicher: Angst um Kinder, Enkel, Urenkel und auch um die Ukraine. Nun stand das Wort im Raum, um das es sich während des Frühschoppens des Internationalen Clubs Werne (ICW) zu Sim-Jü am häufigsten drehte. Vier der fünf Partnerstädte hatten Vertreter nach Werne entsandt, so klangen Deutsch (Kyritz), Französisch (Bailleul), Polnisch (Walcz) und Englisch (Lytham St. Annes) munter durcheinander.

Zander schilderte, wie auf polnische Initiative die vier Partnerstädte sich für die Ukraine engagierten. Von Bailleul ging eine Wagenladung nach Kyritz, ebenso von Werne. In Kyritz wurden sämtliche Spenden wie Lebensmittel, Pharmazeutika und weitere Spenden sortiert.

Auf insgesamt 23 Lkw-Ladungen rollten die Spenden dann nach Walcz, von dort wurden sie in befreundete ukrainische Städte oder gar bis an die Front transportiert. Auch der junge Walczer Bürgermeister Maciej Zebidowski hatte die Ukraine im Blick, als er von einem „rücksichtslosen Wahnsinnigen“ sprach, der die Welt bedrohe, „von dem ich nicht weiß, wie man ihn aufhalten kann“.

Appell an das Werner Publikum

Nicht nur der Walczer Bürgermeister sondern auch der dortige Vorsitzende des Partnerschaftsvereins, Jan Sindrewicz, betonten in ihren Reden, dass die Politik der derzeitigen polnischen Regierung auf keinen Fall die Gedanken der Menschen in der polnischen Gesellschaft widerspiegele.

Zebidoski forderte die zahlreichen Jugendlichen im Publikum auf, sich für den europäischen Gedanken einzusetzen: „Sie sind in der Pflicht, dies weiterzuführen“. Und Jan Sindrewicz ergänzte: „Wir hatten wegen Corona zwei Jahre Urlaub, jetzt aber geben wir wieder Gas!“

Die Teilnehmer des Frühschoppens mit Sim-Jü-Schals.
Gastgeschenke gab es reichlich, Werne überreichte Sim-Jü-Schals, Walcz hatte zwei extra angefertigte Sim-Jü-Engel dabei, Bailleul und Kyritz brachten Geschenkkörbe voller regionaler Spezialitäten mit. © Wolfgang Gumprich

Der ehemalige Vorsitzende des englischen Twin-Committee, Tony Ford, sorgte dann dafür, dass die Stimmung nicht kippte: Die Partnerschaft im Lytham St, Annes habe eine neue Leitung, so wie sie Great Britain auch bald wieder habe. In zwei Jahren gebe es das 40. Bestehen der Partnerschaft zu feiern: „Vielleicht in jeder Stadt, vielleicht unter einem anderen Premierminister“.

Der Bailleuler Partnerschaftsvorsitzende Jean André Vandelanotte bedankte sich auch bei den Gastfamilien Tanner, Göller und Vennemann, die die Bailleuler immer wieder gerne aufnehmen. Letztlich blickten alle Redner doch trotz aller Bedrohungen optimistisch in die Zukunft. Sie freuten sich schon auf das Partnerschaftszelt im kommenden Jahr.

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