Es ist ein kleiner Schrank in einer Seitenstraße in der Werner Innenstadt. Angebracht ist er an eine Hauswand, verschlossen mit einem Riegel. Ganz oben steht: „YvReLu handmade Selbstbedienungsschränkchen“. Passanten, die vorbeilaufen, bleiben oft stehen und lesen, was es damit auf sich hat.
Es ist wohl für viele eine ungewöhnliche Möglichkeit, etwas zu shoppen. Denn in dem kleinen Schränkchen stehen unterschiedlich verzierte Kerzen und andere Deko-Artikel. Alle sind zwar mit einem kleinen Preisschild versehen, eine Kasse sucht man aber vergebens. Das hat auch einen Grund, denn das Selbstbedienungsschränkchen in der Kleinen Burgstraße funktioniert anders.

„Das Prinzip beruht auf Vertrauensbasis“, heißt es auf dem Schild, das am Schrank hängt. Bedeutet: Kunden suchen sich aus, was ihnen gefällt, und werfen das Geld in einem Umschlag in den Briefkasten oder überweisen es per Paypal.
Hinter der Idee steckt Yvonne Reckers mit ihrem Mann und ihrer Tochter. Die junge Mutter hat schon immer gerne gebastelt – mit unterschiedlichen Materialien. „Dann hat uns irgendwann Holzklötzchen- und Raysin-Fieber gepackt“, sagt sie. Raysin ist eine Gießmasse, aus der die Wernerin unter anderem Kerzenhalter formt.
„Irgendwann hatten wir dann die Idee, dass wir das verkaufen könnten“, sagt Yvonne Reckers. Gemeinsam mit ihrem Mann informierte sie sich, was sie dafür benötigt. „Wir mussten ein Kleingewerbe anmelden, ein Konto eröffnen, eine Verpackungslizenz beantragen – all solche Sachen“, erzählt sie. Ein Name war mit „YvReLu“, einer Zusammensetzung der drei Vornamen, schnell gefunden. Dann konnte es aber irgendwann losgehen.
„Wir haben das dann erst auf ebay Kleinanzeigen und Etsy verkauft“, berichtet die Wernerin. Auch Kollegen und Freunde waren begeistert, sodass Familie Reckers zu dem Entschluss kam: „Wir wollen das Ganze noch ein bisschen größer aufziehen.“ Schnell wurde der Schrank bestellt.

Seit gut einer Woche hängt das Schränkchen nun in der Kleinen Burgstraße. Auch auf den Sozialen Netzwerken hat die Idee bereits die Runde gemacht – wenn auch mit teils kritischen Reaktionen. „Viele haben geschrieben, dass es sowieso nicht gut geht und zerstört wird“, so Reckers.
Sie will aber an das Gute im Menschen glauben. „Ich finde, man muss nicht immer zu negativ denken“, sagt sie. „Wir hoffen einfach, dass es gut geht. Und wenn nicht, bauen wir es irgendwann wieder ab. Erst mal wollen wir aber nicht schwarz malen.“
Zumal es schon die ersten geglückten Kaufvorgänge gab. „Gerade macht es echt viel Spaß“, sagt die Wernerin. „Man guckt dann ja auch immer wieder rein und freut sich, wenn was gekauft ist. Oder es steckt dann schon mal ein Umschlag im Briefkasten. Ich hoffe, dass es so weitergeht.“