Schulsozialarbeit ist inzwischen ein fester Bestandteil des schulischen Alltags. Sei es, um Schülerinnen und Schüler zu unterstützen oder zusammen mit den Eltern zu arbeiten. Schulsozialarbeitende können auf einer persönlicheren Ebene mit Kindern und Jugendlichen in Kontakt treten und somit helfen. Auch in Werne habe sich die Schulsozialarbeit laut der Verwaltungsvorlage des letzten Jugendhilfeausschusses als intensive und erfolgreiche Kooperation zwischen Jugendhilfe und Schule entwickelt.
Doch seit Ende der Beschränkungen durch die Corona-Pandemie sei die Anzahl an Krisensituationen im Anne-Frank-Gymnasium und den drei städtischen Grundschulen gestiegen. Deswegen stellten die Kardinal-von-Galen-Grundschule und das Anne-Frank-Gymnasium jeweils einen Antrag an das Jugendamt, um die Stunden der Schulsozialarbeit aufzustocken.
Zwei Beschlussvorschläge
Nun wurde im Jugendhilfeausschuss intensiv über dieses Thema diskutiert. Dabei legte die Verwaltung zwei verschiedene Beschlussvorschläge vor.
Der erste Vorschlag sah eine Aufstockung von insgesamt 35 Stunden pro Woche vor, die auf mehrere Schulen in Werne verteilt wäre. Davon wären zehn Stunden wöchentlich an das Anne-Frank-Gymnasium, die Uhlandschule und die Wiehagenschule gegangen. Die Kardinal-von-Galen-Schule würde fünf Stunden pro Woche mehr bekommen. Die Kosten für das Personal würden für diesen Vorschlag bei 80.785,47 Euro liegen.
Der zweite Vorschlag sah ein gemischtes Konzept vor. So würde das Anne-Frank-Gymnasium zehn Stunden wöchentlich mehr für die Schulsozialarbeit erhalten. Darüber hinaus sollten alle Schulen in Werne monatlich zwei Stunden pro Monat mit dem Allgemeinen Sozialen Dienst erhalten. Über die Erziehungsberatungsstelle des Caritasverbandes Lünen, Selm und Werne könne das Gymnasium bis zu drei Stunden pro Woche und die Grundschulen jeweils zwei Stunden pro Monat mehr erhalten. Der fiktive Betrag würde bei dieser Variante bei 86.591,49 Euro liegen. Da die Mitarbeitenden des Allgemeinen Sozialen Dienstes und der Einsatz des Jugendpflegers ohnehin schon bezahlt werden, ist der reale Kostenbetrag weitaus geringer. Die realen Kosten würden bei 42.157,81 Euro liegen.
„Ein Vertrauen über Generationen“
Bevor die Diskussion im Ausschuss startete, gaben Vertreter der betroffenen Schulen einen Einblick in die Notwendigkeit der Schulsozialarbeit. Das Anne-Frank-Gymnasium möchte die Präventionsarbeit an der Schule weiter ausbauen. „Wir haben einen hohen Bedarf an Schulsozialarbeit. Sie tragen zur Sicherheit bei und helfen Kindern und Jugendlichen auch bei persönlichen Problemen. Es gibt bestimmte Punkte, an denen wir als Lehrkräfte am Ende sind. Besonders seit Corona hat sich die Lage deutlich intensiviert“, erklärt Sabine Löcke, Lehrerin am Anne-Frank-Gymnasium.
Rebecca Gerhardt, Schulsozialarbeiterin an der Kardinal-von-Galen-Grundschule, schließt sich dem an. „Schulsozialarbeiter haben mehr Einblick in Familien. Da ist die Hemmschwelle eventuell auch geringer, sodass sich Eltern eher an uns wenden als an ein Amt. Inzwischen ist es ein Vertrauen, das über Generationen hinweg entstanden ist“, sagt Gerhardt.

Über Diskussion zur Entscheidung
Auch Nina Postler, Schulleiterin der Kardinal-von-Galen-Schule und beratendes Mitglied des Ausschusses, unterstrich den Mehrwert der Schulsozialarbeit. „Es gab auch schon Versuche, die Caritas in der Schule anzubinden. Allerdings war es auffällig, dass Eltern das Angebot kaum benutzt hatten. Sie wollten lieber mit der Schulsozialarbeiterin sprechen, zu der sie ein persönliches Vertrauen haben“, erklärte sie.
Cornelia Oßwald-Blaschke (SPD) kritisierte die kurzfristige Vorlage der Beschlussvorschläge und fragte nach den Gründen für die Empfehlung der Verwaltung, den zweiten Vorschlag zu bevorzugen. Maik Rolefs vom Jugendamt der Stadt Werne antwortete darauf und betonte, dass der zweite Vorschlag, also das gemischte Konzept, keineswegs ein Sparmodell sei: „Die Bedarfslage hat sich verändert und es benötigt verschiedene Expertisen, um den Kindern und Jugendlichen an Schulen zu helfen. Die Probleme und Krisen sind komplexer und multidimensionaler geworden. So brauchen wir auch eine multiprofessionelle Unterstützung. Ein Methodenmix passt dabei sehr gut.“ Dörte Hübchen-Oesterschulze von der SPD schlug vor, dass die Lage der Schulsozialarbeit zukünftig evaluiert werden sollte, besonders wenn man sich für den zweiten Vorschlag entscheiden sollte.
Dr. Michelle Müller-Schaber (CDU) und Carolin Siegeroth (FDP) merkten an, dass der Bedarf bei den verschiedenen Schulformen nicht miteinander verglichen werden kann und somit auch nicht alle den gleichen Bedarf haben würden.
Uwe Schenk, Jugendhilfe Werne und ordentlichen Mitglied im Ausschuss, sprach sich hingegen klar für den ersten Vorschlag aus. „So gesehen ist die zusätzliche Unterstützung in Vorschlag zwei keine richtige Schulsozialarbeit. Wenn Schulsozialarbeit so toll ist, dann möchte ich diese auch richtig bekommen. Es ist im Endeffekt Beziehungsarbeit, die von den Schulsozialarbeitenden geleistet wird. Man muss vor Ort sein“, sagt Schenk.
Da mehrere Beschlussvorschläge vorlagen, musste zuerst über den weitestgehenden Antrag abgestimmt werden. In diesem Fall wurde anhand der Höhe der Kosten zuerst über den zweiten Vorschlag entschieden. Mit einer klaren Mehrheit stimmte der Jugendhilfeausschuss dem zweiten Vorschlag zu. So musste über den ersten Vorschlag nicht mehr abgestimmt werden.