Konzept für neue Bekenntnisschule in Werne vorgestellt „Wir wollen niemanden indoktrinieren“

Trägerverein stellt pädagogisches Konzept für neue Bekenntnisschule vor
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Bereits vor drei Monaten wurde bekannt, dass es in Werne Pläne für eine weitere Grundschule gibt. Die Trägerschaft würde nicht die Stadt übernehmen, sondern die freie christliche Gemeinde beziehungsweise deren bereits gegründeter Trägerverein. Im Schulausschuss erklärten die Verantwortlichen am Dienstag (3. September), wie genau das pädagogische Konzept aussehen soll.

Grundschullehrerin Laura Erbach und Frank Wagner, der aktuell die Gebrüder-Grimm-Schule in Hamm leitet, machten direkt klar, dass die Planungen sich noch in einem relativ frühen Stadium befinden: Man suche noch Lehrkräfte und ein passendes Gebäude. Außerdem stehe die Finanzierung noch nicht. Bis man einen Antrag bei der Bezirksregierung stellen kann, gilt es also noch einige Dinge zu klären.

Die Vorstellung des pädagogischen Konzepts begann Wagner, indem er das Glaubensbekenntnis vorlas. Dies sei ihm wichtig, betonte er. Man habe die „Vision einer exzellenten Schule“, die Hoffnung verbreiten wolle. Das bedeutet aber nicht, dass es sich um eine Art Eliteschule handelt. Kein Kind würde aufgrund der finanziellen Situation seiner Familie abgelehnt, hieß es. Die Schule richte sich an alle, die sich zum christlichen Glauben bekennen. Man wolle jedoch niemanden indoktrinieren.

Das geistlich-pädagogische Konzept basiere auf dem Grundsatz „Du bist gut und du tust Gutes“. Beim Unterricht halte man sich an die Lehrpläne des Landes, wolle die Inhalte aber aus christlichem Blickwinkel vermitteln. Wie das aussehen soll? „Wenn wir uns mit dem Thema Wasser beschäftigen, könnte man beispielsweise auf die Sintflut eingehen. Wenn wir im Sachunterricht über Brot sprechen, könnten wir Beispiele aus dem neuen Testament nehmen“, so Wagner.

Klassische Schulfächer auf dem Stundenplan

Die klassischen Schulfächer wie Mathe, Deutsch und Co. stünden definitiv auf dem Stundenplan. Der Übergang zur weiterführenden Schule sei also unproblematisch. Der Religionsunterricht ist verpflichtend. Die Schüler würde auch nicht mehr Unterrichtsstunden haben als an anderen Schulen.

Das Konzept trug das Mitglied des Trägervereins mit einer ordentlichen Portion Pathos vor. Das mag einer der Gründe dafür gewesen sein, dass Siegfried Scholz (SPD) anschließend erklärte: „Mir sind jetzt so viele Fragen in den Sinn gekommen - die kann ich gar nicht alle sofort stellen.“ Er müsse das Ganze wohl erst einmal sacken lassen. Philipp Gärtner (CDU) ging es ähnlich. Dennoch habe die Präsentation „viel Licht ins Dunkel gebracht“, wie CDU-Fraktionsvorsitzende Uta Leisentritt sagte.

Raumbedarf könnte zum Problem werden

Einige Fragen stellten die Volksvertreter dann aber doch noch. Zum Beispiel die nach dem Raumbedarf und einem möglichen Starttermin für den Schulbetrieb. Theoretisch wäre es möglich, dass man bereits in einem oder zwei Jahren den Schulbetrieb aufnimmt, erklärte Laura Erbach. Das liegt allerdings auch daran, dass man zunächst voraussichtlich nur mit einer Klasse starten würde. Zu Beginn benötige man daher lediglich drei bis vier Räume. Später wären es aber deutlich mehr.

Und genau an diesem Punkt sehen sowohl Politik als auch Verwaltung ein Problem. Denn schon jetzt haben mehrere Werner Schulen nicht ausreichend Raumkapazitäten. Angefangen bei der Wiehagenschule bis hin zum Anne-Frank-Gymnasium. Freie Gebäude hat die Stadt nicht zur Verfügung. Sowohl die ehemalige Barbaraschule als auch die Wienbredeschule fallen weg, weil sie von der Verwaltung und als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden. Problem Nummer zwei: Die neue Grundschule bräuchte eine Turnhalle - ein bekanntlich ebenfalls sensibles Thema in der Lippestadt.

Grundsätzlich würde die neue Ergänzungsschule keinen Einfluss auf die Schulentwicklungsplanung haben, erklärte Dezernent Frank Gründken. Die Verwaltung würde die Plätze in der freien christlichen Schule also zusagen nicht mit verrechnen. „Wir planen unabhängig davon, wie viele Kinder dort hingehen würden“, so Gründken. Die Vorstellung des Konzepts diente im Ausschuss lediglich der Information beziehungsweise Kenntnisnahme. Abgestimmt wurde nicht.