„Das Gedenken muss aktiv gestaltet werden, damit man nicht vergisst“: So fasst Flemming Feß, der Leiter des Stadtmuseums, die zahlreichen Aktionen zusammen, die sich am Montag (27. Januar) zum Holocaustgedenktag in Werne ereignet haben. Beteiligt waren neben dem Museum auch das Kulturbüro der Stadt, ebenso wie die Marga-Spiegel-Sekundarschule und das Anne-Frank-Gymnasium. Die Schüler waren sogar federführend bei den Aktionen, wie Feß betont: „Es ist toll, dass vor allem junge Menschen den Tag gestaltet haben“. So hätten auch die jungen Generationen einen emotionalen Zugang zum Thema Holocaust bekommen und sich persönlich engagiert.
So zum Beispiel die Schülerinnen und Schüler der Marga-Spiegel-Schule. Zwei von ihnen haben im Museum einen Vortrag gehalten, in dem sie von ihrem Besuch in Auschwitz berichteten. Der gehört, wie Lehrerin Anna-Lena Mertens erklärt, mittlerweile fest zum Programm. Demnach fahren jährlich Neuntklässler für fünf Tage nach Polen, um Vorträge zu hören und Führungen durch das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zu besuchen.

„Es ist viel bedrückender, die Örtlichkeiten in Person zu sehen“, erklärt Mertens. Auch in Polen werde die Allgegenwärtigkeit des Holocausts deutlich gemacht. Die Schülerinnen und Schüler sollen nämlich vor Ort im „Buch der Namen“ nach Opfern aus Werne suchen. Zur Vorbereitung dafür reinigten die Schüler, die im kommenden Jahr nach Auschwitz fahren, am Montag die Stolpersteine in ihrer Heimatstadt und nahmen an einer Führung teil, bei der sie viel über die Einzelschicksale lernten.
Wollten Gespräche auslösen
Auch Sechstklässler des Anne-Frank-Gymnasiums reinigten die Stolpersteine, um an die Opfer des Holocausts zu erinnern. Gleichzeitig sollte auch an die Zwangsarbeiter erinnerten werden. „Die Gedenkstätte liegt etwas abseits, deshalb wollten wir sie mit unserer Aktion in die Stadtmitte verlegen“, erklärt Geschichtslehrer Johannes-Joachim Brysch vom AFG. Dafür installierten zwölf Schülerinnen und Schüler der „WeRemember“-AG auf dem Kirchplatz 111 Stühle, die die verstorbenen Arbeiter repräsentieren sollten. Brysch zufolge war die Aktion ein voller Erfolg: „Wir konnten damit viele Gespräche auslösen und so auf das Thema aufmerksam machen.“ Auch die übrigens Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums haben sich demnach an dem Gedenktag beteiligt: mit Kerzen, die abends bei der Kranzniederlegung an der Gedenkstätte Zwangsarbeit platziert wurden. Nach Angeben von Brysch hatte jede Klasse eine Kerze gestaltet.

„Globale Krise der Demokratie“
Wie Museumsleiter Flemming Feß erklärt, haben in diesem Jahr „überdurchschnittlich viele Besucher“ an den Gedenkveranstaltungen teilgenommen. Bei den Vorträgen im Museum selbst hätten demnach 70 Menschen zugehört, 20 waren bei der Führung entlang der Stolpersteine und des jüdischen Friedhofs dabei. Bei der Kranzniederlegung seien es ebenfalls viele Besucher gewesen. Laut Feß könnte die große Resonanz zum einen daran liegen, dass der Holocaustgedenktag wegen des runden Jahrestages mehr mediale Aufmerksamkeit erhalten hat.
Andererseits erkennt der Museumsleiter aber auch die Aktualität des Themas aufgrund der „globalen Krise der Demokratie“. So auch Lehrerin Anna-Lena Mertens, die betont: „Man muss sich bewusst mit der Geschichte auseinandersetzen, damit sich so etwas wie der Holocaust nicht wiederholt“. Deshalb komme es auch darauf an, gerade junge Menschen mit dem zu konfrontieren, was sich auch vor der eigenen Haustür ereignet hat.