
© Florian Habersack (A)
Entsteht hier bald eine Lücke? Denkmalamt schließt Abriss vom Schlunz-Haus nicht mehr aus
Einstiges Schlunz-Haus
Markante Immobilie in exponierter Lage in der Werner Innenstadt: Das Schlunz-Haus soll abgerissen werden. Doch der LWL stellt sich quer. Die Verantwortlichen in Werne sehen das anders.
Ulf Klaverkamp übt sich weiter in Geduld. Schon seit etwa einem Jahr sind er und Thomas Hölscher als Eigentümer in Verhandlungen mit dem Denkmalamt. Die Inhaber möchten die markante Immobilie an der Steinstraße 1 in Werne eigentlich abreißen und dort neu bauen. Denn eine Sanierung des alten Gebäudes würde deutlich teurer sein.
Doch ein Abriss ist nicht ohne Weiteres möglich. Denn das Haus, in der die Familie Schlunz seit 1876 eine Metzgerei geführt hat, steht seit 2016 unter Denkmalschutz. Das Gebäude, das erstmals 1528 erwähnt wurde, ist in die Jahre gekommen.

Die Stützbalken sind marode. Die unter der Decke freigelegten Balken verrieten, wie alt das Gebäude ungefähr sein muss. Daraufhin wurde es 2016 unter Denkmalschutz gestellt. © Andrea Wellerdiek (A)
Wenig Licht und niedrige Decken
Die Stützbalken bröckeln. Ein Statiker habe bei einer Begehung gesagt, dass das Holz marode sei, erzählt Ulf Klaverkamp. Die Immobilie mit einer Nutzfläche von rund 450 Quadratmetern ist unbewohnbar. Klaverkamp glaubt auch, dass er jeden Stützbalken erneuern müsste. Außerdem seien kleine Fenster und niedrige Deckenhöhen (2,10 Meter hoch) weitere Probleme.
Einige Lösungen haben auch die Verantwortlichen der Denkmalschutzpflege des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) diskutiert. „Wir haben überlegt, wie man das Gebäude für die Eigentümer nutzbar machen kann. Auch ein Austausch oder eine Reparatur der Stützbalken sind möglich“, sagt Pressesprecher Markus Fischer.
„Wir sind Denkmalfpfleger und keine Denkmalzerstörer“
Doch die Stützbalken sind aus Sicht von Ulf Klaverkamp nicht erhaltenswert. Er und sein Mitstreiter Thomas Hölscher können sich außerdem eher eine große Glasfassade vorstellen. Doch den beiden sind die Hände gebunden. Denn einen Abriss wollen die Verantwortlichen des Denkmalamtes verhindern. „Wir sind Denkmalpfleger und keine Denkmalzerstörer. Ein Abriss wäre für uns die Ultima Ratio“, sagt Markus Fischer.
Blick in das ehemalige Schlunz-Haus
Gemeinsame Lösung finden
Die Verantwortlichen des LWL entscheiden gemeinsam mit der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Werne über die Zukunft des Gebäudes. „Ich habe das Ziel im Sinne der Stadt Werne eine Lösung zu finden, mit der alle Beteiligten zufrieden sind“, sagt Petra Göbel von der Denkmalpflege der Stadt Werne.
Man müsse aber gemeinsam mit dem LWL zunächst die Frage klären, wie viel Denkmal wirklich in dem Gebäude steckt. „Danach muss man abwägen, was mit dem Gebäude passiert. Wenn der Denkmalschutz nicht überwiegt, ist ein Abriss nicht ausgeschlossen“, so Göbel weiter.
Status „Historischer Stadtkern“ könnte verloren gehen
Sie erklärt auch, dass es nicht einfach sei, ein denkmalgeschütztes Gebäude zum Abriss frei zu geben. Werne ist Mitglied der „Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in NRW“. Wenn Werner Denkmäler abgerissen werden, könne man diesen Status verlieren, erklärt Göbel weiter.
Generell möchte sie im Sinne der Denkmalpflege und der Eigentümer eine Lösung finden. Deshalb steht sie im engen Kontakt mit beiden Seiten.
Einige Dinge zu berücksichtigen
Sie erklärt auch, dass es nicht einfach sei, ein denkmalgeschütztes Gebäude zum Abriss frei zu geben. Werne ist bei der „Arbeitsgemeinschaft Historische Stadtkerne in NRW“ gelistet. Wenn ein Gebäude wie das Schlunz-Haus wegfällt, könnte man diesen Status verlieren, erklärt Göbel weiter.
Generell möchte sie im Sinne der Denkmalpflege und der Eigentümer eine Lösung finden. Deshalb steht sie im engen Kontakt mit beiden Seiten.
Schlunz-Haus steht seit Mai 2018 leer
Das ehemalige Schlunz-Haus steht seit Mai 2018 leer. Zuletzt war im Erdgeschoss der Feinkost-Handel Mediterráneo zu finden. Das macht auch andere Interessenten hellhörig. Vor gut zwei Wochen habe es eine Anfrage eines Gastronomen gegeben. „Er wollte ein italienisches Restaurant dort eröffnen. Aber wir mussten ihm leider absagen“, erklärt Ulf Klaverkamp.

Blick in das ehemalige Bad der Familie Schlunz. Die Familie hat über mehrere Generationen in dem Gebäude gelebt und den Laden im Erdgeschoss betrieben. © Andrea Wellerdiek (A)
Inhaber planen Hotel oder Gastronomie
Mittlerweile sind die Leitungen abgeklemmt. Denn: Das einstige Schlunz-Haus ist über die Heizungsanlage mit dem dahinter liegenden Dreifamilienhaus an der Klosterstraße 10 verbunden. Zwei der drei Wohnungen sind mittlerweile renoviert. Auch Stellplätze in der Tiefgarage wurden installiert.
Mit dem Gebäude haben die Eigentümer Größeres vor. Hier soll eine Gastronomie oder ein Hotel entstehen. Dafür möchten sie das Gebäude abreißen und ein neues errichten. Denn die Sanierung der Immobilie wäre laut Klaverkamp mindestens doppelt so teuer wie ein Abriss und ein Neubau.