In Werne Strom aus Wasserstoff erzeugen RWE erläutert Pläne fürs Gersteinwerk

In Stockum Strom aus Wasserstoff erzeugen: Pläne fürs Gersteinwerk
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Viel passender hätten die Verantwortlichen von RWE die Kulisse nicht wählen können, um den Stand der Planungen für die Zukunft des Kraftwerks im Werner Ortsteil Stockum einem breiten Publikum vorzustellen. Die große Halle, in der einst die Werksfeuerwehr untergebracht war, diente am Montag (23. September) als Schauplatz der Info-Veranstaltung. Mehr als 100 Besucher - darunter viele frühere Werksmitarbeiter - wollten wissen, wie genau es nun mit dem Gersteinwerk an der Hammer Straße weitergehen soll.

Als vor einigen Jahren der Block K2 abgeschaltet wurde, sprachen viele vom Ende des Energiestandorts in Stockum. Ein herber Verlust, zumal das Kraftwerk eine lange Historie hat. Bereits seit 1917 wurde hier Strom erzeugt. Zunächst nur mit Steinkohle, später dann auch mit Gas.

Dass die Lippestadt nicht zuletzt im übertragenen Sinne an ihrem Kraftwerk hängt, machte Bürgermeister Lothar Christ eingangs der Veranstaltung deutlich: „Wir stehen zu unserem Gersteinwerk mit seiner Tradition und begleiten die weitere Entwicklung sehr eng. Denn was hier passieren soll, ist essenziell. Das Werk wird ein zukunftsträchtiger Standort und wichtig für die Energiewende.“

Tatsächlich ist das Projekt noch nicht ganz in trockenen Tüchern. Das betonte auch Kraftwerksleiter Aiko Vogelsang. Eine finale Investitionsentscheidung sei noch nicht gefällt worden. Zunächst müssten die Netzanbindung sowie der „regulatorische Rahmen“ und die Wirtschaftlichkeit der Anlage geklärt sein. Aktuell liegt der Spielball bei der Bezirksregierung. Zudem ist das Gesetzgebungsverfahren auf Bundesebene noch nicht abgeschlossen.

Arbeiten laufen auf Hochtouren

Dennoch laufen die vorbereitenden Arbeiten am Kraftwerk-Standort bereits auf Hochtouren - wenngleich man bislang noch nicht viel davon sieht. Seit der Betrieb des Steinkohleblocks eingestellt wurde, werden viele Nebenanlagen nicht mehr benötigt. „Was wir aber brauchen, ist Platz für die Einrichtung der Baustelle“, erklärte Vogelsang. Insgesamt 40 Anlagen sollen zurückgebaut werden. Begonnen hat man damit bereits im August: „Es ist auch schon viel passiert - allerdings hauptsächlich im Inneren.“

Unter anderem werden sich die Stockumer von einem Wahrzeichen ihres Ortsteils verabschieden müssen: dem 280 Meter hohen Kamin. Eine Veränderung, die dann auch tatsächlich für jeden erkennbar sein dürfte.

Besucher im Gersteinwerk Werne unterhalten sich an einem Infostand mit einem Mitarbeiter von RWE.
Nach dem Vortrag in der einstigen Halle der Werksfeuerwehr konnten die Besucher an mehreren Infopunkten mit den Verantwortlichen ins Gespräch kommen. © Felix Püschner

Nötig ist all dies, um auf dem östlichen Teil des Geländes ein wasserstofffähiges Gas- und Dampf-Kraftwerk (kurz: GuD-Anlage) mit einer Nennleistung von 800 Megawatt zu errichten. Die Inbetriebnahme soll - wenn alles nach Plan verläuft - im Jahr 2030 erfolgen.

RWE will damit einen großen Schritt in Richtung Klimaneutralität machen und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit leisten. Denn GuD-Anlagen sind einer von mehreren Bausteinen, um absehbare Erzeugungslücken im Zuge des Kohleausstiegs in Deutschland zu schließen.

„Energiewelt von morgen“

Dem Standort in Werne kommt eine besondere Bedeutung zu, da er an einem Knotenpunkt liegt. Selbst produzieren will RWE den Wasserstoff hier allerdings nicht. Schon vor rund drei Jahren hatte das Unternehmen damit begonnen, den Standort auf die „Energiewelt von morgen“ vorzubereiten. Seinerzeit wurden bekanntlich ein großer Batteriespeicher errichtet und die Kapazitätsreserven erweitert. Sie dienen als Absicherung, um Extremsituationen auf dem Strommarkt ausgleichen zu können.

Nachdem 2022 die ersten Genehmigungsanträge gestellt wurden, ist man auf dem Weg zum wasserstofffähigen Gas- und Dampf-Kraftwerk nun schon ein gutes Stück vorangekommen, erklärte Vogelsang. Die Bürger wolle man weiterhin mitnehmen und auch auf ihre Sorgen eingehen. Sonderlich ausgeprägt scheinen die derzeit jedoch nicht zu sein. Das war zumindest der Eindruck, der am Montagabend entstand, wenn man den Gesprächen zwischen Verantwortlichen und Besuchern lauschte.

Das Gersteinwerk in Werne-Stockum.
Das Gersteinwerk hat eine lange Historie. Nun müssen sich die Stockumer auf weitere Änderungen einstellen. © Felix Püschner
Besucher sitzen bei der Infoveranstaltung im Gersteinwerk Werne auf Stühlen im ehemaligen Haus der Feuerwehr.
Mehr als 100 Interessierte waren zur Informationsveranstaltung im Gersteinwerk gekommen. © Felix Püschner
Der Entwurf der künftigen Gas- und Dampfkraftwerks-Anlage.
So könnte die neue Gas- und Dampfkraftwerks-Anlage aussehen, die letztlich zu 100 Prozent mit Wasserstoff befeuert werden soll. © RWE/Gersteinwerk