Es ist 14.45 Uhr, als die ersten Wagen des Rosenmontagszugs am Marktplatz ankommen. Hunderte Jecken jubeln, grölen, tanzen. Ausnahmezustand an Karneval nach zweijähriger pandemiebedingter Zwangspause. Und es wirkt fast so, als würde manch einer die beiden Jahre der Abstinenz nachholen wollen und heute doppelt und dreifach so laut sein wie sonst. Da stört es auch nicht, dass bereits seit dem Vormittag ein kalter Wind durch die Lippestadt weht und das Thermometer gerade einmal 7 Grad anzeigt.
Gut 90 Minuten, nachdem der Zug sich am Hagen in Bewegung gesetzt hat, rollt auch der Wagen von Prinz Marco II. und Prinzessin Saskia I. auf den Marktplatz. Erst winken die beiden dem Kameramann zu, der sich an einem der Fenster im ersten Obergeschoss des Hotels Ickhorn positioniert hat - dann gilt die ganze Aufmerksamkeit des Stadtprinzenpaars dem Volk. Als Clowns, Ritter und Frösche haben sich die Jecken in diesem Jahr unter anderem verkleidet.
Wobei längst nicht alle von ihnen aus Werne kommen. Auch Besucher aus Münster oder Dortmund tummeln sich auf dem Marktplatz vor dem Alten Rathaus. Der Ratssaal im ersten Obergeschoss verwandelt sich an Rosenmontag in eine Einsatzzentrale für Polizei, Wachdienst, Ordnungsamt, Jugendamt und Streetwork. „Bislang ist es verhältnismäßig ruhig, was die Einsätze betrifft“, sagt Sozialdezernentin Kordula Mertens, als wir uns gegen 18 Uhr nach der aktuellen Lage erkundigen.

Der Zug sei friedlich und „wunderbar gelaufen“. Mertens Einschätzung: „Wir haben den Eindruck, dass viele Leute da sind, die froh sind, dass sie endlich wieder feiern können. Bislang haben alle ihren Spaß.“ Das war in der Vergangenheit nicht immer so. Auch deswegen hatte die Stadt per Allgemeinverfügung ein Glasverbot für Teile der Innenstadt ausgesprochen. In der Vergangenheit war es vermehrt zu Verletzungen durch Scherben gekommen oder weil jemand ein Behältnis als Wurfgeschoss verwendete. Diesmal läuft der Rosenmontag - Stand 18 Uhr - in Werne deutlich gesitteter ab.
Schon seit dem Nachmittag läuft die Party von MS Musik im Kolpingsaal auf Hochtouren. Genauso wie die Feier, zu der die Freiwillige Feuerwehr eingeladen hat. Wer hier dabei sein wollte, musste schon früh auf der Matte stehen. Denn schnell hieß es: Nichts geht mehr, alles voll. Ein kleiner Trost: Für die Partyfreunde gibt es noch einige Alternativen - zum Beispiel unter freiem Himmel auf dem Kirchhof. Und auch von der Bühne auf dem Marktplatz hallt noch lange nach dem Besuch des Prinzenpaars Musik über den Platz. Gefühlt ebenfalls dreimal so laut wie 2020.

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