Es ist etwa 14.45 Uhr, als die ersten Wagen des Rosenmontagszugs am Werner Marktplatz ankommen. Hunderte Jecken jubeln, grölen, tanzen, feiern. Wie gewohnt, befindet sich die Lippestadt zum Höhepunkt der Karnevalssession im Ausnahmezustand. Das eher bescheidene Wetter mit zwischenzeitlichem Regen und Temperaturen von lediglich acht Grad stört da niemanden. „Wir sind heiß aufs Finale. Darauf haben wir lange gewartet. Heute geben wir nochmal richtig Vollgas“, sagt Karnevalsprinz Julian I. Oer, der gemeinsam mit seiner Prinzessin Lena I. Röll in der aktuellen Session regiert.
Beide sind sichtlich beeindruckt von dem, was sich in den Straßen der Innenstadt abspielt - genauso wie Michael Holtmann: „Es ist rappelvoll. Wir haben 31 Zugteilnehmer und auch sechs oder sieben Fußgruppen. So viele, wie lange nicht mehr. Das ist wirklich toll“, sagt der Präsident der Interessengemeinschaft Werner Karneval.
Auf dem Wagen des Prinzenpaares prangt in diesem Jahr ein besonderes Foto - leider jedoch aus traurigem Anlass. Es zeigt den Ex-Prinzen Marco Klaus, der in den vorausgegangenen beiden Sessions in Werne regierte und in der vergangenen Woche im Alter von nur 30 Jahren plötzlich gestorben ist. Die Bestürzung darüber war groß - es war aber auch schnell klar: Gefeiert wird trotzdem. Denn das hätte der Ex-Prinz sich bestimmt so gewünscht.
Marktplatz ist Party-Hotspot in Werne
Der Marktplatz ist an diesem Tag der Party-Hotspot in der Lippestadt. Vor allem während des Umzugs. Wer ein bisschen abseits davon feiern will, hat im Anschluss die Qual der Wahl: Party bei der Feuerwehr, im Kolpinghaus oder doch lieber in einer der Gaststätten, die natürlich ihre Türen für das jecke Volk geöffnet haben. Eine davon ist das Stilvoll im Rathaus. Während hier im Erdgeschoss feuchtfröhlich gefeiert wird, herrscht im Obergeschoss eher nüchterne Atmosphäre: Der Alte Bürgersaal dient wieder einmal als Einsatzzentrale für die Sicherheitskräfte. Mitarbeiter des Ordnungsamts, Polizei und Co. koordinieren von hier aus ihr Vorgehen.
Und wie sieht ihre Bilanz aus? Am Nachmittag gegen 17 Uhr bitten wir Ordnungsamtsleiter Werner Kneip um eine erste Einschätzung: „Bislang war alles ruhig und friedlich“, sagt er und erklärt, der Schwerpunkt habe bislang auf der Begleitung des Zuges gelegen. Der ist nun vorbei: „Jetzt schauen wir mal, was heute Abend noch so passiert.“ Erfreulich sei, dass sich bis jetzt fast alle Menschen an das Glasverbot gehalten hätten, das in großen Teilen der Innenstadt an Rosenmontag gilt.
Die Stadt hatte das Verbot vor einigen Jahren eingeführt, weil der Marktplatz nach dem Umzug oftmals einem Scherbenmeer glich und Besucher Verletzungen erlitten hatten. Stand Montagnachmittag erklärte Kneip: Größere Verstöße konnten wir nicht feststellen. Das geschieht - wenn überhaupt - auch nur noch aus Unwissenheit. Die Leute legen die Flaschen dann schnell weg, wenn man sie darauf hinweist.“




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