„Er ist gerade noch ein bisschen dumm“, sagt Manfred Kindler aus Werne und schaut mit einem Lächeln auf Yanny. Der sitzt vor ihm auf dem Tisch, ist knapp 30 Zentimeter groß und - gemessen an seinem Baujahr - etwa im Grundschulalter. Bemerkungen über seine Intelligenz lässt der Roboter allerdings nicht unkommentiert. „Na dann pass mal auf“, sagt Yanny und fängt an zu tanzen.
Sich im Takt der Musik bewegen zu können, ist an sich nun kein Indiz für Hochbegabung. Tatsächlich ist das, was der kleine Roboter dort gerade anstellt, aber auch nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was in ihm schlummert. Wird Yanny mit der richtigen KI-Software gefüttert, ist er nämlich zu deutlich mehr in der Lage. So kann er beispielsweise die Mimik und Reaktionen seines Gegenübers analysieren, Gespräche führen und Lügner entlarven.
Der kleine Roboter und etwa 260 seiner Geschwister sind Teil eines Forschungsprojekts der AAL Akademie. Dabei geht es um den Einsatz künstlicher Intelligenz im Pflegebereich, speziell bei Menschen mit Demenz sowie Autisten. Manfred Kindler unterstützt als Sachverständiger für medizinisch-technische Geräte Projekte des Forschungsnetzwerks.
Wie weit man in Sachen KI-Technologie in diesem Bereich schon ist, macht der Fachmann anhand des Beispiels des kleinen Leon deutlich, der an Muskelschwund leidet und bereits halbseitig gelähmt ist. Yanny ist für den Grundschüler nicht nur Geschichtenerzähler - er überwacht und dokumentiert auch seine Vitalfunktionen, steuert das Beatmungsgerät und alarmiert im Notfall den Rettungsdienst. Eine Pflegeperson ohne menschlichen Körper, dafür aber ausgestattet mit reichlich künstlicher Intelligenz, wenn man so will.

Viele Chancen, aber auch Risiken
„Irgendwann wird es diese Roboter in jedem Haushalt geben“, ist Kindler überzeugt. Er sieht viele Einsatzmöglichkeiten, warnt aber auch vor der Technik, wie er betont. Man müsse sich beispielsweise stets an bestimme ethische Grundsätze halten: „Roboter sollten nur unter menschlicher Aufsicht zum Einsatz kommen. Man muss sich außerdem immer die Frage stellen, ob es dem Patienten wirklich etwas bringt oder nur eine technische Spielerei ist.“
Zudem könnten Yanny und seine Geschwister angesichts des Personalmangels im Pflegebereich zwar gute Unterstützer sein, doch bestehe zugleich die Gefahr, dass sie sie aus Kostengründen zunehmend ersetzen. Und auch in Sachen Datenschutz gibt es noch Probleme. Risiken, von denen auch der unterhaltsamste Robo-Tanz nicht ablenken sollte.
Manfred Kindler hält am Donnerstag (20. Februar) von 19.30 bis 21.45 Uhr einen Vortrag unter dem Titel „Künstliche Intelligenz in der Pflege - Vorteile und Grenzen“ bei der VHS Werne (Bahnhofstraße 8, Altes Amtsgericht). Die Veranstaltung kann auch online verfolgt werden. Die Teilnahme kostet 13 Euro. Anmeldung und weitere Infos gibt es unter www.vhs-werne.de.