Pooltest positiv – Schulleiterin: „Das sind Zeitbomben“

© Dirk Becker

Pooltest positiv – Schulleiterin: „Das sind Zeitbomben“

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Immer mehr Pooltests in den Schulen fallen positiv aus – Kinder, Eltern und Lehrer sind verunsichert, entnervt. Eine Schulleiterin aus dem Kreis Unna sagt jetzt: Macht die Schulen wieder zu!

von Kevin Kohues

Kreis Unna

, 28.01.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Um 20.01 Uhr meldet sich das Handy. „Positiver Pooltest“ steht über der Nachricht, die in der App von unserer Schule aufploppt. „Unsere“ Schule meint die Grundschule, die meine Tochter besucht. Und „Positiver Pooltest“ heißt: Mindestens ein Kind in der Klasse meiner Tochter wurde per PCR-Lollitest positiv auf das Coronavirus getestet. Jetzt heißt es: Jedes Kind muss noch einmal getestet werden – und das läuft an den Grundschulen in NRW jetzt mal wieder anders. Am späten Dienstagabend teilte Ministerin Yvonne Gebauer (FDP) mit, dass ab Mittwoch in den Schulen vor Unterrichtsbeginn ein Schnelltest gemacht werden müsse, sofern ein Pool positiv sei.

Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) steht im Zuge des geänderten Testverfahrens an Grundschulen einmal mehr in der Kritik.

Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) steht im Zuge des geänderten Testverfahrens an Grundschulen einmal mehr in der Kritik. © picture alliance/dpa

Das finden viele Lehrer und Eltern nicht gut – auch meine Frau und ich nicht. Wir wollen unsere Tochter nicht in dieser Ungewissheit in die Schule schicken. Wenn sie wirklich Corona hat, soll sie dort doch niemanden mehr anstecken. Und natürlich auch nicht das Gefühl erleben müssen, im Beisein ihrer Mitschüler als Infizierte identifiziert und direkt wieder abgeholt werden zu müssen.

Meine Frau reagiert schnell und bucht für den nächsten Morgen so früh wie möglich einen Termin in einem Testzentrum. Einige andere Eltern kommen auch auf diese Idee und so bildet sich dort eine hübsche Schlange, ehe ein einziger Mitarbeiter eine Viertelstunde nach der eigentlichen Öffnungszeit zum Dienst erscheint. Nach dem Abstrich heißt es noch eine halbe Stunde Bangen – und dann haben wir die zunächst erleichternde Gewissheit: Das Ergebnis ist negativ, ich kann unsere Tochter zur 2. Schulstunde zur Schule bringen.

Die 1. Schulstunde ist jetzt den Schnelltests vorbehalten

Unterricht hat sie nicht verpasst, denn die 1. Schulstunde ist jetzt den Schnelltests vorbehalten, die die Lehrer mit denjenigen Kindern durchführen müssen, die keinen frischen Negativtest vorweisen können. Und von denen gibt es einige – schließlich haben nicht alle Eltern die Möglichkeit, vor der Arbeit mit ihrem Kind in ein Testzentrum zu fahren.

Die Situation ist vertrackt. Die Lehrerinnen und Lehrer tun mir leid, die Kinder sowieso. Gibt es denn keine andere Lösung als diese, die Schulministerin Gebauer am Donnerstag unter Verweis auf die überlasteten Labore noch als „schlicht und ergreifend notwendig“ verteidigte?

Gabi Spieker: „Russisches Roulette ist schlimmer geworden“

Ich rufe dazu Gabi Spieker an. Sie leitet die Aloysiusschule in Holzwickede und fungiert als Sprecherin für alle Holzwickeder Grundschulen. „Das sind Zeitbomben“, sagt Spieker mit Blick auf die positiven Pooltests. „Man kann immer nur hoffen, dass ein Kind zuhause bleibt und dass es auch das Kind ist, das dafür gesorgt hat, dass der Pool positiv war.“

Aber selbst dann könne es sein, dass einer der nächsten Pooltests in der selben Klasse wieder positiv ausfalle, weil sich das Virus eben schon in der Klasse weiterverbreitet hatte. Stichwort Inkubationszeit.

Spieker sagt in Bezug auf die Schnelltests durch die Lehrer: „Das russische Roulette ist noch schlimmer geworden. Wir bräuchten eigentlich Schutzkleidung dafür, haben aber nur die FFP2-Masken. Die Kinder sollen sich eigentlich selbst testen, aber mit dem Stäbchen in der Nase funktioniert das gerade bei den Kleinen einfach nicht.“

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Bis vor Kurzem sei sie immer dagegen gewesen, die Schulen in der Pandemie noch einmal zu schließen. Zu groß waren die negativen Begleiterscheinungen. In der aktuellen Situation kommt die Schulleiterin aber zu einer anderen Einschätzung: „Die Schulen noch einmal für zwei Wochen zuzumachen, würde ich für sinnvoll halten“, sagt sie. Weniger wegen der Umstellung des Testsystems, sondern weil die Infektionszahlen so hoch seien. Es fehlten nicht nur viele Kinder im Unterricht, sondern zunehmend auch Kolleginnen und Kollegen. Die Situation ist vertrackt.

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