Thomas Stephan blickt auf 44 Jahre bei der Polizei zurück. Am Freitag, 21. Juni 2024, absolvierte er seinen letzten Arbeitstag als Bezirksbeamter für Werne-Ost (Stockum). Ab 1. August ist er im Ruhestand. Nachfolger wird der erfahrene Werner Polizist Dirk Großecappenberg (58). Beim Rückblick auf sein Arbeitsleben fallen Stephan viele schöne Erlebnisse ein. Aber auch eine brenzlige Situation. „Da wurde mir richtig mulmig“, sagt er im Gespräch mit der Redaktion.
Thomas Stephan stammt gebürtig aus Werne. Am 2. Oktober 1980 startete er seine Ausbildung bei der Polizeischule in Bork. Nach dem Abschluss wurde er 1984 nach Bonn, damals noch Regierungssitz, versetzt. „Zum Objektschutz“, wie der 60-Jährige sagt. 1992 kam er dann zurück in Heimatnähe, „in die Wache Unna. Danach nach Werne, wohin ich immer wollte“, sagt Stephan. Doch das Heimspiel dauerte nicht lange.

Wegen Neuorganisation nach Kamen
Denn nach zwei Jahren musste er aufgrund einer Neustrukturierung seinen Arbeitsplatz in Werne wieder verlassen und zur Wache nach Kamen gehen. „Dort war ich dann 23 Jahre.“ Erst danach ist Stephan - verheiratet, ein Kind, ein Enkelsohn - wieder in die Heimatstadt Werne gekommen. Für Werne-Ost als Bezirksbeamter, von vielen liebevoll „Dorf-Sheriff“ genannt. Eine schöne Aufgabe, wie er sagt, die ihm zunächst allerdings auch vor ein Fragezeichen stellte.
„Bisher hatte ich immer im Team gearbeitet. Als Bezirksbeamter bist du viel alleine unterwegs. Ich wusste nicht genau, was da auf mich zukam.“ Doch schnell gewöhnte er sich an die neue Aufgabe, die hauptsächlich darin bestand, Präsenz zu zeigen, Ansprechpartner zu sein. Dabei hat er festgestellt: „Man muss schon auf die Leute zugehen. Von alleine wird man wenig angesprochen.“
Präsent an Schulen und Kitas
Thomas Stephan war viel an Schulen, etwa der Kardinal-von-Galen-Grundschule in Stockum, oder den Kitas im Einsatz. Vergehen zu ahnden, das war nicht seine Schwerpunkt-Aufgabe. „In der Regel halten wir niemanden an und verteilen Strafzettel“, sagt er. Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder bisweilen mit dem Streifenwagen war er in seinem Revier unterwegs.
Die Wache Werne hatte an seinem letzten Arbeitstag einen ganz besonderen Streifenwagen für eine Abschieds-Fahrt durch sein Revier organisiert: einen historischen Original-Polizei-Käfer vom LAFP (Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten der Polizei NRW) in Selm. Bei der Ankunft an der Wache standen die Kolleginnen und Kollegen Spalier. Karlheinz Bliecke, Leiter des Bezirksdienstes Werne und Selm, brachte es kurz und knapp auf den Punkt: „Du bist ein Super-Polizist und ein richtig guter Typ.“

„Jeder Tag ist anders“
„Das Tollste an dem Job ist: Jeder Tag ist anders, das ist wirklich so“, sagt der scheidende Bezirksbeamte beim Rückblick: „Es gibt immer wieder was Neues.“ Neben vielen erfreulichen Erlebnissen und Begegnungen geriet er aber einmal in eine brenzlige Situation, „in der es mir wirklich mulmig war“.
Das war vor vielen Jahren in Unna, als Zeugen einen Einbruch in eine Kita meldeten. Stephan und Kollegen eilten zum Tatort, „wir konnten aber zunächst nichts feststellen“. Sie hätten sich dann unter eine Straßenlaterne gestellt und abgewartet, „ob noch etwas passiert“. Das tat es allerdings. Stephan: „Plötzlich ging ein Fenster auf und jemand schoss auf uns. Da sind wir in alle Richtungen geflüchtet und haben Deckung gesucht.“
Später stellte sich heraus, dass der Einbrecher mit vergleichsweise harmloser Munition aus einer Waffe aus dem 1. Weltkrieg geschossen habe. „Hinterher hat er noch behauptet, er habe geschossen, weil er uns für die Einbrecher gehalten hat“, kann Thomas Stephan heute über die Episode schmunzeln: „Einbrecher in Polizeiuniform ...“

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