Wie geht’s weiter mit dem 2. Gleis Münster-Lünen? Politiker: „Ich bin maximal entsetzt“

Weitere Planung für das zweite Gleis entsetzt Politiker
Lesezeit

Mit dem Thema „Zweites Gleis zwischen Münster und Lünen“ befasste sich der Ausschuss für Stadtentwicklung und Planung im Stadthaus Werne in seiner jüngsten Sitzung. Nachdem am 10. August 2023 medienwirksam die verschiedenen Beteiligten eine Rahmenvereinbarung unterzeichnet hatten, keimte Hoffnung auf eine baldige Realisierung auf. Diese Hoffnung hat Thomas Ressel am Dienstagabend im Keim erstickt.

Ressel ist Leiter Planung beim Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe. Der NWL war einer der Unterzeichner der Rahmenvereinbarung. Ressel zeigte den Ausschussmitgliedern den Stand der Dinge und die Perspektiven auf. Nach einer Stunde Erläuterung und Diskussion waren Enttäuschung und Frustrationen im großen Sitzungssaal des Stadthauses fast mit Händen zu greifen.

Schade ist „maximal entsetzt“

So meinte Christoph Schade von den Bündnisgrünen am Schluss: „Ich bin maximal entsetzt: Wir stecken viel Geld in ein Projekt, das gerade einmal ein Zugpaar mehr von Werne nach Münster pro Stunde schickt.“ Und Raimund Hölscher von der CDU war offenbar maximal frustriert: „Wir werden nie eine Strecke von Werne nach Lünen bekommen. Und die nach Amelsbüren werden wir in den nächsten 20 Jahre nicht bekommen.“

Wernes Planungsdezernent Ralf Bülte hatte zuvor den Tagesordnungspunkt folgendermaßen angekündigt: „Die Situation nach der Unterzeichnung der Rahmenvereinbarung lässt sich in einem Satz zusammenfassen: Wir können einen wichtigen Teilerfolg verbuchen, sind aber längst noch nicht am Ende der Reise.“

Erst 22 Prozent erreicht

Diese Einschätzung war eher untertrieben, wie die folgenden Ausführungen von NWL-Mann Ressel nahelegen. Als er eine Tabelle mit den unterschiedlichsten Planungsschritten zeigte, meinte er: „Bis jetzt sind 22 Prozent des Projektes geschafft, mehr aber nicht. Die Strecke ist noch lange nicht eingeweiht.“

Die Vereinbarung sieht vor, die Strecke zwischen Münster-Amelsbüren und Werne zweigleisig auszubauen. Das sieht Ressel als Fortschritt an. „Vorher waren es zweigleisig 5,3, jetzt sind es 23,8 km.“ Das würde zwischen Münster und Werne zu einem 30-Min-Takt im Nahverkehr führen, zwischen Werne und Dortmund bliebe es beim bekannten Stundentakt.

Der Bahnhof Lünen bleibt in Richtung Münster für lange Zeit nur eingleisig mit dem nächsten Halt Werne verbunden.
Der Bahnhof Lünen bleibt in Richtung Münster für lange Zeit nur eingleisig mit dem nächsten Halt Werne verbunden. © RN-Archiv

Warum nicht alles ausbauen?

Das löste viel Unverständnis bei den Werner Planungs-Politikern aus. „Warum baut man nicht gleich die paar Kilometer von Werne bis Lünen auch zweigleisig aus“, wollte etwa Artur Reichert von der FDP wissen. Ins gleiche Horn stießen auch andere Abgeordnete.

Doch Ressel warnte davor, jetzt noch Zusatzforderungen zu stellen. „Mit den jetzt unterschriebenen Rahmenbedingungen kommt das Projekt durch die Finanzierungstür des Bundes. Der will 60 Prozent übernehmen, das Land 40 Prozent. Wenn da was geändert wird, was dann noch teurer wird, wird gar nichts passieren.“

Wird es Güterverkehr geben?

Ressel erläuterte ausführlich die Grundlagen der Planung, die verschiedenen Zuständigkeiten und unterschiedlichen Ansprüche. Er lobt etwa den neuen Ansatz des Bundes für eine „fahrplanbasierte Infrastrukturentwicklung. Der Zielfahrplan bestimmt die Infrastruktur, nicht andersherum.“ Bislang habe man gebaut und dann geschaut, wie man den Fahrplan an die neue Infrastruktur anpassen kann. „Dass das jetzt andersherum ist, ist ein großer Schritt nach vorne“, meinte der Experte.

Im Verlaufe der Debatte fiel auch der Begriff „Güterverkehr“. Markus Rusche von der CDU wollte wissen: „Wird es auf der Strecke dann Güterverkehr geben?“ Ressel antwortete vorsichtig und verschwommen: „Man kann Güterzüge grundsätzlich nicht verbieten. Aber heutige Güterzüge sind deutlich leiser als früher.“

Einen kleinen Lichtblick in all der Frustration setzte zum Schluss Benedikt Lange von der FDP: „Das 2. Gleis zwischen Amelsbüren und Werne wird mehr Zuverlässigkeit bringen. Das sollten wir nicht madig machen oder es gar abblasen.“

Wichtiger Schritt für Gleisausbau Münster - Lünen: „Irgendwann kommt dann auch Realisierung“

Erster Schritt zum Gleisausbau Lünen-Münster ist gemacht: Nennt endlich einen Zeitplan!

Wernes einflussreichster Bürger scheiterte mit besonderem Projekt: Eine Geschichte in Bildern