Vor 130 Jahren wurde 1894 Antonia Schmedding-Elpers in Billerbeck geboren. Sie verlebte mit ihren Geschwistern eine unbeschwerte Kindheit und Jugend auf dem Richthof mitten in Billerbeck, der noch heute im Besitz der Familie ist. Ihre Eltern ermöglichten ihr, obwohl es zu jener Zeit um die Jahrhundertwende als Mädchen auf dem Lande nicht üblich war, ein Studium zur Lehrerin, und nach dem Ersten Weltkrieg erhielt sie im Jahre 1918 ihre erste feste Anstellung an der damaligen Werner Rektoratsschule, der Vorläuferin der späteren Realschule und heutigen Sekundarschule.
Es war sicherlich für Werne eine kleine Sensation, denn bis dahin lehrten an dieser Schule, an der zu jener Zeit nur Knaben bis zur Obertertia unterrichtet wurden, ausschließlich Männer, insbesondere Geistliche. Aber Antonia Elpers konnte sich durchsetzten und sich den nötigen Respekt nicht nur bei den Schülern in den beiden Fächern Englisch und Französisch, sondern auch bei den Kollegen verschaffen.
Es wird berichtet, dass sie sich auch von den nationalsozialistischen Lehrern an der dann in den 1930er Jahren umbenannten Mittelschule nicht beeinflussen ließ und zum Beispiel weiterhin mit „Guten Morgen“ statt mit „Heil Hitler“ grüßte. Aus politisch-religiösen Gründen quittierte sie 1940 selbst den Schuldienst und heiratete wenig später den Mittelschullehrer Paul Schmedding. Dieser wurde bald darauf zum Kriegsdienst eingezogen und kurze Zeit später an die Ostfront versetzt – zur damaligen Zeit 1941/42 fast ein Todesurteil. So erhielt seine junge Ehefrau auch bald darauf die Nachricht, dass ihr Mann in Russland gefallen sei.
Rückkehr in den Schuldienst
Sie kehrte allerdings nach Ende des Zweiten Weltkrieges nicht in den Schuldienst zurück, sondern widmete sich vor allem der Pflege der plattdeutschen Sprache - besonders das „münsterländer Platt“ lag ihr sehr am Herzen. Sie engagierte sich im Heimatverein Werne und hatte dort bald einen großen Freundeskreis – zu vielen Begebenheiten schrieb sie plattdeutsche Geschichten und Gedichte, die später in den 1970er Jahren im Buch „Nu luster es“ veröffentlicht wurden.

Jahrzehntelang wohnte sie über der Buchhandlung Beckmann an der Magdalenenstraße nahe dem Kirchhof, an der seit den 1990er Jahren eine Gedenktafel hängt, die der Heimatverein Werne dort anbrachte. Aber auch zu ihrem Geburtsort Billerbeck hatte sie stets eine starke Bindung und so schrieb sie im letzten Vers ihres Lobliedes auf Billerbeck: „Sin ick aolt un moss ick stiärben, leggt in Billerbeck mi wegg. In Ludgerusgrund will ick slaopen, de auk miene Ellern drägg.“ (Bin ich alt und muss ich sterben, legt in Billerbeck mich weg. In Ludgerusgrund will ich schlafen, der auch meine Eltern trägt).

Die Verfasserin dieses Artikels lernte, als sie als Museumsleiterin 1979 nach Werne kam, Toni Schmedding-Elpers kennen und sehr schätzen. Jeden Freitagvormittag traf man sich in der Westfälischen Stube im damaligen Heimatmuseum mit Karl Pollender, dem Museumsgründer, Heinrich Bothe, Claus Seiffert und anderen Heimatfreunden und klönte eifrig auf Plattdeutsch, so dass es oft nicht einfach war, ihren „Tönekes“ zu folgen.
Toni Schmedding-Elpers starb am 22. Juli 1985 in Werne im Alter von 91 Jahren und wurde ihrem Wunsch gemäß in Billerbeck begraben. Bei der Themenführung „Als hätten wir nie gelebt – Frauen in Werne von 1500 bis 1945“ des Verkehrsvereins Werne wird unter anderem auch diese Persönlichkeit vorgestellt und gewürdigt (Anmeldung zu dieser Führung beim Verkehrsverein am Roggenmarkt, Tel. 531640).