Die Ziele, die sich die Stadt Werne in ihrem „Leitbild der Offenen Ganztagsschulen“ vor einigen Jahren auf die Fahnen geschrieben hat, sind unmissverständlich. Eltern solle „durch bedarfsorientierte Betreuungszeiten eine größere zeitliche Flexibilität ermöglicht werden“, heißt es dort unter anderem. Zu den besonderen Angeboten, die dafür geschaffen wurden, gehörte bislang auch die Frühbetreuung in den Ferien. Doch die ist nun Geschichte. Und das wiederum sorgt für dicke Luft.
„Dass wir Eltern bei so einer Entscheidung nicht mitgenommen und jetzt vor vollendete Tatsachen gestellt werden, ist schon eine Frechheit“, sagt Anika Hilsmann. Ihre beiden Töchter besuchen derzeit die Uhlandschule in Werne - und nutzten auch besagtes Angebot der Frühbetreuung in den Ferien.
Am 11. Januar erhielten die Eltern eine E-Mail des OGS-Trägervereins. Darin heißt es: „Gemeinsam mit der Stadt Werne haben die Träger der Offenen Ganztage entschieden, ab Beginn des zweiten Schulhalbjahres, also ab dem 1. Februar 2024, während der Ferien und an den beweglichen Ferientagen sowie Brückentagen keine Frühbetreuung mehr anzubieten. In unseren Betreuungsverträgen für die Frühbetreuung ist dieses auch nicht festgeschrieben. Dieses Angebot haben die Offenen Ganztage der Werner Grundschulen bisher zusätzlich erbracht.“
Zu wenig Personal für Frühbetreuung in den Ferien
Familienfreundlich ist das in Hilsmanns Augen nicht. Und mit dieser Sicht steht sie keineswegs alleine dar, wie sie im Gespräch mit der Redaktion erklärt. Man plane bereits eine Unterschriftenaktion. Die Empörung aufseiten der Eltern ist auch aufgrund der Kurzfristigkeit der Mitteilung groß. „Es haben doch schon alle ihre Urlaubsplanung gemacht. Die Osterferien stehen vor der Tür, ich arbeite im Schichtdienst und habe nun erst mal keine Betreuung für meine Kinder. Was soll ich jetzt machen? Oma und Opa können auch nicht immer aushelfen“, sagt Hilsmann.
Sie könne durchaus nachvollziehen, dass das Personal für die Betreuung ab 7 Uhr „nicht auf Bäumen wächst“. Andererseits sei der Bedarf für ein solches Angebot aber nun mal vorhanden. Dass die Stadt in Absprache mit den OGS-Trägern die Frühbetreuung jetzt streiche - möglicherweise auch aus Kostengründen -, sei ein No-Go.

Und was sagen die Träger und die Stadt dazu? Vom Trägerverein des Offenen Ganztags der Uhlandschule heißt es auf Anfrage der Redaktion, dass die Nachfrage zu gering gewesen sei, der Betreuungsaufwand allerdings hoch. Zuletzt habe es für die Frühbetreuung in den Ferien lediglich sechs bis zehn Anmeldungen gegeben. Dafür habe man zwei Betreuungskräfte stellen müssen. Tatsächlich seien dann aber nur die Hälfte der angemeldeten Kinder auch erschienen. Zu wenig, um das Modell fortzuführen.
Anders sei die Situation außerhalb der Ferien. Mehr als 70 Kinder sind in dieser Zeit für die Betreuung an der Uhlandschule angemeldet - und nutzen das Angebot dann auch. In dieser Zeit verzeichne man einen steigenden Bedarf, so eine Sprecherin des Trägervereins.
Träger und Stadt betonen mangelnde Nachfrage
Bei der Stadt Werne schätzt man die Situation ähnlich ein, wie Kathrin Kötter, Leiterin der Abteilung Bildung, Kultur und Sport im Gespräch erklärt. An der Kardinal-von-Galen-Schule habe es das Angebot der Frühbetreuung in den Ferien mangels Nachfrage ohnehin nicht gegeben. Und auch an der Wiehagenschule sei der Bedarf nicht groß gewesen.
Dass die Entscheidung, das Angebot zu streichen, bei den betroffenen Eltern nicht gut ankommt, kann Kötter nachvollziehen. Allerdings betont auch sie, dass sich die Trägervereine vertraglich nicht dazu verpflichtet hätten, eine Frühbetreuung in den Ferien anzubieten. Die Gespräche zwischen Trägern und Stadt über die Streichung hätten zudem erst Ende 2023 stattgefunden. Von daher sei die Information an die Eltern zeitnah erfolgt.
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