Martin Grünert hat einen bewegten Lebenslauf hinter sich. Der 56-Jährige stammt aus einer kirchlich geprägten Familie, hat aber zunächst Schlosser gelernt. Danach studierte er kurz Luft- und Raumfahrttechnik, um danach seinen Abschluss im Maschinenbau zu machen. Spät schlug er den Weg zum Priesteramt ein, auf dem er dann aber eine andere Entscheidung traf. Wie und warum, erzählt er im Interview.
Herr Grünert, wann entstand in Ihnen der Wunsch, kirchlich tätig zu werden?
Meine Familie ist kirchlich geprägt und auch ich war als Kind und Jugendlicher aktiv. Etwa als Messdiener oder Betreuer bei Freizeiten. Insofern war mir Kirche von klein auf nahe.
Doch beruflich haben Sie sich anders entschieden, jedenfalls zunächst?
Genau, ich habe eine Ausbildung zum Schlosser absolviert. Dann dachte ich, dass Luft- und Raumfahrttechnik ein tolles Berufsfeld sei und habe angefangen zu studieren. Allerdings nur anderthalb Semester. Dann bin ich umgestiegen auf allgemeinen Maschinenbau.
Dieses Studium haben sie aber beendet, oder?
(schmunzelt) Ja, ich habe in Soest und, bedingt durch ein Austauschprogramm, in Nottingham in Großbritannien studiert und meinen Bachelor gemacht. Anschließend habe ich als Ingenieur gearbeitet. Doch das war nur ein Job zum Geldverdienen, habe ich schnell gemerkt.
Welche Konsequenz haben Sie daraus gezogen?
Ich habe dann mit knapp 30 Jahren ein dreimonatiges Praktikum in einer Gemeinde in Moers absolviert, um zu schauen, wie so etwas als Hauptberuf funktionieren könnte.

Konnte es funktionieren?
Es hat funktioniert. Dadurch ist bei mir der Entschluss gereift, den Weg zum Priester einzuschlagen. Das nannte sich „Priesterausbildung in der Praxis nach dem Ahlener Modell“. Das habe ich viereinhalb Jahre in Ahlen gemacht, dem schloss sich ein Jahr Vollzeitstudium in Münster an. Dabei habe ich dann eine Entscheidung getroffen.
Welche Entscheidung?
Für mich wurde dabei klar, dass ich mich nicht zum Priester weihen lassen wollte, sondern, dass der Weg zum Pastoralreferenten, also das, was ich heute tue, der für mich richtige Weg ist.
Als Pastoralreferent dürfen Sie bestimmte Dinge, die einem geweihten Priester vorbehalten sind, nicht tun. Aber dafür gilt zum Beispiel für Sie der Zölibat nicht.
(schmunzelt wieder). Genau, aber ich bin trotzdem Single und habe keine Kinder. Außerdem erledige ich viele Tätigkeiten, die denen eines Priesters ähnlich sind.

Zum Beispiel?
Ich kann Wortgottesdienste leiten, ich bin im sogenannten Beerdigungsdienst eingesetzt, bereite Kinder auf die Kommunion vor und einiges mehr. Als Pastoralreferent gefällt mir der Gemeindedienst sehr gut. Ich würde mich nur ungern spezialisieren, etwa nur in Seniorenheimen tätig sein oder als Krankenhaus-Seelsorger.
Sie sind seit Oktober 2022 in der Christophorus-Gemeinde eingesetzt. Sind Sie eigentlich der direkte Nachfolger von Maria Thiemann, die ans Marien-Hospital in Lünen gewechselt ist?
Nein, nicht direkt. Das Bistum Münster hat mir das Angebot gemacht, als Pastoralreferent nach Werne zu wechseln. Ich habe mich gründlich umgesehen und informiert und dann meine Entscheidung für Werne getroffen.
Was waren Ihre Gründe?
Ich habe zwei gute, intensive Gespräche geführt. Mit Pfarrdechant Jürgen Schäfer und mit meiner Mit-Pastoralreferentin Pia Gunnemann. Außerdem passt die räumliche Nähe. Werne liegt nicht weit von meiner letzten Stelle in Münster, wo ich viele Freundschaften aufgebaut habe, und meiner Familie in Beckum. Seit Anfang Januar wohne ich auch schon in Werne. Es gefällt mir gut.