
© Michael Dörlemann
Volksbank Kamen-Werne und Sparkasse Bergkamen-Bönen drohen mit Negativzinsen
Banken
Privatkunden der Volksbank Kamen-Werne und der Sparkasse Bergkamen-Bönen droht die Einführung von Negativzinsen auf ihre Guthaben. Die Belastung dürfte aber nur gut betuchte Kunden treffen.
So paradox es klingt: Die Guthaben, die Kunden auf ihren Konten haben, werden für Banken und Sparkassen zu einem Problem. Sie kosten sie richtig viel Geld. Die Sparkasse Bergkamen-Bönen und die Volksbank Kamen-Werne denken deshalb ebenso wie andere Sparkassen und Volksbanken in der Region über Negativzinsen für Guthaben nach, sogenannte „Sichteinlagen“.
Die Sparkasse will sie vielleicht, die Volksbank sicher einführen – nur der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Hintergrund ist, dass die Sparkassen und Banken zurzeit von ihren Kunden mit Geld „geflutet“ werden, wie es Jürgen Eilert ausdrückt, Vorstand bei der Volksbank Kamen-Werne.
Die Sparquote ist im Bundesschnitt im Corona-Jahr 2020 auf 16,3 Prozent gestiegen. Sonst betrug sie etwa 10,5 bis 11 Prozent.
Banken müssen selbst „Verwahrentgelt“ an die EZB zahlen
Das Problem für die Banken: Wenn sie mehr Geld für ihre Kunden aufbewahren als ausleihen, müssen sie bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ein „Verwahrentgelt“ von 0,5 Prozent im Jahr dafür bezahlen.
Diese Kosten sind mittlerweile so stark gewachsen, dass sie für die Geldinstitute eine starke Belastung darstellen, machen Eilert und auch Michael Krause deutlich, der Sprecher der Sparkasse Bergkamen-Bönen.

Die Hauptstelle der Sparkasse Bergkamen-Bönen: Auch die Sparkasse denkt über sogenannte Negativzinsen nach. © Michael Dörlemann
Die Volksbank will diese 0,5 Prozent auch an Privatkunden weitergeben, kann aber noch nicht sagen, ab wann. Die Sparkasse denkt zumindest ernsthaft darüber nach, denn auch für sie werde das „Verwahrentgelt“ zum Kostenfaktor.
Dabei geht es aber nicht um die Sparkonten, auf denen der Kunde Geld als eiserne Reserve hat, um im Notfall die Auto-Reparatur oder eine neue Waschmaschine zu kaufen.
Es sei ohnehin gesetzlich verboten, Sparkonten mit Negativzinsen oder „Verwahrentgelten“ zu belasten, teilen Eilert und Krause mit. Es geht auch nicht um die Gehaltskonten, die von vielen Kunden unterhalten werden und die sich automatisch im Lauf des Monats leeren, wenn Miete oder Hauskredite, Strom- und Heizkosten sowie weitere Fixbeträge abgebucht werden.
Freibetrag soll „normale“ Kunden von der Belastung ausschließen
Es gibt aber offenbar viele Kunden, die auf Giro- oder Tagesgeldkonten beträchtliche Geldmengen horten. Sparkasse und Volksbank sprechen von Guthaben, die im „höheren sechsstelligen Bereich und höher“ liegen.
Wenn die Negativzinsen eingeführt werden, wollen beide Geldinstitute einen Freibetrag einführen, der Normalverbraucher von den Negativzinsen ausnimmt. Wer darüber kommt, muss zahlen.
Sowohl die Volksbank als auch die Sparkasse haben freilich auch einen Tipp, um das zu vermeiden: Die Kunden könnten das Geld anlegen und so sogar mindestens einen Inflationsausgleich als Gewinn erzielen.