Im Abnehmprozess befindet sich Nadine Szameit schon länger. Über 70 Kilogramm ist die Wernerin bereits schlanker. „Das ist quasi ein ganzer Mensch“, sagt sie und lacht. Obwohl sie sich schon seit über drei Jahren auf diesem Weg befindet, hat sie im September 2022 nochmal einen besonderen Schub bekommen.
Damals wollte sie eigentlich nur einer Freundin helfen. „Die stand kurz vor einer Magen-Operation“, berichtet Nadine Szameit. „Um sie zu unterstützen, habe ich ihr gesagt, dass ich mir mal die Selbsthilfegruppe Cactus angucke, weil sie selbst unsicher war.“
Cactus ist eine Selbsthilfegruppe für Menschen mit Essstörung, Esssucht, Adipositas und Binge Eating. Gemeinsam wollen sich die Teilnehmer beim Abnehmen unterstützen. Gegründet wurde die Gruppe im Mai vergangenen Jahres. Seitdem haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gemeinsam bereits über 200 Kilogramm abgenommen – Tendenz steigend.
Für Nadine Szameit wurde aus dem Probebesuch ein fester Termin in der Woche. „Meine Freundin war bisher noch nicht mit“, erzählt die Wernerin. „Aber ich habe mich direkt wohlgefühlt.“ Bereits nach wenigen Wochen übernahm sie sogar die erste Moderation eines Treffens.
Gegenseitige Unterstützung
Eine gemeinsame Abnehm-Methode haben die Teilnehmer nicht. „Wir unterstützen uns gegenseitig bei dem, was wir machen“, sagt Nadine Szameit. „Gerade ist die Ein-Teller-Methode hoch im Kurs. Aber viele von uns machen auch Intervallfasten, also essen nur zu bestimmten Zeiten.“ Es gehe vor allem darum, sich gegenseitig zu unterstützen – und weiterzubringen. „Ich wusste am Anfang zum Beispiel überhaupt nicht, was Binge Eating ist“, sagt Nadine Szameit. „Als mir die anderen das aber erklärt haben, habe ich gedacht: Das kenne ich, das mache ich auch.“
Mittlerweile hat sich die Wernerin aber gut im Griff. Dazu gehören Einschränkungen – aber keine Verbote. „Wenn man mich fragen würde, was ich nicht mehr esse, würde ich sagen: gar nichts“, erklärt sie. „Aber ich erlaube mir zum Beispiel Süßigkeiten in Maßen. Das wird eingeplant.“

Das hat Nadine Szameit auch ihrer Familie so gesagt. „Ich habe allen erklärt, dass ich keine Süßigkeiten in meinem Haus mehr haben will. Auch nicht zum Geburtstag oder zu Weihnachten“, sagt sie und fügt mit einem Lachen hinzu: „Ich habe meiner Familie gesagt, dass sie mir dann lieber einen Blumenkohl mit Nikolausmütze schenken sollen.“
Was der Familie am Anfang nicht leicht fiel, funktioniert mittlerweile gut. Dieser Prozess ist wichtig für Nadine Szameit, denn sie hat noch einiges vor. „14 Kilo sollen noch runter“, sagt sie. „Mir geht es gar nicht um eine Bikinifigur, die will ich nicht. Mir geht es um gesundheitliche Aspekte.“
Sitzungen auch an Feiertagen
Die Ziele der Mitglieder bei Cactus sind auch nicht alle die gleichen. „Den Weg gehen wir aber zusammen“, sagt Nadine Szameit. Neben den Sitzungen gibt es mittlerweile auch den Programmpunkt „Cactus in motion“. Vor dem wöchentlichen Treffen gehen die Mitglieder immer eine halbe Stunde spazieren. „Das ist eine Idee, die aus der Gruppe kam“, berichtet Nadine Szameit.
Eine klare Mitgliederzahl ist für die Gruppe schwer zu beziffern. „Es kommt jeder, wenn er Zeit hat. Die Höchstzahl, die wir hatten, waren einmal zwölf Leute an einem Tisch“, so Szameit. Die Gruppe trifft sich immer dienstags um 19.15 Uhr im Pfarrheim St. Sophia (Kirchstraße 4) in Stockum. „Wir sind immer da, auch an Feiertagen“, sagt die Wernerin und fügt an: „Wir sehen die Essstörung als Krankheit. Und krank sind wir auch in den Ferien.“
Am 16. Mai feiert Cactus bereits sein einjähriges Bestehen. Das soll gebührend gefeiert werden. „Bei uns wird es dann einen Salatkuchen geben“, sagt Nadine Szameit.