Wer in Werne derzeit auf der Suche nach einer Sozialwohnung ist, der muss sich gedulden. Denn die Online-Suche mithilfe des Portals Immoscout zeigt genau null Ergebnisse, sucht man nach Wohnungen in Werne, für die ein Wohnberechtigungsschein gebraucht wird. Bei Eigenheimen sieht es nicht anders aus. Den sogenannten Wohnberechtigungsschein erhalten Haushalte in Deutschland, die mit so wenig Geld pro Jahr auskommen müssen, dass die marktüblichen Mieten schlicht eine zu große Belastung für den Geldbeutel wären. Für sie gibt es Angebote im sozialen Wohnungsbau, also dem öffentlich geförderten Immobilienmarkt.
Die Berechtigung, einen Wohnberechtigungsschein zu erhalten, ist an das jährliche Einkommen des Haushaltes gebunden. Alleinstehende Personen, die in einem Jahr maximal 32.906 Euro brutto zur Verfügung haben, sind berechtigt, so die Auskunft des Landesministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Digitalisierung NRW. Lebt im Haushalt der alleinstehenden Person ein Kind, gilt die Brutto-Einkommensgrenze von 46.844 Euro. Für einen Zwei-Personen-Haushalt wurde die Grenze bei 45.688 Euro festgesetzt, bei einer vierköpfigen Familie liegt sie bei 59.438 und bei einer fünfköpfigen Familie bei 69.438 Euro.

Hohe Nachfrage bleibt
In Werne steigt die Zahl der Haushalte, die sich jährlich einen Wohnberechtigungsschein ausstellen lassen, wie Sozialdezernentin Kordula Mertens auf Anfrage der Redaktion erklärt. Während 2020 noch 61 neue Wohnberechtigungsscheine in der Stadt an der Lippe ausgestellt wurden, waren es 2022 158. Im vergangenen Jahr, 2023, sank die Zahl wieder leicht und lag den Worten Mertens nach bei 136. In diesem Jahr wurden bereits 34 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt. Rechnet man das auf das gesamte Jahr 2024 hoch und geht davon aus, dass in derselben Häufigkeit wie bisher in diesem Jahr Anträge gestellt werden, könnten bis Ende Dezember 163 Wohnberechtigungsscheine ausgestellt werden.
Aktuell leben 1296 Menschen in Werne in Mietwohnungen des sozialen Wohnungsbaus. 381 Menschen in einem Eigenheim. 37 Miet-Sozialwohnungen sind in Werne im vergangenen Jahr fertiggestellt worden. Diese befinden sich unter anderem an der Brevingstraße, der Anna-Beul-Straße und am Brinkhof. Ein Eigenheim wurde an der Vinkstraße gebaut. 2022 und 2021 wurden jeweils sieben neue Sozialwohnungen fertiggestellt, erklärt die Sozialdezernentin. Auch im Verlaufe dieses Jahres sollen neue Immobilien hinzukommen, die mit einem Wohnberechtigungsschein bezogen werden können. Nach Auskunft der Sozialdezernentin, handelt es sich um elf Wohnungen, die in diesem Jahr für die Vermietung fertig werden. Zudem soll ein neues Haus mit neun Wohnungen gebaut werden. Dafür sei im Werner Rathaus bisher aber noch kein entsprechender Förderbescheid eingegangen.
Viele Neubauten nötig
Bundesweit nimmt der Bestand an Sozialwohnungen ab, wie Erhebungen zeigen. Während es zur Wiedervereinigung 1990 in Deutschland noch knapp drei Millionen geförderte Wohnungen gab, sind es heute nur noch eine Million Wohnungen. Laut dem Bündnis „Soziales Wohnung“ – unter anderem bestehend aus Mieterbund und Baugewerkschaft – fehlen 910.000 Sozialwohnungen in der Bundesrepublik.
Auch in Werne fallen in den kommenden Jahren einige der Sozialwohnungen weg, deren Mietbindung in den kommenden Jahren ausläuft. Fällt diese Bindung weg, können die Wohnungen zu marktüblichen Mieten angeboten werden und stehen dem Markt des sozialen Wohnungsbaus nicht mehr zur Verfügung. 2024 betrifft das 19 Wohnungen, 2025 170 und 2026 17 Wohnungen. Es muss also dringend kräftig in den sozialen Wohnungsbau in Werne investiert werden, um die wegfallenden Wohnungen durch Neubauten zu ersetzen und somit der immer größer werdenden Nachfrage an Sozialwohnungen gerecht zu werden.