
© Verena Schafflick
Nach Rücktritt von Hennig-Wellsow: „Die Linke“ versucht Schadensbegrenzung
Wahlkampf in Werne
Es sind noch knapp drei Wochen bis zur NRW-Landtagswahl am 15. Mai. Die Partei „Die Linke“ ging dafür am Donnerstag auf dem Markt auf Stimmenfang - und versuchte Schadensbegrenzung.
Drei Wochen vor der NRW-Landtagswahl rumort es auf Bundesebene bei der Partei „Die Linke“. Am Mittwoch verkündete die Co-Vorsitzende der Partei, Susanne Hennig-Wellsow, überraschend ihren Rücktritt. Einen Tag später machte die Partei eine Wahlkampfveranstaltung auf dem Werner Markt - wozu die Ex-Vorsitzende eigentlich auch kommen sollte.
Hennig-Wellsow war eigentlich neben dem NRW-Spitzenkandidaten der Linken, Jules El-Khatib, als Gastrednerin auf der Bühne eingeladen. Doch nach ihrem Rücktritt tags zuvor war die Ex-Vorsitzende nicht in der Lippestadt. Laut El-Khatib allerdings Corona-bedingt: Hennig-Wellsow sei positiv.
Die Wahlkampfveranstaltung der Linken am Donnerstag sollte eigentlich erst auf dem Roggenmarkt stattfinden. Aufgrund der Bühnengröße wurde diese Veranstaltung aber auf den Markt verlegt. Mit kostenlosen Cocktails und Grillwürstchen versuchte man sich in Schadensbegrenzung.
„Der Rücktritt kommt für uns natürlich zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt“, gibt Rebekka Kämpfe, die am 15. Mai im Wahlkreis Unna II für Die Linke an den Start geht, zu. Auch Jules El-Khabit sieht es ähnlich: „Das wäre für uns in dreieinhalb Wochen natürlich besser gewesen.“
Rebekka Kämpfe wittert Kalkül
Susanne Hennig-Wellsow führte erst seit 2021 zusammen mit Janina Wissler die Partei auf Bundesebene. Am Mittwoch trat sie zurück. Als Gründe nannte sie in einer Stellungnahme, dass ihr achtjähriges Kind mehr Aufmerksamkeit brauche. Allerdings hatte der „Spiegel“ am Karfreitag Recherchen veröffentlicht, wonach es, insbesondere in ihrem hessischen Landesverband, Sexismus gegeben haben soll. Auch von Machtmissbrauch ist die Rede.
Kämpfe und El-Khatib verstehen die Rücktrittsgründe Hennig-Wellsows, vor allem den familiären Grund. Auch wenn Rebekka Kämpfe hinter den Unruhen innerhalb der Partei journalistisches Kalkül wittert: „Seit Jahren veröffentlicht der ‚Spiegel‘ solche Geschichten immer kurz vor Wahlen.“ Dennoch sehe sie ein, dass als Partei, die sich dem Feminismus verschrieben hat, solche Vorwürfe aufgearbeitet werden müssen.
El-Khatib hält sich zu Sexismus-Vorwürfen bedeckt
Der Spitzenkandidat der „Linken“, Jules El-Khatib, sieht dies ähnlich, will mit der Aufarbeitung aber erst nach der Wahl am 16. Mai beginnen. Er hält sich zu den Sexismus-Vorwürfen gegenüber männlichen „Linke“-Führungspersonen aber auch auf Nachfrage eher bedeckt. „Sie war ja schon länger unzufrieden.“
El-Khatib deutet damit auf die anhaltenden Unruhen innerhalb der Bundesfraktion der Linken. Auch auf Landesebene sei dies lange der Fall gewesen - inzwischen aber nicht mehr, wie der Spitzenkandidat hervorhebt. Drei Wochen vor der Wahl kehrt scheinbar keine Ruhe ein.