Nach jahrelangen Erb-Unklarheiten Geschichtsträchtiges Haus in Werner Innenstadt zum Verkauf

Geschichtsträchtiges Haus in Werner Innenstadt steht endlich zum Verkauf
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Als Problemdenkmal wird eine solche Immobilie wie das Haus an der Burgstraße 15 mit dahinterliegender, über den Innenhof zu erreichender Werkstatt, offiziell bezeichnet. Als Haus „mit historischem Wert, der sich in vielerlei Hinsicht zeigt“, bezeichnet es Petra Göbel, zuständig für Denkmalpflege bei der Stadt Werne.

Und als „denkmalgeschütztes Stadthaus, das vermutlich 1777 in Holzbauweise errichtet wurde“ wird es seit etwa drei Wochen zu einem Preis von 95.000 Euro auf immowelt.de vermarktet.

Und das gleicht einer kleinen Sensation.

Denn zwölf Jahre sollte es dauern, bis die Erbfolge für das Haus vollständig ermittelt werden konnte. Zuletzt war ein Nachlassverwalter eingesetzt worden, der einen großen Teil der nicht bekannten Erben vertritt. „Die Nachlassverwaltung wird durch das Nachlassgericht angeordnet, wenn der Erbe oder Nachlassgläubiger die Anordnung beantragen“, heißt es zur Erklärung auf der Seite von justiz.nrw.

„Sie dient der Befriedigung der Ansprüche der Nachlassgläubiger aus dem Nachlass und führt gleichzeitig zur Beschränkung der Haftung des Erben auf den Nachlass.“

In diesem Zuge sei ein Gutachten erstellt worden, auf dessen Basis nun der alte Bau verkauft wird, berichtet Petra Göbel. „Ich bin froh, dass es endlich vorangeht und hoffe, dass sich jemand interessiert, der denkmaloffen ist und die besondere Geschichte des Hauses wertschätzt“, sagt sie auf Anfrage. „Also jemanden, der Interesse an der Geschichte und der alten Bausubstanz zeigt und dazu vielleicht noch handwerkliches Geschick mitbringt.“

Dieses Archivbild aus dem Jahr 2021 zeigt einen Blick in das denkmalgeschützte Haus an der Burgstraße.
Dieses Archivbild aus dem Jahr 2021 zeigt einen Blick in das denkmalgeschützte Haus an der Burgstraße. © Felix Püschner

Was die Geschichte angeht, sei die größte Besonderheit die jüdische Vergangenheit, findet Petra Göbel. In dem Haus an der Burgstraße lebten einst jüdische Familien, darunter die Familie Salomon, die eine koschere Bäckerei betrieb. Einige bis heute vorhandene Überbleibsel zeugen von dieser Zeit. Als Mischung aus Ackerbürgern, Juden und Handwerkern, beschreibt Karl-Heinz Schwarze die Bewohner dieses Hauses. Schwarze hatte als Mitglied des Vereins „Freunde des historischen Stadtkerns Werne“ den Gebäudekomplex kaufen wollen. Außerdem hat er ein Buch über die Geschichte des Hauses geschrieben.

Zuletzt hatte Heinz Elberfeld, der eine Schreinerei betrieb, das Haus bewohnt. Sein Großvater, ein Stuhlmacher, hatte es von den jüdischen Vorgängern erworben. Nachdem Heinz Elberfeld 2012 kinderlos und unverheiratet gestorben war, gestaltete sich die Ermittlung aller Erben schwierig.

Neben dem Sinn für Geschichte und dem Interesse an früheren Bewohnern sei auch handwerkliches Geschick nötig, sagt Göbel: „Beide Gebäude befinden sich in einem renovierungs- und sanierungsbedürftigen Zustand“, heißt es in der Immobilien-Anzeige.

Eine weitere Besonderheit der fünf Zimmer-, 120-Quadratmeter-Wohnfläche und 240-Quadratmeter-Gesamtfläche großen Immobilie: „Sämtliche Sanierungsmaßnahmen sind mit dem Amt für Denkmalschutz abzustimmen.“

Schon einige Besichtigungen

Dennoch gab es bereits einige Interessenten - acht um genau zu sein. Das berichtet Immobilienmakler Volker Meyer. Der Verein „Freunde des historischen Stadtkerns Werne“ sei nicht darunter gewesen. Das von Karl-Heiz Schwarze im Oktober 2023 veröffentlichte Buch „Salomon-Elberfeld-Museum. Von jüdischer Metzgerei zur Stuhlmacherei“ trägt den Untertitel: „Ein verflogener Traum - im Bild-Buch wach gerüttelt“. „Aber“, bemerkt Meyer, „Es waren Menschen, die renovieren können, die sich das Haus angeguckt haben.“

Zum Tag des Offenen Denkmals am 8. September sollen das Haus an der Burgstraße 13 und die dahinter liegende Werkstatt noch einmal in ihrem jetzigen Zustand gezeigt werden: Mit Überbleibseln der Stuhlmacherei, die vor zwei Generationen in dem Haus betrieben wurde, mit Schlachterhaken aus der Zeit, als es die Metzgerei dort gab, mit Fachwerk im Dachgeschoss und altem Mauerwerk.