Mysteriöses Drama um Sturz in die Horne in Werne Auch nach einem Jahr keine Spur von Ingo H.

Auch nach einem Jahr keine Spur von Ingo H. nach Sturz in die Horne
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Es ist ein Fall, der vor einem Jahr viel Aufsehen erregt hat und wochenlang Gesprächsthema in Werne war. Am 10. März 2023 verschwand Ingo H. während eines Spazierganges an der Horne. Es ist bis heute ein mysteriöser Fall. Wir haben bei den Behörden nach dem Stand der Ermittlungen gefragt.

„Es gibt nichts Neues, keinerlei Hinweise“, sagt Vera Howanietz, Sprecherin der Kreispolizeibehörde Unna, auf Anfrage der Redaktion. Es sei „sehr ungewöhnlich“, dass es in solch einem Fall, der für viel Aufsehen gesorgt habe, „überhaupt keine Hinweise gibt“. Zu den Ereignissen vor einem Jahr „gibt es seit langer Zeit schon keine Anhaltspunkte mehr“. Aber ist Ingo H. tatsächlich in die Horne gestürzt?

Tatsächlich in Horne gestürzt?

„Wir gehen davon aus, dass er in die Horne geraten ist“, sagt Howanietz. Es gebe keinerlei Fingerzeige darauf, dass er zum Beispiel sein Verschwinden inszeniert habe. „Es existieren keine Anzeichen, dass er etwa unter neuer Identität irgendwo anders lebt“, sagt die Polizeisprecherin.

Auch bei der zuständigen Wasserbehörde, Emschergenossenschaft/Lippeverband, hat sich im vergangenen Jahr nicht ein Anhaltspunkt auf den Verbleib der sterblichen Überreste von Ingo H. ergeben. Sprecher Ilias Abawi sagt: „Im Grunde gab es nur zwei Möglichkeiten: Dass der Körper irgendwo in der Natur angespült wird oder hängenbleibt und dann entdeckt wird. Oder, dass er an irgendwelchen Anlagen der Lippe entdeckt wird.“ Beides ist bis heute nicht geschehen. Abawi: „Das Ganze ist schon mysteriös.“

Im eiskalten Wasser der Horne suchten DLRG-Strömungsretter damals nach dem vermissten 59-jährigen Werner.
Im eiskalten Wasser der Horne suchten DLRG-Strömungsretter damals nach dem vermissten 59-jährigen Werner. © Arndt Brede (A)

Erneut starkes Hochwasser

Dass es noch zu einer Entdeckung der sterblichen Überreste von Ingo H. kommt, scheint nach einem Jahr sehr unwahrscheinlich zu sein. Zumal es im Dezember wieder ein starkes Hochwasser in Horne, Lippe und Co. gegeben hat. Es ist wohl davon auszugehen, dass die sterblichen Überreste von Ingo H. über Horne, Lippe und Rhein bis in die Nordsee gelangt sind.

Das Drama ereignete sich am Abend des 10. März 2023, einem Freitag. Ingo H., damals 59 Jahre alt, war mit seiner Enkelin nördlich des Hansarings an der Horne unterwegs. Der ansonsten ruhig fließende Bach hatte sich zu der Zeit durch starke Regenfälle in ein reißendes, eiskaltes Gewässer verwandelt. Aus bis heute nicht geklärter Ursache stürzte er ins Wasser.

Großangelegte Suchaktion

Die Enkelin sah das, lief nach Hause und benachrichtigte die Familie, die die Polizei einschaltete. Es lief eine groß angelegte Suchaktion mit Feuerwehr, Polizei und Deutscher Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) an, die sich bis zum Sonntag fortsetzte. Zu dem Zeitpunkt gab es kaum Hoffnung, Ingo H. noch lebend zu bergen.

Doch auch die Suche nach den sterblichen Überresten des Werners gestaltete sich schwierig. Am Dienstag, 14. März 2023, vier Tage nach dem Drama, wollten Polizeitaucher aus Bochum der Vermutung nachgehen, dass der Leichnam im Strudel des Wehrs an der Hornemühle gefangen sein könnte. Denn durch das herabstürzende Wasser entsteht eine Walze, die einen menschlichen Körper festhalten könnte.

Zu gefährlich für Polizeitaucher

Doch die Polizeitaucher mussten ihren Einsatz abbrechen. Nicht nur, dass die Horne nach wie vor viel Wasser führte. Starker Regen an diesem Einsatztag sorgte innerhalb von Stunden dafür, dass sie weiter anschwoll. Es war zu gefährlich für die Taucher, in die Wasserwalze am Wehr hinabzusteigen.

Die Hoffnung der Behörden, Hinweise aus der Bevölkerung könnten weiterhelfen, zerschlug sich. Dennoch startete die Polizei rund zwei Monate später noch einmal eine Suchaktion an der Horne. Wiederum ohne Erfolg.

Das Verschwinden von Ingo H. bleibt ein mysteriöser Fall. Wahrscheinlich für immer.