Chantal Dieckerhoff (27) ist von dem Kita-Wirrwarr in Werne frustriert,

© Dieckerhoff

Mutter (27) zu Kita-Wirrwarr in Werne: „Für die Eltern ist das total frustrierend“

rnKitas in Werne

Erst ist die Kita auf, dann geschlossen, dann sind die Kinder in Quarantäne, dann kommt die Notbetreuung - eine riesige Herausforderung für die Eltern in Werne. Aber nicht zuletzt für die Kinder.

Werne

, 01.05.2021, 10:02 Uhr / Lesedauer: 2 min

Wenn Chantal Dieckerhoff (27) ihren Sohn morgens fertig macht und zur Kita bringen will, dann kommt es ab und zu vor, dass er dazu gar keine Lust hat. Keine Lust mit den anderen Kindern zu spielen, keine Lust, sich dort auszutoben. Denn wie lange der Besuch anhält, ist zu Tagesbeginn nie so ganz klar. „Das ist morgens ein Drama für 10“, sagt die Mutter aus Werne.

Erst waren die Kitas auf, dann zu, dann wieder auf, dann geöffnet mit Notbetreuung und zwischendurch mussten die Kinder dann auch mal in Quarantäne - ein ganz schönes Durcheinander, das auch an dem 3 Jahre alten Finn nicht spurlos vorübergeht.

„Er kann nie den ganzen Tag gehen“, sagt Dieckerhoff. Und die Aussicht, nach kurzer Zeit wieder nach Hause zu müssen, trübt die Freude auf den Kita-Besuch. Seit vergangenem August geht er in eine Werner Kita. Alles unter Pandemiebedingungen - ebenso auch die anfängliche Eingewöhnung in den Kita-Alltag mit in der Pandemie nur einem Elternteil. „Das ging dann direkt hin und her. Er durfte oft nicht gehen.“

„Es ist gerade Zufall, dass wir beide zwei Wochen Urlaub haben“

Hinzu kommt, dass Finn eine Allergie hat und deshalb manchmal erkältungsähnliche Symptome zeigt. Worauf hin die Kita aus Angst vor Coronasymptomen Dieckerhoff bereits mehrfach kontaktierte, um ihren Sohn aus der Tagesstätte abzuholen. Zum Glück, sagt die junge Mutter, die wie ihr Mann in der Altenpflege tätig ist, sei ihr Arbeitgeber verständnisvoll und so könne sie bei einem Anruf der Kita sofort reagieren. „Das ist in den meisten Betrieben nicht möglich.“

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Zuletzt sei Finn wieder gern in die Kita gegangen. Doch als am vergangenen Montag wieder die Notbetreuung in Kraft gesetzt und alle Eltern aufgefordert wurden, ihre Kinder wenn möglich zu Hause zu behalten oder anderweitig zu betreuen, wurde dem routinierten Kitabesuch wieder ein Riegel vorgeschoben.

Eine Herausforderung auch für die Eltern: „Das ist total schwierig. Es ist gerade Zufall, dass wir beide zwei Wochen Urlaub haben.“ Die Familie habe bereits den niedrigsten Stundensatz von 25. Und dieser sei vor der Notbetreuung noch einmal um 10 Stunden reduziert worden. 3 Tage, 5 Stunden die Woche bringt Chantal Dieckerhoff ihren Sohn in die Kita - wenn nicht gerade Notbetreuung angesagt ist.

3 Stunden an 5 Tagen gingen auch, würden ihr für die Arbeit aber keine Entlastung bringen, so Dieckerhoff. „Es ist von Woche zu Woche eine Herausforderung: Hat die Kita geöffnet? Wie muss ich arbeiten? Was, wenn er wegen Erkältungssymptomen abgeholt werden muss und ich auf der Arbeit alles stehen und liegen lassen muss?“, sagt die junge Mutter.

Nicht nur für die Eltern eine frustrierende Situation

„Für die Eltern ist das total frustrierend, für die Kinder noch viel viel mehr“, sagt Dieckerhoff. „Das wird man in ein paar Jahren merken, was das mit den Kindern gemacht hat“, ist sie sich sicher. Finn ist ein Einzelkind und lebe derzeit zu 90 Prozent unter Erwachsenen. Die Kompetenzen, die Kinder im Miteinander entwickelten, könne er gerade wegen der Abstandsregeln und der reduzierten Betreuungszeiten im Kindergarten gar nicht entwickeln.

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Gleichzeitig heiße es in der Kita, Finn klammere sich zu sehr an die Erwachsenen und dass Finn nicht so schön mit den anderen Kindern spielen könne. Und dass Chantal Dieckerhoff und ihr Mann Finn mehr Kontakt zu anderen Kindern ermöglichen sollen. Eine frustrierende Situation für die Familie: „Wo soll er es auch lernen? Entweder ich halte mich an die Coronaregeln oder ich treffe mich mit anderen Familien. Aber dann muss ich mir anhören, man muss den Kindern mehr Kontakt ermöglichen.“ Abstandsregeln oder Treffen - Beides gehe eben nicht.

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