Der Traum vom Eigenheim ist für viele Menschen inzwischen geplatzt. Nur wer einen ordentlichen Batzen Eigenkapital in der Tasche hat oder über ein vergleichsweise hohes Einkommen verfügt, scheint angesichts gestiegener Zinsen und Co. noch halbwegs positive Aussichten auf ein Haus oder eine Eigentumswohnung zu haben.
Damit der Wunsch nach Veränderung in Erfüllung geht, bietet sich als Alternative lediglich noch eine Mietwohnung. Wir haben uns auf den gängigen Online-Portalen umgeschaut, was Werne hier so zu bieten hat - und sind auf einige eindrucksvolle Immobilien gestoßen.
Mit Blick auf die Preisentwicklung lässt sich zunächst einmal festhalten: Die Kosten steigen weiter - sowohl in Werne als auch kreisweit. Das geht zumindest aus einer Statistik des Portals Immobilienscout 24 hervor. Hier werden die Quadratmeterpreise aller inserierten Angebote ausgewertet. Schon in den vergangenen Jahren hatte die Kurve steil nach oben gezeigt. Während der Quadratmeterpreis in Werne im dritten Quartal 2019 noch bei 6,08 Euro lag, sind es im dritten Quartal 2023 satte 7,29 Euro.
Wärmehäuschen steht zur Vermietung
Zur Einordnung: Das liegt in der Spanne von 7,03 Euro bis 8,60 Euro, die der Gutachterausschuss des Kreises Unna in seiner jüngsten Auflage des Mietspiegels aus dem Jahr 2022 als Orientierungswert herausgegeben hat - allerdings für die Kategorie der Wohnungen, die nach 2015 gebaut wurden. Die aufgeführten Quadratmeterpreise für ältere Gebäude sind deutlich niedriger. Und inzwischen liegen Welten zwischen den Angaben des Gutachterausschusses und der Realität auf dem Markt.
Auch die konkreten Angebote, die derzeit auf der Online-Plattform in Werne zu finden sind, fallen preislich komplett aus dem Rahmen. Insgesamt 12 Mietwohnungen sind dort aufgeführt (Stand 27. September). Die günstigste ist eine 63 Quadratmeter große Zwei-Raum-Wohnung in Stockum. Hier beträgt die Kaltmiete 490 Euro. Das entspricht 7,78 Euro pro Quadratmeter. Das Haus wurde 1998 gebaut. Am teuersten ist die Miete in einer 135 Quadratmeter großen Neubauwohnung. Stolze 1485 Euro müssen Mieter hier künftig zahlen. Das sind 11 Euro pro Quadratmeter.

Was ebenfalls auffällt: Es werden aktuell gleich mehrere echte Schmuckstücke angeboten. Da wäre allen voran eine Mietwohnung in einem der Wärmehäuschen am Kirchhof. Die 97 Quadratmeter Wohnfläche erstrecken sich über drei Etagen. Die Kaltmiete beträgt 945 Euro. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde im 15. Jahrhundert errichtet und erst kürzlich saniert. Dass es dadurch seinen Charme nicht verloren hat, ist auf den Fotos im Inserat deutlich zu sehen. Sprossenfenster, Holzböden und Deckenbalken machen das Fachwerkhaus mit der grünen Eingangstür zu etwas Besonderem.
Bei dem Wettbewerb „Zukunftsweisendes Bauen im Kreis Unna – Energetische Altbausanierung“ schaffte es das Haus 2005 auf die Liste der „vorbildlichen Beiträge“. Dabei war der Weg zur vorausgegangenen Modernisierung und Sanierung offensichtlich steinig, wie aus der Dokumentation des Wettbewerbs hervorgeht. „In zähen Verhandlungen mit der Denkmalbehörde wurde ein Kompromiss zwischen Denkmalschutz und modernen Wohnbedürfnissen gefunden“, heißt es dort unter anderem.
„Stadtwohnung für Kreative“ im Angebot
Einen neuen Mieter sucht auch eine Altbauwohnung an der Schulstraße. Die Kaltmiete für die 106 Quadratmeter große Etagenwohnung beträgt 1040 Euro. Das entspricht einem Quadratmeterpreis von 9,81 Euro. Das Gebäude wurde 1914 errichtet und zuletzt 2020 saniert. Geheizt wird - genauso wie im Fachwerkhaus am Kirchhof - mit Gas. Dielenboden, hohe Decken und die laut Inserat „original erhaltenen Kassettentüren“ sollen einen „fantastischen Altbaucharme“ versprühen. Die Wohnung befindet sich nahe der früheren Wienbredeschule.
Top-Wohnung Nummer 3 befindet sich hingegen mitten in der Innenstadt. Genau genommen handelt es sich sogar um zwei Wohneinheiten, die als „Stadtwohnung für Kreative“ angepriesen werden: Die eine verfügt über 72 Quadratmeter Wohnfläche und kostet 684 Euro Kaltmiete - die andere hat 77 Quadratmeter und kostet knapp 713 Euro. Auch diese Immobilie ist frisch saniert. 2022 hatte Dr. med. Nurjan Satimov den Komplex aus Fachwerkhaus am Rande des Marktplatzes und dem ehemaligem Sporthaus an der Bonenstraße gekauft und mit umfangreichen Baumaßnahmen begonnen.
In das ehemalige Sporthaus soll bald eine HNO-Praxis ziehen. Darüber befinden sich die beiden Wohnungen. Im Erdgeschoss des Fachwerkhauses ist mittlerweile das Versicherungsbüro Mintel eingezogen. Die Wohnung im Obergeschoss ist bereits vermietet.

Viel exklusiver Wohnraum - aber eben auch ziemlich teuer. Die generelle Nachfrage nach Wohnungen hält sich hingegen auf einem hohen Niveau. Das weiß auch Nadine Ruck. Sie ist Geschäftsführerin des Bauvereins Werne, der über rund 1400 Wohnungen verfügt. Und die sind derzeit allesamt belegt. „Die Nachfrage steigt weiterhin. Während der Corona-Krise waren die Leute schon etwas zurückhaltender. Aber das lag auch daran, dass zu dieser Zeit viele Dinge einfach nicht möglich waren“, sagt Ruck.
Schließlich sei allein schon der Umzug schwierig gewesen, weil man beispielsweise nur eine gewisse Anzahl an Helfern haben durfte. „Dementsprechend waren die Nachfrage und auch die Fluktuation geringer“, erklärt die Expertin. Inzwischen sei besagte Nachfrage wohl sogar noch etwas größer als vor der Pandemie. Und sie legt den Mangel an Wohnraum schonungslos offen. Vor allem, wenn es um bezahlbare Wohnungen geht. Denn für die braucht man aktuell sogar als Mieter ein ziemlich dickes Portemonnaie.
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