Anfang April hat das Bundeskabinett einem Gesetzentwurf zugestimmt, der dem seit geraumer Zeit anhaltenden Medikamenten-Mangel entgegenwirken soll. „Gesetz zur Bekämpfung von Lieferengpässen bei patentfreien Arzneimitteln und zur Verbesserung der Versorgung mit Kinderarzneimitteln“, lautet die sperrige Bezeichnung.
Das Gesetz beinhaltet unter anderem eine Lockerung der Preisregeln für Kinder-Medikamente. Zudem soll es Apothekern einfacher gemacht werden, wirkstoffgleiche Arzneimittel herauszugeben, sofern ein bestimmtes Medikament nicht erhältlich ist. Außerdem wird ein Frühwarnsystem zur Erkennung von drohenden Lieferengpässen eingerichtet. Doch reicht das wirklich aus, um die Probleme in den Griff zu bekommen?
Friederich Schneider ist da äußerst skeptisch. „Das Gesetz wirkt auf mich zusammengeschustert und vage“, betont der Inhaber der Adler-Apotheke am Marktplatz auf Anfrage unserer Redaktion. Angesichts der aktuellen Situation wären eigentlich schnelle Lösungen erforderlich. Doch die liefert das Gesetz nicht. Allenfalls ein paar gute Ideen, bei denen sich noch zeigen müsse, ob sie sich überhaupt umsetzen lassen. Zumal nicht alle Beteiligten über die neuen Regelungen jubeln. Krankenkassen etwa müssten künftig wohl mehr zahlen als bislang.
Antibiotika und Co. weiter Mangelware
Klar sei, dass man die Produktion von Medikamenten nach Europa oder sogar nach Deutschland verlegen müsse, um die Versorgung langfristig zu sichern, sagt Schneider: „Aber dadurch werden die Arzneimittel natürlich auch wieder teuer und es dauert bestimmt zehn Jahre, bis das richtig funktioniert.“ Das liege nicht zuletzt an den typischen bürokratischen Hürden bei Planung und Bau von Produktionsstätten sowie Zulassungen.
Aus Schneiders Sicht hätte die Regierung schon vor Jahren handeln müssen. Weil sie dies nicht getan hat, müsse man nun mit den Konsequenzen leben. Derzeit sei vor allem die Antibiotika-Versorgung katastrophal. „Und da ist leider keine Entspannung in Sicht. Auch Blutdruckmittel fehlen aktuell“, so der Apotheker. Seine Kunden bekommen die Versäumnisse direkt zu spüren - und sind entsprechend verärgert. Immerhin verstünden jedoch die meisten, dass nicht die Apotheken selbst Schuld an der Misere sind.

Auch Udo Lucas findet mit Blick auf den Gesetzentwurf deutliche Worte: „Ich halte das für einen schlechten Scherz“, sagt der Betreiber der Fürstenhof-, Post- und Lippe-Apotheke - auch, wenn es grundsätzlich natürlich gut sei, dass die Entscheidungsträger „endlich mal wach werden“. Mit dem Gesetz versuche die Politik nun etwas auszubügeln, das man sich vor 20 Jahren durch „krankhafte Verträge und Regelungen“ eingebrockt habe.
So dürften Krankenkassen seither mit Firmen verhandeln, bei denen klar sei, dass sie den Markt in Deutschland gar nicht ausreichend beliefern können. Dagegen wirken die Einschränkungen, die für die Apotheken gelten, fast schon absurd. „Wenn Sie nach Holland fahren, sind Sie im Schlaraffenland. Da gibt es keine Engpässe, sondern alle Präparate in Hülle und Fülle“, sagt Lucas und verweist auf den regelrechten Medikamenten-Tourismus, den es zuletzt im Nachbarland gab: „Würden wir die Medikamente aus dem Ausland aber bei uns in Deutschland verkaufen, würden wir uns strafbar machen.“
Zu wenig produzierende Firmen in Europa
Vom Inhalt des Gesetzentwurfs ist der Werner Apotheker nicht überzeugt. Die Möglichkeit, fehlende Medikament gegen alternative Präparate auszutauschen, sei ja beispielsweise kein innovativer Gedanke, sagt Lucas. Und der Fokus auf Europa als Produktionsstätte sei vielleicht löblich, aber es gebe hier derzeit nun mal gar nicht genügend Firmen, die überhaupt Medikamente produzieren: „Und die, die liefern, liefern zu wenig.“
Bei der im Gesetz formulierten „Bekämpfung von Lieferengpässen“ werden die Apotheken also wohl weiterhin ihre eigenen Mittel und Wege finden müssen. Die sehen oft pragmatisch aus. Ein ganz simples Beispiel: Wenn man ein Medikamente für Kinder nicht in flüssiger Form bekommen könne, schaue man, dass man Tabletten mit dem benötigten Wirkstoff zermörsert oder sie in Wasser auflöst, damit der Nachwuchs das Mittel auch einnehmen kann, erklärt Lucas: „Wir versuchen grundsätzlich, alles möglich zu machen. Aber irgendwann sind auch wir mit unserem Latein am Ende.“
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