Die Soko Tierschutz hat den Tierquälerei-Skandal rund um die Viehsammelstelle von Marko Mecke ins Rollen gebracht. Das war im Juli 2021. Nach mehr als eineinhalb-jähriger Ermittlungsarbeit hat die Staatsanwaltschaft Dortmund die Anklageschrift fertig. Was Insider überrascht: Auch Firmenchef Marko Mecke zählt zu den Angeklagten. Dennoch ist Friedrich Mülln von der Soko Tierschutz nicht zufrieden.
Doch fangen wir mit dem an, was ihn zufriedenstellt - nämlich die Personalie Mecke. „Das ist überraschend, aber für uns auch sehr erfreulich, dass die Ermittler nicht nur die beiden Schergen, sondern auch den Chef anklagen wollen.“ Das könne auch ein Zeichen für andere Fälle sein, in denen Firmeninhaber gern Unwissenheit und Unschuld vortäuschten und alles auf austauschbare Untergebene abwälzten.
„Nur“ vor dem Amtsgericht
Wenig begeistert ist der Tierschutz-Chef dagegen von der Auswahl des Gerichtes. Denn die Verhandlung soll, wenn sie denn stattfindet, am Amtsgericht verhandelt werden. „Das ist die unterste juristische Stufe mit entsprechend geringen zu erwartenden Strafen“, moniert Mülln. Er sei daher skeptisch, ob es zu einer angemessen Strafe kommt.
Tierquälereien würden von vielen Strafverfolgern und Gerichten mehr oder weniger als Kavaliersdelikt behandelt. Er hoffe, dass es nicht zu einem Strafbefehl vorab, sondern zu einer Hauptverhandlung kommt. „Das wäre eine wichtige Zeichensetzung für die Menschen, die in Sachen Tierschutz den Glauben an die Justiz verlieren“, sagt Mülln.

Schwere Vorwürfe gegen Mecke
Die von der Staatsanwaltschaft zusammengetragenen Vorwürfe wiegen schwer. Tierquälereien in unterschiedlichster Ausprägung wirft sie den drei Beschuldigten vor. Marko Mecke selbst werden zehn Fälle zur Last gelegt, dem einen Mitarbeiter (39 Jahre alt) 38 Fälle, dem anderen (50 Jahre) fünf Fälle. Unter den Vorwürfen finden sich auch Tatbestände, dass sie Tieren literweise Blut abgezapft haben sollen. Tiere wären zudem nicht ausreichend mit Futter und Wasser versorgt worden.
Ein Vorwurf ist aus Verbrauchersicht besonders unappetitlich und verwerflich. Bei einem bereits toten Rind hätten die drei eine legale Schlachtung simuliert, um das Fleisch noch verwerten zu können. Nicht für Tierfutter, sondern für den Verkauf in der Metzgerei an Kunden. Die Totenstarre habe bereits eingesetzt.
Im Zuge der Vorgänge rund um den Mecke-Skandal in Werne hat die Soko Tierschutz immer wieder das ihrer Meinung nach lasche Vorgehen gegen Tierquälerei angeprangert. Es komme kaum zu Verurteilungen, geschweige denn, dass Täter in Haft müssten. Doch nicht nur gegen Mecke und Co. müsste die Justiz laut Friedrich Mülln vorgehen, sondern auch gegen das zuständige Veterinäramt des Kreises Unna. „Das müsste auch behelligt werden, weil es eklatant versagt hat.“
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